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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Paul, Richard: Karl Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0076

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Aarl Baumeister

Stich „der christliche Erdenpilger" „der Fels Petri" und einige sonstige Blätter bekannt, als endlich in jüngster
Zeit der Verfasser der „Geschichte der Münchener Kunst im 19. Jahrhundert", Friedrich Pecht, anläßlich dieses
seines jüngsten Werkes mir die persönliche Begegnung mit dem hochverehrten Gesinnungsgenossen vermittelte, um
einen näheren Einblick in dessen umfangreiches Schaffen nehmen zu dürfen. Die Menge der hier mir neu entgegen-
tretenden Werke war mir ebenso über-
raschend, als es selbstverständlich ist, daß
ihr Stil, nur in immersortschreitender
Formenvervollkommung, der nämliche ist,
wie in den mitgeteilten Proben, also
die Arbeiten, da hier jede Art Humbug
ausgeschlossen ist, alle wertvoll im streng-
sten Wortsinne sind. Das Schaffen des
Meisters bewegt sich den Stoffen nach
ganz ausschließlich in exklusiv katholi-
schen Ideen. Daß dieser Kreis aber ein
sehr umfangreicher, daß ihn die Kunst
seit 18 Jahrhunderten weder ganz um-
schritten noch ausgefüllt, weiß jeder,
der einmal die göttliche Komödie Dantes
gelesen und sich nur oberflächlich mit
der Geschichte der Kunst, ihrer Objekte
und Darstellungsformen beschäftigt. Es
kommt, wie in allen Dingen, auch in der
religiösen Kunst blos darauf an, wie
man diesem Berufe Ehre mache. In
dieser Hinsicht begegnet man einem unter
den sog. religiösen Malern weitverbrei-
teten und verhärteten Irrtum. Die
meisten, welche ihr lebelang Kreuzweg-
stationen nach Führich — aber man
frage nur nicht wie — kopieren und
denen irgend einmal ein Altarblatt kom-
positionell, formell und koloristisch gleich-
mäßig mißglückt ist, halten sich nämlich
mit ihrem Vorbilde so ziemlich auf
gleicher Stufe stehend und nur das böse
Zeitalter ist schuld, daß man sie nicht
nach Gebühr würdigt. Die Berufung
aus die entgötterte Gegenwart mag frei-
lich ein Trost sein, aber er ist nur ein
schwacher. Aller Vermutung nach ginge
es diesen verkannten Genies unter dem
Regime der alten Herren der großen
historischen Schule um kein Haar besser
als heute, eher noch schlechter. Auch in
der Kunst gilt das Wort, daß auch hier
nicht jeder, der Herr, Herr! sagt, ins
Himmelreich eingeht. Auch hier macht
nicht der Glaube allein selig, machen
einzig die Werke unsterblich, wofür der
alte Fiesole ein sehr schönes Beispiel
ist. So sind auch in unserem Falle
nicht die heiligen Stoffe die Veranlassung ihrer Veröffentlichung, sondern die Form, die Ausdrucksweise.
ihr Stil geben dazu volle Berechtigung. Wie beispielsweise in dem „heiligen Christoph als Held"
die Komposition der Schlacht wie auf festem Grundriß sich aufbaut und zugleich rhythmisch sich gliedert, bei aller
Gesetzmäßigkeit des Linieiiineiuaudergreifens die volle Freiheit künstlerischen Wollen» gewahrt ist — wie jede
Gestalt genau das ausdrückt, was sie soll, wozu nämlich jeder Knochen richtig im Gelenk, jede Muskel richtig

St. Leonhard, von R. Baumeister

Aarton für das Altarbild zu Burgkirchen a. d. Altz
 
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