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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 12.1898

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Soret, Adrien Célestin: Ueber die physiologische und pathologische Wirkung der Röntgenstrahlen
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Ueber die physiologische und pathologische Wirkung u. s. w.

Lieber die physiologische und pathologische Wirkung
der Röntgenstrahlen.
Von Prof. A. Soret in Havre.
Es ist schon mehrfach von verschiedenen Einwirkungen,
welche die neuen Strahlen auf die Oberfläche des Körpers
lebender Wesen auszuüben im Stande sein sollen, die Rede
gewesen, u. a. von der Enthaarung. Ich glaube nun, dass
kaum jemals ein so eclatanter Fall einer solchen Einwirkung
sonst constatirt ist, als im Folgenden beschrieben werden
soll, über welche Beobachtung ich übrigens bereits am
12. April 1897 der Pariser Akademie Mittheilungen gemacht
habe.
Am 29. September 1896 wurde von mir ein junges
Mädchen von 16 Jahren der Einwirkung einer Collardeau-
schen Röhre, durch die mittels eines Inductoriums Funken
von etwa 10 cm Länge geschickt wurden, ausgesetzt.
Die Röhre wurde in der Höhe der Magengegend der
Haut sehr nahe gebracht, nämlich auf 1 cm Entfernung,
jedoch wurde eine dünne Celluloidplatte zwischen Körper
und Röhre eingeschoben. Die Exposition wurde einschliess-
lich der Pausen auf s/i Stunde ausgedehnt; die wirkliche
Expositionszeit machte etwa 20 Minuten aus. Hinsichtlich
der photographischen Aufnahme ergab sich ein negatives
Resultat; die Expositionszeit war nicht ausreichend gewesen,
um eine Einwirkung der Strahlen durch einen so wenig
durchlässigen Theil des Körpers, wie der Unterleib es ist,
hindurch auf die dahinter befindliche Platte zu ermöglichen.
Sechs Tage später, am 5. Oktober, zeigte sich bei dem
jungen Mädchen auf der Stelle der Haut, vor der sich die
Röhre befunden hatte, ein rother, 6 cm Durchmesser haltender
Flecken, der in der Mitte eine weisse Stelle von 2 cm Durch-
messer aufwies. Bei der Berührung des Fleckens machte
sich ein leichtes Schmerzgefühl geltend.
Weitere acht Tage darauf, am 12. Oktober, traten ziem-
lich heftige Schmerzen auf, weshalb der Arzt eine Menthol-
salbe verordnete, worauf eine ziemlich lebhafte Eiterung
eintrat, welche einen Monat hindurch, nämlich bis zum
12. November, anhielt.
Bis dahin hatten sich die Schmerzen nicht mehr ge-
steigert. Während dieser Periode trat ausserdem, aber am
Beine, ein wenig oberhalb des Knöchels, eine Wunde ganz
derselben Art, jedoch von geringerem Durchmesser wie die
oben erwähnte, auf. Diese sehr schmerzhafte Bein wunde
 
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