Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0369

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2g0

Ausstellungen, Sammlungen rc. — vom Aunstmarktj

gl. In einer der jüngsten Beratungen der Bibliotheks-
Kommission des Wiener Gemeinderates wurde beschlossen, zur
Erweiterung der städtischen Gemäldesammlung von
hervorragenden Wiener Künstlern nachstehende Bildwerke aus-
führen zu lassen: I. Marktplatz auf der Freiung, 2. Eine Partie
des städtischen Fonds-gutes Kaiser-Ebersdors, 3. die Wiener
Frohnleichnams-Prozession, 4. eine Ziviltrauung im alten Rat-
Hause, 5. eine Szene aus dem italienischen Kriege im Jahre 1848
und zwar: der Dank des Feldmarschalls Radetzky an die Wiener
Freiwilligen.

—r. Die Berliner Ausstellung im Jahre 1887.
Das Ergebnis der vorjährigen akademischen Kunstausstellung ist
für die Veranstalter ein überaus günstiges gewesen, was der
großen Beteiligung der Künstler zu danken ist. Es waren von
diesen eingeschickt worden 1187 Oelgemälde, 202 Aquarelle, Stiche
und Zeichnungen, 205 plastische Kunstwerke und 17 architektonische
Entwürfe, im ganzen ,1611 Kunstwerke, von denen im ganzen
1324 und zwar 974 Ölgemälde, 134 Zeichnungen, Aquarelle,
37 Kupferstiche und Radierungen, 163 Bildwerke und 16 archi-
tektonische Entwürfe zur Ausstellung gelangten. Ihr Versicherungs-
wert belief sich auf etwa 3,040,000 Mk. Auch diese Ausstellung
erfreute sich der lebhaften Unterstützung des Publikums, von dem
sich gegen 7000 Personen den fortdauernden Besuch der Aus-
stellung durch den Erwerb einer Saisoukarte gesichert hatten,
während über 265,000 Personen die Tageskassen passierten. Die
hierdurch erzielte Einnahme hat sich auf über 134,000 Mk. und die
Gesamteinnahine der Ausstellung überhaupt auf gegen 170,000 Mk.
belaufe», denen Ausgaben in Höhe von etwa 106,000 Mk. gegcn-
überstehen, so daß über 60,000 Mk. als Ueberschuß dem Kunstaus-
stellungssonds der Akademie, dessen Zinsen bekanntlich zu Unter-
nehmungen im Interesse der Künstler und zu Unterstützungen
von Ausstellern und deren Hinterbliebenen Verwendung finden,
zugeführt werden konnten. Verkauft wurden von den zur Aus-
stellung gelangten Kunstwerken einschließlich der für die Ver-
losung angekauften — es waren bei der mit der Ausstellung
verbundenen Lotterie 150,000 Lose abgesetzt worden — „im
ganzen 161 Kunstwerke für 184,800 Mk. und zwar 132 Öl-
gemälde für 148,925 Mk., 15 Aquarelle, Zeichnungen rc. für
6230 Mk., 14 Bildwerke für 29,645 Mk., in welchen Zahleil die
in größeren Partien für die Verlosung angekauften Stiche und
Radierungen jedoch nicht enthalten sind.

ff München. Der letzte Tag vor der Eröffnung der
Internationalen Kunstausstellung versammelte einen großen Teil
der Münchener Künstlerschaft zum Firnissen im Glaspalaste, in
dem allerorten noch eifrig gearbeitet wurde, um die Ausstellung
zur Eröffnung fertig zu stellen. Die letztere fand am 1. Juni,
srüh II Uhr, in feierlicher Weise durch den Prinzregenten statt,
der aus die Ansprache des Präsidenten der Künstlergenossenschaft
E. Stieler u. a. folgendes erwiederte: „Die Vertreter der schönen
Künste, so viele ausgezeichnete Männer Europas, heiße ich will-
kommen. Mit vollem Vertrauen sehe ich den besten Resultaten
der heute zur Eröffnung gelangenden Jubiläums-Kunstausstellung
entgegen, in welcher die schönen Früchte der Anstrengungen nieder-
gelegt sind, die seit hundert Jahren sich fort- und fortgepflauzt
haben. Möge des Himmels reichster Segen auch aus dieser Aus-
stellung ruhen, wie er die früheren Ansstellungen begleitet hat."

ff Wien. Die Jubiläums-Kunstausstellung wurde
am Sonntag den 3. Juni geschlossen.

