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Michel, Wilhelm: Wohnräume von Adolf C. Ruedenauer
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0056
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INNEN-DEKORATION
aus dem er achtsam und sicher seine Wahl trifft.
Und gerade bei dieser Leichtigkeit der Erfindung ist
die unbestechliche Reinheit der Gesinnung in Rüden-
auers Schaffen hoch anzuerkennen.
Mit keinem Zug streift er jene verdächtige Art von
»Weitläufigkeit«, die mit dem Spielerischen oder Ko-
ketten, mit Leichtfertigkeit und fragwürdiger Ethik zu
tun hat. Dem Wahren und Echten bleibt er ver-
pflichtet. Nie erhebt er die »Repräsentation« zum
Selbstzweck, nie wird ihm die Formfindung zum
Abenteuer, in dem das Ich des Machers sich prahle-
risch hervortut. Bevorzugt er deutsches Holz, die
zarte schöne Esche, den edlen Birnbaum, den schim-
mernden Ahorn, so ist das bei ihm nichts weniger
als zeitgemäße Phrase; jede seiner Formen zeigt, daß
er tiefinnerlich mit dem Werkstoff, den der deutsche
Boden hervorbringt, empfindet. Hebt er als Haupt-
zweck seiner Einraum-Dachwohnung hervor,
daß es ihm darauf angekommen sei, gegen die seelen-
lose »Bude« und ihren schlimmen Geist, das »Buden-
elend«, zu kämpfen, so zeigt seine Behandlung der
Aufgabe, daß er wirklich Wärme und Liebe in jede
Einzelheit der Gestaltung gelegt hat. Nach dem An-
bau-Prinzip angelegt, alle Möbelhöhen gleichmäßig
auf 75 cm gebracht, daher durchgehende bequeme
Ablegeflächen im ganzen Raum, mit hellem Linoleum
freundlich abgedeckt, die Möbelkörper nach Bedarf
trennbar und ergänzbar - so ist diese Verbindung
von Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer in Wahrheit
die schönste Erfüllung dessen, was der Wohnung
eines alleinstehenden Menschen nottut. Die erwähnte
Flurgarderobe in weißem Ahorn, mit chinablauem
Linkrusta belegt, auf Metallstützen gestellt und in der
Form so liebevoll durchgeführt, daß das Möbel eine
ganze Szene Leben vorführt — was kann nach Farbe
und Erscheinung freundlicher sein? Dieselbe natür-
INNEN-DEKORATION
aus dem er achtsam und sicher seine Wahl trifft.
Und gerade bei dieser Leichtigkeit der Erfindung ist
die unbestechliche Reinheit der Gesinnung in Rüden-
auers Schaffen hoch anzuerkennen.
Mit keinem Zug streift er jene verdächtige Art von
»Weitläufigkeit«, die mit dem Spielerischen oder Ko-
ketten, mit Leichtfertigkeit und fragwürdiger Ethik zu
tun hat. Dem Wahren und Echten bleibt er ver-
pflichtet. Nie erhebt er die »Repräsentation« zum
Selbstzweck, nie wird ihm die Formfindung zum
Abenteuer, in dem das Ich des Machers sich prahle-
risch hervortut. Bevorzugt er deutsches Holz, die
zarte schöne Esche, den edlen Birnbaum, den schim-
mernden Ahorn, so ist das bei ihm nichts weniger
als zeitgemäße Phrase; jede seiner Formen zeigt, daß
er tiefinnerlich mit dem Werkstoff, den der deutsche
Boden hervorbringt, empfindet. Hebt er als Haupt-
zweck seiner Einraum-Dachwohnung hervor,
daß es ihm darauf angekommen sei, gegen die seelen-
lose »Bude« und ihren schlimmen Geist, das »Buden-
elend«, zu kämpfen, so zeigt seine Behandlung der
Aufgabe, daß er wirklich Wärme und Liebe in jede
Einzelheit der Gestaltung gelegt hat. Nach dem An-
bau-Prinzip angelegt, alle Möbelhöhen gleichmäßig
auf 75 cm gebracht, daher durchgehende bequeme
Ablegeflächen im ganzen Raum, mit hellem Linoleum
freundlich abgedeckt, die Möbelkörper nach Bedarf
trennbar und ergänzbar - so ist diese Verbindung
von Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer in Wahrheit
die schönste Erfüllung dessen, was der Wohnung
eines alleinstehenden Menschen nottut. Die erwähnte
Flurgarderobe in weißem Ahorn, mit chinablauem
Linkrusta belegt, auf Metallstützen gestellt und in der
Form so liebevoll durchgeführt, daß das Möbel eine
ganze Szene Leben vorführt — was kann nach Farbe
und Erscheinung freundlicher sein? Dieselbe natür-