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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Netto, Curt: Aus Japan
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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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Aus Japan. von E. Betto — Unsere Bilder, vom Herausgeber

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berührt, mit einer Ausdauer, die dich in Verlegenheit bist. Das Bedürfnis, der Sitzgelegenheit eine Verstärkung
setzt. Natürlich hat er dir den Ehrenplatz vor dem zukommen zu lassen, macht sich dringend geltend, du

Tokanviua eingeräumt, der möglicherweise noch durch ein nimmst also den Arm als Stütze zu Hilfe, nicht ohne
Bärenfell besonders gekennzeichnet ist. wegen deiner Unhöflichkeit um Entschuldigung zu bitten,

Es wird nicht erwartet, daß du gleich mit Reden denn es ist nicht viel besser, als ob du in Europa die
beginnst, einige Seufzer genügen auch hier den für Anfang, Beine ans den Tisch legen wolltest. Haft du Glück, so ist
dann zündest du dir gemächlich eine Zigarette am Kohlen- vielleicht ein massives Schachbrett vorhanden, das du statt des
decken an und unterbrichst die Rauchwolken gelegentlich Luftkissens benutzen kannst, oder das Tokonoma, die

durch eine kurze Bemerkung, bis langsam die Rede in Nische mit einige Zoll erhöhtem Boden, das den Schwert-

Fluß kommt. Inzwischen erinnern dich Schmerzen in stand und einige Tekoratiosstücke trägt, wird für dich

deinen Kniegelenken, daß du kein geborener „edler Türke" abgeräumt.

Europäischer Besuch in Japan

Unsere Bilder

Vom Herausgeber

it Welcher Schärfe der greise Meister Menzel selbst
fremde Nationalitäten zu charakterisieren versteht,
zeigt uns das bei Gelegenheit der Anwesenheit von
Japanesen in Berlin vor ein paar Jahren entstandene
Aquarell einer Stickerfamilie, dessen Autotypie wir heute
bringen. Allerdings dürfte sich der weibliche Teil dieser
Familie kaum über zu große Schmeichelei von seiten des
Künstlers beklagen, aber wie individuell sind dafür die
Gesichter und selbst die Bewegung der schlitzäugigen
Damen wiedergegeben, ja sogar ihre ganz eigenartige
Anmut, die freilich mit der griechischer Göttinnen nicht
allzuviel gemein hat. Noch köstlicher ist dann der biedere
Nadelheld selber, dem man nicht nur im Profil, sondern
selbst am Ohr den Japaner ansieht. Mit welcher Fein-
heit ist vollends der Mund gezeichnet da könnte jeder
junge Künstler sich ein Beispiel daran nehmen, wie man

beobachten muß! Was diesen Menzel'schen Aquarellen
noch einen ganz besonderen Reiz verleiht neben derJn-
timität der Schilderung, die uns hier so mitten ins
Familienleben dieser Rasse einführt, das ist ihre köstliche
Färbung, die an stimmungsvollem Reichtum des Tons
dicht an die besten Niederländer, so besonders an Ostade
hinstreift. Hier hat der Künstler es zu einer Meisterschaft
gebracht, in der ihn keine Modernen, am wenigsten die
so übermäßig bewunderten aber immer bunten und kalten
Italiener erreichen, wie man sich leicht überzeugen konnte,
wenn man seine so anspruchslosen Perlen auf der Berliner
Ausstellung von 1886 mit ihren daneben hängenden
Bravourstücken verglich.

Das Studium der alten Niederländer, vorab Ruys-
daels, mit ihrem schlichten Naturgefühl und ihrer feinen
künstlerischen Abwägung der Massen, man findet es auch
 
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