— Paris. Der Ehrenpreis im Salon ist nach zweimaliger
Ballotage dem Maler Edouard Detaille zuerkannt worden: er
hat 108 Stimmen erhalten, Benjamin Constant 96, Roll 58,
Henner 22, Albert Maignan 21, Pelouse 17, Humbert 16,
Flameng 5, Harpignies 5, Vollon 8, Hebert 4. Detaille hat
also mit 12 Stimmen über Benjamin Constant den Sieg errungen;
als das Resultat proklamiert wurde, umarmte Meissonuier unter
lebhaftem Beifall der Anwesenden den gekrönten Kollegen. Das
Bild Edouard Detailles „Der Traum", dem der treffliche Künstler
diese neue große Auszeichnung verdankt, rief von Anfang der
Ausstellung an die allgemeine Bewunderung hervor. — Unter
den Bildhauern hat mit großer Stimmenmehrheit Jean Turcan
den Ehrenpreis für seine Marmvrgruppe „Der Blinde und der
Lahme" erhalten. — Unter den Graveuren wurde den: berühmten
Graveur Hedouin die Ehrenmedaille zu teil.

ff Berlin. Die Nationalgalerie hat in jüngster Zeit
mehrere Bereicherungen erfahren. Um mit der Plastik zu be-
ginnen, nennen wir zuerst einen halb architektonischen, halb plastischen,
polychromen Grabschmuck von Sch reit müller, der im Skulp-
tursaal seinen Platz erhalten hat. In den für Gemälde bestimmten

Räumen begegnen wir an Neuheiten: Gustav Spangenbergs
Hans Sachs (von uns nachgebildet im 12. Heft des lauf. Jahrg.),
Vautier, beim kranken Mütterlein, fünf eingerahmten Rethelschen
Kartons, Szenen aus der Geschichte Karls des Großen dar-
stellend, eine „Waldidylle" von R. Schick, dem „lustigen Morgen"
von Anton Braith (s. „K. f. A." d. II. Jahrg. Heft 2), und
Stauffers Gustav Freytagporträt: Endlich ist C. G. Pfann-
schmidts aus acht Tuschzeichnungen zusammengesetzter Cyklus
„das Vater unser" erworben. — Viele bekannte Werke der Galerie
sind z. Z. auf den Ausstellungen zu Wien und München.

Vom Kunstmarkt

ff Berlin. Die speziell Kunstlitteratur pflegende rührige
Buchhandlung von Dierig und Siemens in Berlin (L. Neue
Promenade 1) versendet soeben ihr Antiquariats-Verzeichnis Nr. V,
das in seiner ersten Abteilung eine Reihe trefflicher Werke aus
dem Gebiete der Kunstlitteratur, Kunstgewerbe und Architektur
enthält.

— Düsseldorf. Das Bild von A. Kampf in der Aus-
stellung des Kunstvereins für Rheinland-Westfalen „In der Nacht
vom 13. bis 14. März 1888 im Dom zu Berlin", ein Gemälde,
welches den jungen Künstler mit einem Schlage in die Reihe der
ersten Maler Deutschlands stellt, ist bereits an Private verkauft
worden. Wir haben von dem hochbegabten Künstler bereits wieder-
holt in unserem Blatte Notiz genommen.

