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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Neue Innenraumkunst in England
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0252

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INNEN-DEKO RATION

die unmittelbare Fühlung
des Künstlers zum Hand-
werk, des Handwerkes zur
Kunst, die England neu be-
gründet hat und die der
neuen Bewegung zum Se-
gen wurde bis auf die
jetzige Stunde.

Es war der deutschen
Tatkraft und ihrer Freiheit
von konservativen Hem-
mungen vorbehalten, das
Begonnene von der Bin-
dung an alte Kunstschön-
heit zu lösen und das Ideal
einer völlig zeiteignen
Form aufzustellen. In Eng-
land kam es zu einem Zö-
gern, zu einem Verhalten
der Schritte. Die deutschen
und französischen Vorstöße
seit 1895 widerstrebten dem
englischen Geschmack.
Englands Künstler und ihr
Publikum verloren lang-
sam den Anschluß. - Das
hat zu jener Lage der mo-
dernen Raumkunst im heu-
tigen England geführt, die
ein englischer Kunstschrift-
steller, Dexter Morand, fol-
gendermaßen kennzeich-
net: »Die moderne Raum-
kunst hat in England nicht
nur mit dem am Herge-
brachten hängenden Ge-
schmack der Bevölkerung
zu kämpfen, sondern auch
mit dem Vorurteil, daß
neuzeitliche Raumausstat-
tungen kostspielig seien.

ARUNDELL CLARKE »SCHLAFZIMMER« BLICK VOM WOHNZIMMER S. 2« DaS hat seinen Grund da-

rinsaß zwischen 1926 und

1930 moderne Möbel haupt-
sächlich aus Frankreich

hervorragenden Schulen gewann eine solche Geistes- eingeführt wurden; diese bestanden aus kostbaren
kraft, daß seine Leistungen dann auch den ersten An- Hölzern (Ebenholz usw.) und waren noch mit beson-
knüpfungspunkt für die Bewegung der neunziger deren Importkosten belastet. Zwischen 1931 und 1933
Jahre bilden konnten. Die Birmingham Guild, die war es die Hauptaufgabe der englischen Möbelkünst-
Londoner Guild and School of Handicraft (unter 1er, dieses Vorurteil zu widerlegen und gleichzeitig
Ashbees Leitung) und zahlreiche andre Gruppen und darzutun, daß moderne Formen den heutigen An-
Anstalten lieferten dem Festland bei seinem Ringen Sprüchen besser entsprechen als alle andern. Erst in
um die neue Form eine unschätzbare Wegweisung. den letzten beiden Jahren hat die britische Öffent-
Namentlich ihre Metallarbeiten, ihre Webereien, ihre lichkeit eingesehen, daß ihr Vorurteil unbegründet
Buchkunst ragten hervor. Lichtträger von Benson, war, und seitdem ist die Nachfrage nach modernen
Rathbone, Wilson aus den neunziger Jahren be- Einrichtungen ständig im Wachsen. Es ist eine zähe,
haupten sich heute noch; erstaunliche Vorstöße zur ausdauernde Pionierarbeit, die da geleistet wurde,
»sachlichen« Gestaltung sind ebenfalls schon in eng- mit dem Erfolg, daß heute in England der Weg für die
lischen Arbeiten jener Zeit bezeugt. Vor allem war es neuzeitliche Gestaltung des Heims endlich frei ist.«
 
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