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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Schulze, Otto: Anton Huber - Charlottenburg als Innen-Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0244

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INNENDEKORATION

XV. 3HHRSHIN3. Dcinnffcidf 1904. OKTOBER-HEFT.

Anton Huber—Charlotter

Die Künstler der modernen Raumkunst scheiden
sich nach wie vor seit dem Beginne der
Zurücksetzung der historischen Stile in zwei
Berufsklassen: Architekten vom Fach und Maler,
die sich der Wohnungs-Ausstattung zuwandten.
Dass zwischen beiden Gruppen gewisse Gegensätze
bestehen, die nicht zu allerletzt in ihren Werken
zum Ausdruck kommen, zeigte zur Genüge jede
Ausstellung der letzten Jahre. Auch die heurige
Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie, in
deren Räumen die Kunst des Architekten (hier
Prof. Olbrichs) mit der von Malern (J. V. Cissarz
und Paul Hausteins) in der Gestaltung des Raumes
und seiner Möbel zusammenprallt, fordert zu inte-
ressanten Vergleichen heraus, deren Ergebnis zu
Gunsten des Architekten abschliesst.

Als die Maler in die neue Bewegung eingriffen,
sie mit künstlerischen Einzelheiten auf allen Gebieten
der angewandten Kunst befruchtend — wir alle
sind ihnen dankbar dafür — da glaubten sie, sich
vor allem der Raumkunst bemächtigen zu müssen.
Tapezierer und Dekorateure hatten diese den Archi-
tekten streitig gemacht, und weil der Architekt
stets zurückhaltender war im Mitmachen des Stil-
rummels, seine Domäne verlangt eine grössere
Stabilität und ein langsameres Entwickeln, so war
er in den Augen der Neuerer, Dränger und Stürmer

)urg als Innen-Architekt.

der Rückständige, ja, wohl auch Fortschrittfeindliche.
— Eckmann war der erste, der sich als Maler des
umstrittenen Gebietes annehmen zu müssen glaubte;
mit welchem Erfolge, das zeigen die meisten seiner
Möbel, die zu den schwächsten Leistungen seines
persönlichen Stils zählen, wenn man nicht der be-
rechtigten Annahme Gehör geben will, dass die
Möbel von Hilfskräften des Künstlers entworfen
und detailliert worden sind. Eckmann, der der
Metalltechnik, der Weberei, der Tapete, dem Holz-
schnitt neue Seiten abzugewinnen wusste, stand der
Weckung von Schönheiten des Holzes hilflos gegen-
über. Einige Sitzmöbel sind ihm gutzuschreiben,
andere Möbel nennt man besser nicht. Aber auch
andere Maler haben hier versagt, und aus neuerer
Zeit datieren Leistungen von solchen, die auf der
Welt-Ausstellung in St. Louis berechtigtes Kopf-
schütteln erregten. In meinem kleinen Aufsatz über
den Architekten Emil Beutinger, im Mai-Heft 1904
der »Deutschen Kunst und Dekoration« habe ich in
Rücksicht auf gewisse falsche Wege im Reiche
der Moderne denselben Übelstand berührt und ich
kann hier wohl davon absehen, weitere Einzelheiten
dazu nachzutragen.

Doch ich musste eine Einleitung finden, um
in Erinnerung des unvergesslichen Patriz Hubers,
dessen künstlerischem Nachlasse wir das Februar-

1904. X. I.
 
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