DOI article:
Beutinger, E.: Die Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0167
INNEN - DEKORATION.
161
Maschine diese schliesslich zum Stillstand zwingt.
Da aber Stillstand zu allen Zeiten auch Rückschritt
ist und Überflügelung zeitigt, so müssen wir
schon, um im Leben der Völker unsere Rolle als
Volk zu behaupten, Neu-Modern sein. Der Still-
stand oder Fortschritt, den wir beinahe immer beim
Wechsel einer Stilperiode beobachten können, hat
zwei Hauptmomente als Grundbedingungen (oder
wird vielmehr gerade durch diese geschaffen, die
notwendige Ruhe nach grossen Kämpfen oder) die
physische Ermattung auf der Seite der Besiegten
und das rasche Emporschnellen des Siegers bei
gesteigerten Lebens-Bedürfnissen. Für unsere Ver-
hältnisse dürfen wir wohl das letztere annehmen
— also auch Wechsel im Stil — Neues und aus
der zähen Tatkraft, mit welcher sich die »Neue
deutsche Kunst« ihre Wege bahnt, wollen wir hoffen,
ja wir müssen es, dass er sich entwickelt zu einer
neuen Kulturperiode, der Übersättigung in recht
weiter Ferne liegt; denn wir befinden uns im
Anfang und doch schon auf dem Wege der Klärung.
Der sprudelnde neue Wein legt nach und nach seine
Jungeneigenschaften ab und gelangt zur Reife. Und
ähnlich so überwindet die neue Kunst alle reaktio-
nären gichtischen Greise, die mit dem einzigen, ja
aber ihrem ganzen armseligen Gedanken- und
Formenkreis am besten sich selbst zu Grabe tragen.
Wir leben heute im Zeitalter der Technik und
ist es nicht ein glückliches Zeichen dafür, dass
gerade ein gut Teil des Erfolges des modernen Stils
auf der Basis aller Technik fundiert ist, der Kon-
struktion, eine der Hauptforderungen moderner
Kunst, die Riemerschmid und Behrens wieMackintosh
in ausgesprochener Weise betonen. Behrens geht
vielleicht manchmal zu weit darin, denn es kann
eine Konstruktion auf der einen Seite, nicht zur
Dekoration auf der andern werden, nur weil sich
zwei Konstruktions-Möglichkeiten nicht decken, aber
äusserlich als solche erscheinen sollen. Auf diese
Art wird Konstruktions-Betonung Nüchternheit oder
Trugbild — aber keine Schlichtheit und das kann
befremdend wirken, ja direkt abstossend.
Ich schätze Peter Behrens sehr hoch, aber
Riemerschmids Möbel haben etwas Weicheres, Ge-
richard riemerschmid—münchen. Schreibtisch und Regal im Arbeits-Zimmer des Ständehauses—Dresden.
Ausführung: Dresdener Werkstätten für Handwerks-Kunst—Dresden.
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Maschine diese schliesslich zum Stillstand zwingt.
Da aber Stillstand zu allen Zeiten auch Rückschritt
ist und Überflügelung zeitigt, so müssen wir
schon, um im Leben der Völker unsere Rolle als
Volk zu behaupten, Neu-Modern sein. Der Still-
stand oder Fortschritt, den wir beinahe immer beim
Wechsel einer Stilperiode beobachten können, hat
zwei Hauptmomente als Grundbedingungen (oder
wird vielmehr gerade durch diese geschaffen, die
notwendige Ruhe nach grossen Kämpfen oder) die
physische Ermattung auf der Seite der Besiegten
und das rasche Emporschnellen des Siegers bei
gesteigerten Lebens-Bedürfnissen. Für unsere Ver-
hältnisse dürfen wir wohl das letztere annehmen
— also auch Wechsel im Stil — Neues und aus
der zähen Tatkraft, mit welcher sich die »Neue
deutsche Kunst« ihre Wege bahnt, wollen wir hoffen,
ja wir müssen es, dass er sich entwickelt zu einer
neuen Kulturperiode, der Übersättigung in recht
weiter Ferne liegt; denn wir befinden uns im
Anfang und doch schon auf dem Wege der Klärung.
Der sprudelnde neue Wein legt nach und nach seine
Jungeneigenschaften ab und gelangt zur Reife. Und
ähnlich so überwindet die neue Kunst alle reaktio-
nären gichtischen Greise, die mit dem einzigen, ja
aber ihrem ganzen armseligen Gedanken- und
Formenkreis am besten sich selbst zu Grabe tragen.
Wir leben heute im Zeitalter der Technik und
ist es nicht ein glückliches Zeichen dafür, dass
gerade ein gut Teil des Erfolges des modernen Stils
auf der Basis aller Technik fundiert ist, der Kon-
struktion, eine der Hauptforderungen moderner
Kunst, die Riemerschmid und Behrens wieMackintosh
in ausgesprochener Weise betonen. Behrens geht
vielleicht manchmal zu weit darin, denn es kann
eine Konstruktion auf der einen Seite, nicht zur
Dekoration auf der andern werden, nur weil sich
zwei Konstruktions-Möglichkeiten nicht decken, aber
äusserlich als solche erscheinen sollen. Auf diese
Art wird Konstruktions-Betonung Nüchternheit oder
Trugbild — aber keine Schlichtheit und das kann
befremdend wirken, ja direkt abstossend.
Ich schätze Peter Behrens sehr hoch, aber
Riemerschmids Möbel haben etwas Weicheres, Ge-
richard riemerschmid—münchen. Schreibtisch und Regal im Arbeits-Zimmer des Ständehauses—Dresden.
Ausführung: Dresdener Werkstätten für Handwerks-Kunst—Dresden.