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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0275

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210

vermischte Nachrichten — vom Rnnstmarkt

Vermischte Nachrichten

— Das neue „Buchhändlerhaus" tu Leipzig geht seiner
Vollendung mit so rüstigen Schritten entgegen, daß die Einwei-
hung bereits zur Ostermesse, am 29. April, stattfinden kann. Die
Architektur des nach den Plänen von Kays er und von Groß-
h e > m in Berlin und unter deren Leitung ausgesiihrteu Bauwerks
findet ihr Muster an den durch Sandsteingliederungen belebten
Backsteinbauten Hollands im ausgehenden 18. Jahrhundert. Mit
dem bildnerischen Schmuck der Stirnseite ist Professor Melchior
zur Straßen in Leipzig beschäftigt; die Hauptzierde derselben
wird eine weibliche Riesenfigur, eine Allegorie des Buchhandels,
bilden, welche die große Nische im Hauptgiebel zu füllen bestimmt
ist. Für die Ausschmückung des Festsaales sind die Maler
Sch aper in Hannover und Max Köchin Berlin thätig, elfterer
mit Enlwurf und Ausführung eines Glasgemäldes, der zweit-
genannte mit der Deckenmalerei, die in den drei großen ovalen
Feldern der Wölbung den Buchhandel in seinen Beziehungen zu
Kunst und Wissenschaft verherrlichen soll. Eine reiche Sluckvcr-
zierung mit Pilastern und Nischen, die zur Aufnahme von Stand-
bilder» bestimmt sind, gibt dem weilen Raume ei» überaus fest-
liches Ansehen.

— P a r i s. Was der Rücktritt des verdienten llnterrichtsministers
Spulter und sein Ersaß durch Fraye, der nach eigener Aus-
sage nie einen Fuß ms Louvre ge;ent, für die französische Kunst-
verwaltung bedeutet, beginnt sich schon zu zeigen. Zunächst ist
der Plan, durch die Union centrale des Arts clecoratiks eilt
Museum erbaue» zu lassen, welches in dreißig Jahren Staatsbesitz
geworden wäre, aufgegeben worden. Fraye will statt dessen auf
den Wiederaufbau des Rechnungshofes sünf Millionen verwenden.

** BerIin. Aus dem Zeugyause. Jedes der großen Wand-
gemälde hat, abgesehen von den Schöpfungen des Professors Ge-
selschap, einen Aufwand von 30,990 Nt. erfordert. In den beiden
Feldherrenhallen befinden sich zwölf solcher Bilder, die also ins-
gesamt 380,000 Nt. kosten. Hierzu kommen daun noch die
plastischen Werke in Bronze und Marmor. In der Herrscher-
Halle sind zunächst die vier Bilder der unteren Wände (Werners
„Krönung Friedrichs I." und „Kaiser-Proklamation", Camp-
Hausens „Huldigung der Stände" und Bleibtreus „Äufrilj an
mein Volk"); diese Werke erforderten eine Ausgabe von 120,000 M.
Der Löwenanteil aber kommt auf die Schöpfungen des Pros.
Geseljchap. Der Fries dieses Künstlers, einen glänzenden Lieges-
zug darstellend, kostet nicht weniger als 240,000 M.; die Halste
die;es Betrages, wird dem Meister für jedes der vier Gemälde
zu Teil, welche ans den die Kuppel stützenden Wänden ihren
Platz erhalten haben oder noch erhalten. Die malerische Aus-
schmückung der Herrscherhalle erfordert also einen Gesamtaufwand
von 840,000 Nt. Hierzu kommen indes noch die Ausgaben für
die kleineren Medaillonbilder „Die vier Haupttugenden", sowie
für Schapers Siegesgöttin und die Bronzestandbilder der Fürsten.
Die Kolossalstgur der Borussia aus karrarischem Marmor von
Reinhold Begas, die im Lichlhose des Zeughauses steht, kostet zu-
sammen mit dem Sockel auS graugeflainmteu Marmor 75,000 Mk.

