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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0347

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272

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler re.

jZrrsonal- und Atelier-Nachrichten

— Se. Maj. der deutsche Kaiser hat dem Direktor der
Berliner Akademie Anton von Werner und Professor Rcin-
hold Begas den Kronenorden mit dem Stern und Professor
Karl Becker den roten Adlerorden mit der Schleife verliehen.
Architekt Wallot, der Erbauer des neuen Reichstagsgebäudes,
Kat den Charakter als Baurat erhalten. — Kupferstecher Pro-
fessor Gustav Eilers wurde vom Prinzen Albrecht, dem
Regenten Braunschweigs, mit dem Ritterkreuz vom Orden
Heinrichs des Löwen dekoriert.

— Wien. Bei der Enthüllung des Maria Theresia-Denk-
mals, welche programmgemäß am 13. Mai in Anwesenheit von
64 Mitgliedern des Kaiserhauses stattfand, erhielt Professor Zum-
busch das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Stern,
der Chef der Kunsterzgießerei Rat Franz Pönninger den Orden
der eisernen Krone, die Erzgicßer Friedrich und Karl Turbain
das goldene Verdienstkrenz mit der Krone und der Münchener
Bildhauer P. Neuner das goldene Verdienstkreuz.

—r. Berlin. Die Maler Karl Becker, W. Amberg
und Fr. Geselschap, der Bildhauer Erdmann Encke und die
Architekten Geh. Regierungsrat Naschdorff und Baurat
Schwechtensind teils wieder, teils neu als Mitglieder des akademi-
schen Senats der Akademie der Künste auf 3 Jahre gewählt und
durch den Minister bestätigt worden.

— Karl Begas in Berlin hat den Auftrag erhalten,
für die Aula der Berliner Universität eine Büste des Physikers
Kirchhofs anzusertigen.

— Historienmaler Eduard von Engerth in Wien feierte
am 13.Mai seinen 70. Geburtstag, zu welchem ihm von nah und
fern Glückwünsche und Adressen zugingen.

H Am 2. Mai wurden es 100 Jahre, daß Graf Atha-
nasius Raczinsky, der Begründer der nach ihm benannten
Gemäldgalerie, die nunmehr in den oberen Räumen der Berliner
Nationalgalerie einen hoffentlich bleibenden Platz gefunden hat,
zu Posen geboren wurde.

§1. In Budapest ist am 21. April der greise Porträtmaler
und Zeichenlehrer Alexius Szamossy im Spitale gestorben.
Der alte Herr, dessen Thätigkeit seinen Namen nicht der Nach-
welt zu überliefern und auch der Mitwelt nicht wert zu machen
vermochte, erfreute sich in ungarischen Künstlerkreisen großer
Verehrung, und das mit Grund. Er war es nämlich, welcher
der ungarischen Nation und der Kunst ihren Munkacsy schenkte,
der in dem Tischlerjungen Michael Lieb — dies ist Mun-
kacsys Familienname — das malerische Genie erkannte, ihm
trotz seiner Armut, die ihn zur Verwertung jeder Stunde zwang,
unentgeltlich den ersten Unterricht im Zeichnen und Malen er-
teilte und Empfehlungen nach Budapest gab, welche nicht allein
die Laufbahn des jungen Künstlers förderten, sondern in günstigster
Weise sein Leben beeinflußten, ja ihn geradezu der Kunst und
dem Leben erhielten, indem sie ihm in der Person des Land-
schaftsmalers Anton Ligeti, Kustos der ungarischen Mu-
seums-Galerie, zur Zeit einer gefährlichen Augenkrankheit einen
aufopfernden, rettungschaffenden Freund brachten. Es ist denn
natürlich, daß Munkacsy für seinen „Entdecker" eine rührende
Dankbarkeit hegte, die er in That und Wort bekundete. Er ließ
erst in jüngster Zeit den Sohn des alten Malers in München
ausbilden, nahni ihn dann in sein Haus nach Parts und richtete
ihm daselbst ein Atelier ein. Gelegentlich des Triumphzuges des
Meisters durch sein Vaterland drängte er darauf, daß sein alter
Lehrer zu dem großen Festbankette geladen würde, an welchem
alle Minister und Kirchenfürsten teilnahmen und alle bedeutenden
Männer, die Ungarn besitzt. Und als der Ministerpräsident
Tisza, Jokai und andere hervorragende Teilnehmer den
Ehrengast gefeiert hatten, erhob sich dieser und brachte sein Glas
mit dankbaren Worten dem biederen, schüchternen, schlichtgekleideten
Greise am Ende der Tafel, dem dabei die Thränen über die
Wangen stoffen. Munkacsy hat denn auch die Kosten des Be-
gräbnisses seines ersten Lehrers bcstrittens, dem der ungarische
Landesverein für bildende Künste ein Grabmal zu errichten be-
schlossen hat.

Denkmäler etc.

