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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Internationale Jubiläums-Kunstausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0278

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von Karl von vincenti 21Z

Im Ulollrr. von August Kolmberg

dienen Bildnisse von L'Allemand, Probst, Temple
und einigen jüngeren Malern das Interesse des Kenners.

Ungarn endlich ist durch seine zwei größten Maler-
numen, Munklest) und Benczur, und dann durch
Horvwitz, Vastagh und die in München lebende Vilma
von Parlaghy, welche zuerst durch ein Kossuthporträt zu
Namen kam und jetzt sich durch ein gutes Bauernfeld-
bildnis auszeichnet, vertreten. Beuczurs viel und mit
Recht bewundertes Tiszaportrüt (sitzend in Magnaten-
gala) gehört, was energische Charakterisierung, Auffassung,
Glanz, Kraft und Tiefe des Kolorits anbelangt, zu den
besten zeitgenössischen Bildnissen; dagegen ist das Liszt-
bildnis von Munkücsy eine minder bedeutende Arbeit. Mit
dem Tiszaportrüt gleichwertig — wenn auch in Auffassung
und Malweise ganz verschieden — steht die „Fürstin
Sapieha" von Horvwitz; es liegt in dieser blaublütigen
Dame in schwarzem Kleid und Spitzenschleier, welchen
das graue Haar so stimmungsvoll durchschimmert, eine
schlichte Vornehmheit und künstlerische Noblesse, um welche
die besten Bildnismaler den ungarischen Künstler be-
neiden mögen.

III.

Das Sittenbild

Die Hauptstärke der Ausstellung ist das Sitten-
bild; allein Deutschland stellt 74 Ölgemälde genrehasten
Charakters aus; in Österreich hat sich auch auf diesem
Gebiete insbesondere die jüngere Schule hervorgethan,
welche teilweise an den klassischen Vorwurf anknüpft.
Ungarn hält mit großer Zähigkeit an seinem, allerdings
auf diesem Felde ausgiebigen nationalem Zuge fest; die
Italiener schöpfen aus dem unerschöpflichen Reichtum
ihres Volkslebens unablässig eine Fülle an marktläufigen
Sittenbildern, wobei sie freilich das beste den beiden
großen Österreichern Eugen v. Blaas und Passini übrig
lassen; Spanien hält auch im Genre auf Weitläufigkeit,
die Skandinavier schicken ihren unvermeidlichen Dahl ins
Feld, der Großpole Siemiradzki ersetzt mit seinem
römischen Dämmerbilde „Glühwürmchen" das abwesende
russische Sittenbild und der anglisierte Herkomer stellt
durch den Bildnismaler den Genremalcr in Schatten,
obwohl sein spannend anmutiges Bild „Es kommt

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