Combinirte Beleuchtung.
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Zeiss’sehen Irisverschlusses durch 15 Aufnahmen auf einer
einzigen Platte 13 X 21 ermittelt. Als Lichtpunkt diente mir
der Lichtbogen einer elektrischen Bogenlampe.
Combinirte Beleuchtung.
Von Ritter von Staudenheim in Feldkirchen (Kärnthen).
Beim Beschauen von alten, gemalten oder in Kupferstich
hergestellten Portraits finden wir meistens im Hintergründe
des Bildes oder in der Umrahmung Ereignisse oder Gegen-
stände abgebildet, welche irgend welchen Bezug auf das Leben
und Wirken des im Bilde Dargestellten hatten, so beim
Portrait des Feldherrn kriegerische Embleme, beim Gelehrten
Bücher, Instrumente u. s. w. Beim steten Streben, den photo-
graphischen Erzeugnissen auch künstlerischen Werth zu ver-
leihen, wird meine projectirte combinirte Beleuchtungsart
vielleicht einiges Interesse erwecken.
Die meisten Menschen, welche beabsichtigen, sich photo-
graphiren zu lassen, leiden unter einer gewissen Nervosität;
ihre gewöhnliche Physiognomie legen sie schon beim Eintritt
in das Atelier ab, nur eine krankhafte Freundlichkeit lagert
auf ihrem Antlitz, auch tragen noch einige neue, ihnen un-
gewohnte Kleidungsstücke, welche, als ihnen selbst noch
fremd, daher auch einen fremdartigen Eindruck hervor-
bringen. Der Photograph bemächtigt sich ihrer und stellt
sie vor einen sehr schönen, gemalten Hintergrund, der
allerlei Beiwerk aufweist. Vor sich sehen sie das dräuende
Ungethüm, die Camera, welches sie mit seinem gespenstigen
Auge anstarrt — das wäre beiläufig das Bild der Vorbereitung
zu einer Aufnahme im Atelier. Lüften wir den Schleier von
der von mir projectirten Aufnahme, so sehen wir beispiels-
weise: ein Maler sitzt im Atelier vor seiner Staffelei und
malt; sein Stubengenosse lehnt sich über ihn. Die Wände
zeigen Skizzen, Bilder, Gypsabgüsse — am Boden finden sich
Reste eines frugalen Frühstückes. Die Züge des Malers sind
natürlich, denn er malt ja in Wirklichkeit, ebenso die seines
Genossen aufmerksam und voll Interesse. Vorausgesetzt, dass
dieser Maler ein gutes Licht haben muss, wäre trotzdem eine
Aufnahme bei Tageslicht unter den denkbar günstigsten Ver-
hältnissen gewagt, da es fraglich bliebe, ob diese Beiden eine
Beleuchtung von 10 bis 12 Secunden vertragen würden. Lässt
man aber der soeben geschilderten Gruppe eine Tages-
beleuchtung von 1 bis 2 Secunden zukommen, und setzt sie
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Zeiss’sehen Irisverschlusses durch 15 Aufnahmen auf einer
einzigen Platte 13 X 21 ermittelt. Als Lichtpunkt diente mir
der Lichtbogen einer elektrischen Bogenlampe.
Combinirte Beleuchtung.
Von Ritter von Staudenheim in Feldkirchen (Kärnthen).
Beim Beschauen von alten, gemalten oder in Kupferstich
hergestellten Portraits finden wir meistens im Hintergründe
des Bildes oder in der Umrahmung Ereignisse oder Gegen-
stände abgebildet, welche irgend welchen Bezug auf das Leben
und Wirken des im Bilde Dargestellten hatten, so beim
Portrait des Feldherrn kriegerische Embleme, beim Gelehrten
Bücher, Instrumente u. s. w. Beim steten Streben, den photo-
graphischen Erzeugnissen auch künstlerischen Werth zu ver-
leihen, wird meine projectirte combinirte Beleuchtungsart
vielleicht einiges Interesse erwecken.
Die meisten Menschen, welche beabsichtigen, sich photo-
graphiren zu lassen, leiden unter einer gewissen Nervosität;
ihre gewöhnliche Physiognomie legen sie schon beim Eintritt
in das Atelier ab, nur eine krankhafte Freundlichkeit lagert
auf ihrem Antlitz, auch tragen noch einige neue, ihnen un-
gewohnte Kleidungsstücke, welche, als ihnen selbst noch
fremd, daher auch einen fremdartigen Eindruck hervor-
bringen. Der Photograph bemächtigt sich ihrer und stellt
sie vor einen sehr schönen, gemalten Hintergrund, der
allerlei Beiwerk aufweist. Vor sich sehen sie das dräuende
Ungethüm, die Camera, welches sie mit seinem gespenstigen
Auge anstarrt — das wäre beiläufig das Bild der Vorbereitung
zu einer Aufnahme im Atelier. Lüften wir den Schleier von
der von mir projectirten Aufnahme, so sehen wir beispiels-
weise: ein Maler sitzt im Atelier vor seiner Staffelei und
malt; sein Stubengenosse lehnt sich über ihn. Die Wände
zeigen Skizzen, Bilder, Gypsabgüsse — am Boden finden sich
Reste eines frugalen Frühstückes. Die Züge des Malers sind
natürlich, denn er malt ja in Wirklichkeit, ebenso die seines
Genossen aufmerksam und voll Interesse. Vorausgesetzt, dass
dieser Maler ein gutes Licht haben muss, wäre trotzdem eine
Aufnahme bei Tageslicht unter den denkbar günstigsten Ver-
hältnissen gewagt, da es fraglich bliebe, ob diese Beiden eine
Beleuchtung von 10 bis 12 Secunden vertragen würden. Lässt
man aber der soeben geschilderten Gruppe eine Tages-
beleuchtung von 1 bis 2 Secunden zukommen, und setzt sie
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