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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Lasser, Moritz Otto von: Neuere Bauten von Prof. Emanuel Seidl, München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0181

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INNEN - DEKORATION.

i75

Villa. — Nur wer, wie Emanuel Seidl, Gemüt und
Sinn für kleine Dinge hat, vermag sich mit Erfolg
•auf solchem Gebiete zu betätigen, und nur ein so
feinfühliger durch und durch künstlerisch empfinden-
der Architekt, wie er, kann Räume so ausgestalten,
dass sie Leben gewinnen und uns eine Menge sagen.

Wenn wir nun im folgenden ein wenig über
das Haus Bembe in Mainz plaudern, dessen innere
Durchführung ein Beleg für das Gesagte, so glauben
wir dem Leser nur zu dienen, wenn wir dessen
Künstler und Erbauer ebenfalls zu Wort kommen
lassen. Er strebt zumeist an, durch eine gute
hübsche Ausführung, durch das Material selbst zu
wirken. Die Formen, die Beschläge, die Zeichnung
dieses oder jenes Details sollen einnehmen, nicht
ein Dekor, der an Theater erinnert. Kein auf-
gepappter unorganischer Kleinkram, wie er doch so
häufig trotz allem Gerede von organischer, konstruk-
tiver Kunst beliebt wird! Seidls vornehmer Natur
entspricht eben ein billiger Effekt am allerwenigsten,
ein Vertiefen in die Aufgabe ist ihm geradezu Be-

dürfnis. So sehen wir denn im Hause Bembe jeden
Raum für sich karakterisiert; durch Kontrastwirkung
sollte einer den anderen heben, alle drücken die Freude
an einer zur Kunstwirkung werdenden Lebens-
führung aus. Er wollte ferner eine intime, das Gemüt
ansprechende Wirkung erzielen — wie sehr es ihm
gelungen, zeigen am besten unsere Abbildungen.

Die Fassaden des Hauses Bembe sind von einer
knappen und straffen Eleganz, dennoch malerisch
und architektonisch hervorragend gelungen. Durch
Muscheln, Fische u. s. w. deutet Seidl die Ent-
stehung des Steines an, durch Hereinziehung des
Landschaftlichen gelingt ihm eine anheimelnde
Wirkung. Es ist nur schade, dass unseren Bildern
nicht die anderen deutschen Wohnhäuser sich an-
fügen, man könnte sodann interessante Vergleiche
ziehen zwischem dem Vorgehen des Künstlers, das
ein Haus zu monumentaler und abgeschlossener
Wirkung bringt und der Tätigkeit der modernen
Bauspekulation, welche entweder Altes kopiert oder
Neues, aber dann häufig Geschmackloses schafft.

PROF. EMANUEL SEIDL-MÜNCHEN.

vm. vn. 2.

Galerie D. Heinemann—München. Seiten-Kabinette.
 
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