V. V. Wien. Die Enthüllung des Kundmann-Weyrschen
Grillparzer-Denkmales ist verschoben aus wer weiß wie
lange. Sowohl das sitzende Standbild des Dichters, als die

sechs gewaltigen Hochreliefs sind vollendet, aber den ver-
schneiten Laaser Marmorbrüchcn war nicht beizukommen, um
die nötigen Quadern zum Aufbau, welche teilweise noch or-
namental behandelt werden müssen, rechtzeitig herbei zu schaffen.
Da fragt man sich denn billigerweise, warum diese Blöcke
nicht im verflossene» Sommer, wo der Zugang nach den
Brüchen doch gewiß nicht verschneit war, gebrochen und einge-
schafft worden sind? Man darf um so mehr diese Frage stellen,
als die Steinlieferungsfrage schon wiederholt — siehe auch das
neue Hofburgtheatcr — angeblich wenigstens, empfindliche Ver-
zögerungen verursacht hat. So dürfte Wien, welchem man bereits
für den 21. April die Enthüllung des schönen Dichter-MonumenteS
in Aussicht gestellt hatte, möglicherweise noch ein Jahr darauf warten
müssen. In Sachen des Mozart-Denkmals dürfte man es
noch einmal mit einer allgemeinen Konkurrenz versuchen, von
welcher man sich diesmal mehr Erfolg verspricht, da die Herren
sich über die Platzfrage zur Stunde bereits geeinigt zu haben scheinen.
Man will nämlich allen Ernstes das Denkmal in den engen
Raum zwischen das ehemalige Palais Schey am Ring und den
Kaisergarten hineinzwängen. Möglich, daß der Hof ein zur Re-
gulierung des Plätzchens nothwendigcs Stück vom Kaisergarten
zur Verfügung stellt, aber selbst in diesem Falle halten wir auch
diese Platzwahl für keine glückliche und bleiben bei unsrer früher
an dieser Stelle ausgesprochenen Ansicht, daß das Mozart-
Denkmal keinen besseren Aufstellungsort, als im Stadlparke a»
Stelle des dort nichts weniger als schmückenden Wetterhäuschens
finden könnte.

— Zur Beteiligung an einem beschränkten Wettbewerbe um
die Ausführung des Denkmals, welches den Gebrüdern Grimm
in Hanau errichtet werden soll, wurden aufgefordert: Bärwald,
Bergmeier, Eberlein und Römer in Berlin, Echtermeyer
in Braunschweig, Henze in Dresden, Kaupert in Frankfurt,
Wiese in Hanau, Ha ssenpflug in Kassel, Eberle in München
und Zumbusch in Wien.

U Stuttgart. Professor Donndorf in Stuttgart hat
eine Marmorbüste Friedrich Wischers vollendet.

— Ferdinand von Miller in München hat für seinen
Vater, den Erzgießer Ferdinand von Miller d. ä., ein Grab-
denkmal vollendet. Dasselbe gibt in Hautrelief eine figürliche
Darstellung der gesamten Familie des Entschlafenen und in der
Mitte eine Madonna mit dem Christkinde. Das Werk ist ebenso
künstlerisch wahr, als warm und tief empfunden ausgeführt; sehr
glücklich ist in der Komposition die realistische Seite, welche in
der modernen Kleidung liegt, durch ideale und doch streng hol-
beinsche Zeichnung ausgeglichen.

— Bildhauer E. Herter hat für das Düsseldorfer Heine-
denkmal zwei Entwürfe ausgearbeitet, welche er der für das Monu-
ment in hohem Grade interessierten Kaiserin von Österreich dem-
nächst vorführen wird. Der erste Entwurf trägt einem beschränkten
Geldauswande Rechnung; er ist eine auf einem viereckigen Posta-
ment errichtete Porträtstatue aus Marmor. Der Dichter ist
hier auf einein von Disteln und wildem Rosenstrauch umwachsenen
Fels ruhend dargestellt, wie er dem Sang einer vor ihm sitzenden
Nachtigall lauscht; am Fuß der Statue kauert zwischen Stech-
palmen eine kleine Schlange. Zwei Reliefs an den beiden Seiten
des Postaments bringen sinnbildlich die Doppelnatur des Dichters
zum Bewußtsein; in einer Gruppe, in welcher Amor auf einem
Schwane sitzt, wird des Dichters lyrische Poesie, in einer anderen,
in der ein Satyr aus dem Rücken der Sphinx reitet, seine saty-
rische Seite allegorisiert. Diese beiden Reliefs bieten bei dieser
Porträtstatue die einzige Gelegenheit, die Dichternatur zu charak-
terisieren; der Künstler fühlte sich hier durch ökonomische Rück-
sichten zu sehr beengt, und so ist er denn in dem zweiten Entwurf
seinem Drange gefolgt, in erschöpfenderer Weise den Charakter
der Heineschen Poesie zum Ausdruck zu bringen. In Gestalt
eines kolossalen marmornen Monumentalbrunnens wird uns darin
das Dichterbild nur in einem doppelt lebensgroßen Medaillon-
Porträt an der Sockelfront gegeben; eine Anzahl von lebens-
großen Figuren, Allegorien der Lyrik, der Satyre und des
Schmerzes, letztere mit Anspielung auf den Weltschmerz, versinn-
bildlicht die dichterische Eigenart. Über dem Sockel erhebt sich die
Jdealgestalt der Loreley, eine lose umhüllte Gewandfigur in dop-
pelter Lebensgröße, von deren aufgelöstem Haar ein Schleier
weht. Am Sockel sollen noch zwei Reliefs: „Amor auf dem
Schwan" und eine „über die Räthsel der Sphinx sinnende Psyche"
Platz finden. Die Herstellungskosten dieses zweiten Entwurfes
werden auf das vierfache derjenigen der Porträtstatue veranschlagt.
 
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