— Bei der Versteigerung einer sehr wertvollen Sammlung
von Gemälden neuer und alter Meister durch Rud. Lepke in
Berlin wurde das „Hüstbild einer jungen Dame", welches König
Friedrich II., als er als Kronprinz in Küstrin gefangen saß, ii,
Pastell malte und dem Präsidenten von Münchow daselbst widmete,
für 1250 Mk. verkauft. Ein Aquarell „Blick auf Stettin" von Eduard
Hildebrandt ging für 1415, L. Knaus' „Totes Kätzchen auf Laubwerk
liegend" für 1150, Anton Seitz' kleines Bildchen „Frühstück bei dem
Herrn Kaplan" für 1860, Gustav Richters „Arabeskenfries", die
Architektur darstellend, für 800 und C. Plumbecks „Friedrich der
Große als Kronprinz im Gefängnis zu Küstrin, der Hinrichtung
seines Freundes Kalte vom Fenster aus beiwohnend", für 500 Mk.
fort. Ein Aquarell von L. Passim „Kniestück einer jungen Dame"
erzielte 700 Mk. Julius von Maas' „Marktszene aus Ungarn",
welche anfänglich zurllckgestellt werden mußte, da sich bei dem
verlangten Preise von 1500 Mark kein Reflektant zeigte, brachte
schließlich mit 2800 Mark den höchsten Preis ein.

— Die unter Leitung des Kunsthändlers H. O. Miethke
vom 25. bis 28. April d. I. in Wien abgehaltene Versteigerung
der Sammlung Th. Eggers, die wir bereits seinerzeit avisierten,
nahm einen glänzenden Verlauf. Das Gesamtergebnis beziffert
sich auf über fl. 213,000.—. Nachstehend geben wir ein Ver-
zeichnis der von den hervorragendsten Bildern erzielten Preisen:
A. Achenbach, zwei Darstellungen vom „Strand von Scheve-
ningen", fl. 3700 und fl. 4100; derselbe, „Landschaft",
fl. 2100: O. Achenbach, „Golf von Sorrent", fl. 4000, derselbe,
„Villa di Donna Anna", fl. 3700; I. Brandt, „Polnische Fuhr-
werke", fl. 3050; L. Buzi, „die Rechtsfrage", fl. 2200; CH.
F. Daubigny, „Landschaft", fl. 3150; W. Diez, „Pferdemarkt in
Nürnberg", fl. 6010; Ed. Hildebrandt, „Fort Loorock und Pon-
tinka auf Madura", fl. 3985; derselbe, „Ansicht von Ceylon",
fl. 3200; CH. E. Jacque, „Schafe im Stall", fl. 5200; A. Jsabey,
„Messe in der Kirche", fl. 2852; L. Knaus, „die Falschspieler",
fl. 4510; derselbe, „Kinderreigen", fl. 9000; C. F. Lessing,
„Landschaft mit Schmugglern", fl. 3120; H. Makart, „Nubische
Familie", fl. 2160; G. Max, „Tannhäuser und Venus", fl. 5250;
A. v. Pettenkofen, „Ungarisches Dorf", fl. 2960; derselbe, „Bor
der Schmiede", fl. 2950; derselbe, „Beim Stelldichein", fl. 2105;
T. Schmitson, „Durstende Kühe", fl. 2305; A. Schreyer, „Wal-
lachische Reiter", fl. 3000; A. Seitz, „Der Wildprethändler",
fl. 2430; A. Stevens, „Die Jahreszeiten", Frühling, Sommer,
Herbst, Winter, fl. 4800; B. Bautier, „Schwerer Anfang",
fl. 2450; derselbe, „Maler auf der Studienreise", fl. 6000;
Fl. Willems, „Zum Wappen von Flandern", fl. 4050.

Aedaktionsichtuk: 2. Juni. — Ausgabe: 16. Juni.

Inhalt des üchtzehnten Deftes: Fr. Pecht. Die Münchener

Ausstellungen von 1888 (Fortsetzung) — Otto Brandes. Der Pariser'
Salon 1888 (Fortsetzung) — Kunstnolizen rc. — ZLitderbeilagen: Konrad
Kiesel, Laura — Ma tthias Schmid, Fcuerbeschau — Anton Braith,
Gang zur Tränke — Hermann Baisch, Viehweide bei Rotterdam.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Lchwartz — Druck der Bruckinann'schen Buchdruckerei in München
 
Annotationen