— Aus Kunstvereinen. Der Frankfurter Kunstverein
hielt jüngst unter Vorsitz des Malers Donner- von Richter seine
Generalversammlung. Trotzdem nach dem Rechenschaftsberichte
durch die immer häufiger und großartiger austretenden lokalen
und allgemeinen Ausstellungen und die Konkurrenz der Kunst-
händler das Interesse der Künstler an den Ausstellungen der
Kunstvereine merklich nachläßt, gelang es doch im letzten Jahre
1015 Werke zur Ausstellung zu bringen. Hiervon wurden gegen
Provision 84 Werke im Werte von 56.191 Mk. verkauft und
für die Verlosung 42 Werke für über 16,700 Mk. erworben.
Hierzu kommen für 13,575 Mk. Verkäufe aus dem Besitz des
Vereins, so daß der Jahresumsatz sich im ganzen auf 86,493 Mk.
gegen 73,229 Mk. im Vorjahr beziffert. Von dem dabei ge-
wonnenen 4436 Mk. Reingewinn wurden 1000 Mk. dem Komitee
sür das Schopenhauer-Denkmal überwiesen. Die Milgliederzahl
ist um 181, d. h. auf 2148 gestiegen.

— Der Verband deutscher Kunstgewerbevercine
hat beschlossen, seinen Vorort von Berlin nach München zu ver-
legen und in letzterer Stadt im Laufe dieses Jahres einen Kongreß
abzuhalten. Der bayerische Kuustgewerbeverein verfügt nach dem
auf seiner letzten Generalversammlung erstatteten Bericht über ein
Vermögen von säst 217,000 Mark und zählt 2662 Mitglieder.

* Wie schon erwähnt ist im sächsischen Landtage die
Frage des Schulgeldes bei der Dresdener Kunstakademie
zur Sprache gekommen. In Anbetracht dessen, daß es in keinem

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz -

Verhältnisse zum Schulgelde ans Realschulen und Gymnasien steht
(auf jener 18 bezw. 30 Mk., in diesen 120 Mk.) und daß durch
die geringe Höhe das Künstlerprvletariat gefördert wird, hat die
zweite Kammer beschlossen, die kgl. Staatsregierung zu ersuchen, in
Erwägung zu ziehen, inwieweit die Schülerbeiträge an der Akademie
der bildenden Künste zu erhöhen sind. Bei der Verhandlung ist
der bekannte Lindenschmidtsche Aussatz (9. Heft der Kunst sür Alle
vom 1. Febr. v I.) mehrfach zur Sprache gekommen. Nament-
lich hat der Abgeordnete Grahl Gelegenheit genommen, Linden-
schmidts Ausführungen dem kgl. Minister aufs wärmste zu em-
pfehlen. Er hat es als sehr wünschenswert bezeichnet, wenn im
Stundenpläne der Akademie mehr dafür gesorgt würde, den jungen
Leuten Gelegenheit zu geben, sich in Litteratur und Weltgeschichte
auszubilden. Ferner sei es wünschenswert, die Ausbildung in
Vorschule und Hochschule zu teilen (dies ist, von der Staats-
regierung bereits in Aussicht genommen). Über die Privat-
dozenten sagt Abg. Grahl: „Noch will ich darauf aufmerksam
machen, daß es gewiß auch thunlich sein würde, und auf meine
Erkundigungen habe ich einezustimmende Antwort erhalten,
daß bei unserer neuen Akademie, die ja in einigen Jahren
vollendet sein wird, mit darauf Rücksicht genommen werden
möchte, daß auch bei uns die Privatdozenten Ein-
gang fänden. Für jetzt würde diese Einrichtung nicht thunlich
sein, die Ateliers sind so beschränkt und keines ist mehr frei,
vielleicht wäre es aber möglich, bei dem Neubau der Akademie
Rücksicht darauf zu nehmen, um dann den Privatdozenten alles
zu Gebote stellen zu können, was den Professoren an der Akademie
zur Verfügung steht. Ich glaube, es würde, wie schon gesagt,
zu weil führen, noch näher auf den Aufsatz von Pros. Linden-
schmidt einzugehen, soviel ich aber gehört habe, kann das, was
er gesagt hat, wohl als besonders nutzbringend auch für unsere
Akademie angesehen werden und ich hoffe, die königl. Staats-
regiernng wird Gelegenheit nehmen, dieser Frage näher zu treten,
und eventuell dann darauf entgehen können, wenn unsere
Neubauten fertig geworden sind". — Staatsminister von Nostitz-
Wallwitz hat den Lindeuschmidtschen Aussatz auch gelesen und
wird den dort ausgesprochenen Ansichten näher trete», sobald
das neue Gebäude sür die Kunstakademie fertig sein wird.

