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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 12.1898

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Gaedicke, Johannes: Einfluss höherer Temperaturen auf das latente Bild
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https://doi.org/10.11588/diglit.51767#0135

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Einfluss höherer Temperaturen auf das latente Bild.

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Temperaturen auf Trockenplatten dieselbe Wirkung äussern
wie Licht. Um diese Anschauung auf ihre Stichhaltigkeit zu
prüfen, wurden einige Versuche angestellt, zu denen Platten
von der Berliner Anilinfabrik verwendet wurden.
Wenn eine höhere Temperatur eine gleiche Wirkung aus-
übte wne sehr schwaches Licht, so müsste sie auf das latente
Bild verstärkend einwirken, falls die Temperatur nicht so hoch
getrieben wurde, dass eine Verschleierung eintrat. Zu beobachten
ward diese Verstärkung bei den schwächsten Eindrücken sein.
Das Thatsächliche dieser Verstärkung musste erst für Licht
constatirt und dann für Wärme geprüft werden.
Der Einfluss der Vorbelichtung bei Trockenplatten ist
bekannt, da nach den Versuchen von Eder eine Platte von
15 Grad Warnerke, die zwei Minuten der Einwirkung einer
Kerzenflamme hinter Rubin glas in nächster Nähe ausgesetzt
war, nun 19 Grad W. zeigte.
Es ist ferner bekannt, dass der Lichteindruck auf eine
Trockenplatte erst eine gewisse Höhe erreichen muss, ehe er
zur sichtbar zu machenden Wirkung kommt, d. h. im Ent-
wickler ein Bild gibt. Man hat diesen zuerst zu überwindenden
Widerstand die „Schwelle“ genannt.
Die Vorbelichtung exponirt also die Platte bis zur Schwelle,
und w?enn man nun unter einem Sensitometer belichtet, so
werden die schwachen Lichteindrücke, die sonst unterhalb der
Schwelle lagen, jetzt entwdckelbar wrerden, weil sie sich zur
Vorbelichtung addiren. Es werden also im Sensitometer-
bilde einige Zahlen mehr erscheinen.
Einen ähnlichen Erfolg kann man von einer Nach-
belichtung a priori schliessen, nur mit dem Unterschied,
dass sich keine neuen Zahlen einfinden können, sondern nur,
dass sich die zartesten Lichteindrücke, die bereits die Schwelle
überschritten haben, verstärken werden. Dasselbe findet bei
den stärkeren Lichteindrücken statt, wird aber wegen der
Tiefe des Tones nicht mehr wahrnehmbar sein.
Der Versuch bestätigte diese Voraussagung.
Es wurde eine Trockenplatte in kleine Plättchen 6x6 cm
zerschnitten, die zu einem Papiersensitometer passten, dessen
Felder mit 1 bis 16 Lagen Seidenpapier bedeckt waren. Es
wurden immer drei Platten benutzt, die durch I, II, III
bezeichnet waren. I und II wurden je in 1 m Entfernung
von einer Kerzenflamme 60 Secunden unter dem Sensitometer
belichtet, so dass sie eine Lichtmenge von 60 Meter-Kerzen-
Secunden erhalten hatten. III blieb unbelichtet und diente
als Controlplatte dafür, dass bei der Nachbelichtung die Schwelle
nicht überschritten war. Die exponirte Platte I wurde im
 
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