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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Internationale Jubiläums-Kunstausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0244

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Die Wiener Internationale Jubiläums-llunstausstclluiig. von Aarl von Vincenti

gestellt, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß die
fünfzig Aquarelle der Königin einen unschätzbaren Aus-
stellungs-Schatz ausmachen. Österreich endlich bietet, wenn
auch kein sensationelles, so doch ein durchweg solides,
sorglichst gewähltes Ausstellungsbild, reich an bedeutenden
Kunstwerken, welche von der,
trotz der wachsenden Schwierig-
keit des Markles, unverdrosse-
nen Schafsensmühe unserer
Künstler ein beredtes Zeugnis
ablegen. Daß „unsere" Slaven
sich nicht besonders willig ein-
finden würden, stand so ziem-
lich zu erwarten. Die öster-
reichische Ausstellung selbst zer-
fällt in zwei Abteilungen, die
historische und die zeitgenössi-
sche. Die erstere, welche im
Mittelsaale des Hauptstockes
117 Gemälde zu einer für
den Kunstfreund höchst inter-
essanten Bilderschau vereinigt,
soll uns heute beschäftigen.

Nicht ohne eine gewisse
Scheu betritt man die histo-
rische Ausstellung. Unter den
paar Dutzend Malern, die hier
ausstellen, sind nur wenige noch
am Leben, denn dieser Raum
ist den Hingegangenen gewid-
met. Fast eiil halbes Jahr-
hundelt vaterländischer Malerei
blickt uns von den Wänden
entgegen, ein in manchen
Zügen halbverloschenes, in
andern noch hellleuchtendes,
allemal aber zur Kunstandachl
stimmendes Bild, ans dem wir
erkennen sollen, welche Blüten
die hochedle Malerkuust in
Österreich seit der Regierung
des gegenwärtigen Kaisers ge-
trieben. dessen Raine und Kops
einst auf der Bildseite jener
Medaille prangen werden,
welche eine verherrlichende Zu-
kunft „Neu-Wien" widmen
dürfte. Große Namen sind da
vorhanden, aber auch mancher
halbverschollene Künstler, der
nur deshalb laut genannt wor-
den war, weil er zufällig an
einer Wendung des Kunstlebens
stand; ja, vielleicht bezeichnete
sein Name nur eine Falte in
der Drapierung desselben, welcher mit geändertem Falten-
wurf verschwano.

Man würde große Schwierigkeiten haben, in dem
naturgemäß lückenhafte» historischen Ansstellnngsbllde für
Historie, Bildnis, Genre, Landschaft und Tierbild die ein-
zelnen Entwickluugsstadien, welche diese Gebiete der Malerei
seit den vierziger Jahren durchlaufen haben, deutlich
herauszufinden, nur ein Vielerfahreuer, der gleichsam

„zwischen den Rahmen" zu lesen vermöchte, wäre dazu im
Stande, aber Hauptstationen wird man unschwer erkennen,
sich dabei freilich auch des Bedauerns nicht entschlagen
können, daß gerade Künstler, deren Namen als Kampf-
ruf von der Bewegung stürmisch sortgetragen wurden.

Kunstkritiker, von A. Seligmann

fast ungenügend vertreten sind. So spricht beispielsweise
aus dein ganz unvollendet gebliebenen männlichen Bild-
nisse (Kniestück) von Ra hl gewiß nicht der monumentale
Bildnismaler, welcher nicht allein der heimischen Porträt
Malerei eine neue Richtung angebahnt, sondern auch selbst
nicht weniger als 420 Bildnisse geschaffen hat. Ander
seits mag cs immerhin von Interesse sein, daß dies Por
trät mit den kaum untermalten Händen das letzte von
 
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