Vom Kunst markt

P Wien. Kn n st au kt io n Miethke. Die Versteigerung
der hervorragenden Sammlung moderner Gemälde aus dem Besitze
des Herrn Theodor Eggers wird am 25. April d. I. und den
folgenden Tagen unter Leitung des Kunsthändlers H. O. Miethke
tu Wien stattfinden. In der Sammlung befinden sich berühmte
Werke von A. und O. Achenbach, R. All, C. Becker, I. Brandt,
T. Conti, Daubigny, W. Diez, Fortuny, L. Knaus, E. Kurz-
baner, C. F. Lesjing, H. Makart, 0). Max, Pettenkosen, Passim,
C. v. Piloty, Vauuer rc. Der illustrierte Katalog mit 52 Ab-
bildungen, Radierungen und Zinkographien zunr Preise von 10 M.
erscheint Anfang April.

st Das Kunstantiquariat von Georg Gutekunst versteigert
ain 3. April und folgende Tage in Frankfurt a. M. eine reiche
Sammlung aus Nancy, Kupferstiche, Radierungen und Holz-
schnitte, dabei die Meisterwerke eines Dürer, Cranach, Beham,
ferner englische Schwarzkunstblätter, besonders Porträts. Der
hübsch ausgestattete Katalog ist vom Auktionator Rudolf Bangel,
Alle Rothyofstr. 14c, zu beziehen.

— In New-Uork kam kürzlich die Gemäldesammlung
Albert Spencer's unter den Hammer und brachte im ganzen
für 68 Bilder 1,420,025 Frk. ein. Den höchsten Preis erreichte
init 130,000 Frk. Troyons Gemälde „Tiere, vor einein Sturm
fliehend". Das Bild „Der Abend" von Jules Breton, auf das
mau die größte Hoffnung gesetzt hatte, erreichte nur einen Preis
von 102,500 Frk. Darauf folgten der „Schlangenzauberer" von
Gerome, der Spencer 75,000 Frk. gekostet hatte und für 97,500 Frk.
loSgeschlagen wurde; „Christus im Grabe" von Delacroix erzielte

53.000 Frk.; zwei Bilder von Meissonier „Ein Fahnenträger der
flamländischen Bürgergarde" 46,000 Frk. und „Ein Musiker"

44.000 Frk.

Redaktion:» chluß: 17. März. — Ausgabe: 31. Wärz

Anhalt des dreizehnten bestes: Aert: I. Norden. Etwas von
russischer Kunst Mid ihren Verircleru — R. 0. Seydlitz. Wo die Sonne
scheint — K. v. Vinccnti. Die Wiener Internationale Jubiläums-Kunst-
ausstellung — Kunstnotizen re. — Zritderbeikagen: K. Malowsky. Fainilicn-
bild — K. E. Makowsly, Russische Bojarenhochzeit — P. KowalcwSI?.
Ausgrabungen in Rom.

Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München
 
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