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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Norden, J.: Etwas von russischer Kunst und ihren Vertretern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0284

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Etwas von russischer Kunst und ihren Vertretern

Die Lehrerin kommt! von Lmannet Spitzer

haben, wiewohl eine eigene Technik und Methode für die Wiedergabe der empfangenen Eindrücke herauszu-
arbeiten ihnen noch nicht immer gelingt und sie mehr sich an „bekannte Muster" halten.

Nur noch einige Worte über die Porträt- und Schlachtenmaler. Die Porträtmalerei war seit
den Tagen Peter des Großen stets eine der glänzendsten Seiten der russischen Malknnst, aus naheliegenden,
daher hier nicht näher zu erörternden Gründen. Auch heute präsentiert sie sich als eine solche und weist dabei
zwei deutlich zu unterscheidende Richtungen auf. An der Spitze der einen stehen die auch schon als Genremaler
genannten G. Kramskoi und I. Repin. Diese Richtung legt den Hanptnachdrnck auf die innere Charakteristik,
auf das Erfassen vor Allem der geistigen Physiognomie der Persönlichkeit. Kramskoi beobachtete dabei auch
saubere Ausführung, während Repin sich in einer so breiten Malweise gefällt, daß sie oft einfach genialer
Sudelei gleicht. Die andere Richtung repräsentieren vornehmlich K. Makowski und Charlamow. Diesen
Malern —- die Damenporträtisten par excellence — sind Eleganz, leuchtendes, farbenprächtiges Kolorit, schöne
Beleuchtungsesfekte, reiche Anwendung prächtiger Accessoires eigen, womit aber nicht gesagt ist, daß sie nicht
auch äußere Ähnlichkeit erzielen. Unsere Schlachtenmaler, die unter der vorigen Regierung zumeist noch in
erster Linie sich bemühten, möglichst genau die einzelnen Waffengattungen, Uniformen n. s. w. zu reproduzieren,
und denen packende Kompositionsfähigkeit, Individualisierung der einzelnen Figuren rc. abging, stehen nunmehr
auch auf dem Boden gesunden nationalen Realismus und wissen das Kriegerleben in seinen heiteren wie ernsten
Seiten, im Felde wie daheim, wirksam darzustellen. Die namhaftesten von ihnen sind Prof. Dmitrijew-Oren-
burgski und Pros. Paul Kowalewski, letzterer den Besuchern der Berliner Jubilänms-Ausstellung durch
das Bild „Ausgrabungen bei Rom" bekannt. Dmitrijew-Orenburgski wählt sich meist bedeutsame Episoden
und Schlachtaffaircn, Kowalewski mehr typische Figuren und Gruppen; im Kolorit steht Letzterer Jenem nach,
übertrifft ihn aber oft an Expression. Von den Jüngsten sei Nikolai Ssamokisch genannt, der zur Zeit in
Paris bei Detaille sein vielversprechendes Talent zur vollen Ausreifung bringt. Eine Sonderstellung nimmt
unter den Schlachtenmalern — ähnlich wie Aiwasowski, der 74jährige, aber unermüdliche, farbenphan-
tastische Landschafter und Marinemaler unter diesen, aber nur aus ganz anderem Grunde — der Anti-Kriegs-
 
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