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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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352

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen ic.

Zu Paris am 21. Juli der Graf de Tanzia, Konservator au
den Museen des Louvre. — Am 23. Juli in München der Kunst-
maler R. G. Müller, 31 Jahre alt. — Ende Juli zu
München der Maler Hans Brunner im Alter von 75 Jahren.

Denkmäler eie.

- Düsseldorf. Gelegentlich der Konkurrenz um das
Kaiser Wilhelm-Denkmal hat sich zwischen Jury und Bewerbern
ein heiser Streit entsponnen. Außer den Entwürfen von Karl
Hilgers und Clemens Busch er ist auch derjenige von Leo
Müsch mit 1000 Mk. preisgekrönt worden. Gegen diese
Auszeichnung des Letzteren wenden sich nun mehrere Kon-
kurrenten in dem nachstehenden au das Preisrichterkollegium
gerichteten Schreiben: Die verehrlicheu Preisrichter haben es
für gut gefunden, ein Projekt zum Kriegerdenkmale mit dem
Motto: Dulce et clecorum est pro patria mori! Verfasser Herr
Leo Müsch hier, mit einem Preise auszuzeichneu. Die ergebenst
Unterzeichneten, welche für dieses Kriegerdenkmal Konkurrenzprojekte
eingereicht haben, sind nun keineswegs der Ansicht, daß dieses
Projekt, welches im figürlichen Schmuck sowohl als auch im Auf-
bau eines der schwächsten Projekte der ganzen Konkurrenz ist und
jedes künstlerischen Werts entbehrt, und dessen Ausführung be-
schämend für die gesamte Küustlerschaft Düsseldorfs sein würde,
einen Preis verdient habe, und ersuchen das verehrliche Kollegium
um eine öffentliche Motivierung des Urteils. Bei den meisten
größeren Konkurrenzen, welche von Staatsbehörden oder städtischen
Behörden ausgeschrieben worden sind (eine Ausnahme bildet
Düsseldorf) ist es Gebrauch, daß die Preisrichter die Gründe
veröffentlichen, warum Projekte zurückgewiesen, und warum die
Prämiierten den Preis erhielten. Bei der großen Mühe und
den Kosten, welche die Konkurrenten auswenden müssen, wird
man es nicht unbillig finden, wenn dieselben die Gründe zu
wissen wünschen, warum eine ganz wertlose Arbeit mit einem
Preise anSgezeichnct hat. gez.: C. Müller. Jakobs n. Wehling.
G. Nutz. P. P. Juchs. Boldt u. Frings." Die Angelegenheit
ist übrigens inzwischen schon dadurch erledigt, daß der preisgekrönte
Entwurf von Hilgers für die Ausführung bestimmt wurde.

— Rom. Im deutschen Künstlerverein soll, wie man dem
„B. T." schreibt, auch eine Büste Kaiser Friedrichs zur Aus-
stellung kommen, und zwar ist es ein verdienter Gönner des
Vereins, Herr Rentier Grünert aus Magdeburg, der den in Rom
lebenden Bildhauer Feuerstein mit der Ausführung der Arbeit
betraut hat. Die Büste Friedrichs III. wird zu der Ottoschen
Büste Kaiser Wilhelms, die sich schon längst in den Sälen des
Vereins befindet, ein würdiges Seitenstück bilden.

" Unsre Seite 320 unter „Köln" gebrachte Notiz, das; auf
der Tagesordnung der 8. Wauderversammlung des Verbandes
deutscher Architekten und Ingenieure auch die Errichtung eines
Semperdenkmals stehe, können wir heute dahin ergänzen, daß
Professor Johannes Schilling mit dem Entwurf beauftragt
worden ist. Dieses Denkmal wird mit Genehmigung des Königs
von Sachsen auf der Brühlschen Terrasse zu Dresden aufgestellt
werden. Die Stadt Dresden, welche schon 20,000 Mk. als Semper-
stiftung zu Reisestipendien für junge talentvolle Architekten her-
gegeben hat, leistete zu dem Seinperdenkmale einen Beitrag von
5000 Mk. — Eine Büste Sempers ist in der Aula des Poly-
technikums zu Zürich, ein Standbild Sempers von dem Dresdener
Bildhauer Ockelmann an der Kunsthallc zu Hamburg aufgestellt.

_Kassel. Professor Hassenpslug gehört zu den 12 be-
vorzugten Künstlern, welche das Komitee zu Entwürfen für das
Denkmal der Gebrüder Grimm aufgefordert hat. Derselbe hat
nunmehr daS Modell vollendet, das überraschende Porträt-
ähnlichkeit zeigt.

— Heilbronn. Der berühmte Physiker Robert Mayer
soll hier in seiner Vaterstadt ein Denkmal erhalten. Die Samm-
lung hat bis jetzt 19,000 Mk. ergeben.

— München. Zu dem Monumentalbrunnen, welcher auf
dem Maximiliansplatz errichtet werden soll, sind die Entwürfe bis
Ende April 1889 beim Magistrat einzureichen.

— Zürich. Das Lanzsche Modell zu dem Pestalozzi-
Denkmal in Dverdon, welches wir Seite 208 bereits erwähnten,
ist zur Zeit hier ausgestellt.

Bremen. Für das Kaiser Wilhelm-Denkmal ist eine
beschränkte Konkurrenz ausgeschrieben worden, zu welcher IO Künstler
persönlich aufgeforderi worden sind.

— Erlangen. Im Rathause sind zur Zeit zwei Mo-
delle zu einem Kaiser Wilhelm-Denkmal von Professor Schwabe
in Nürnberg ausgestellt.

Ausstellungen, Sammlungen ekr.

Kunstverein in Hamburg. Während die
Beschickung der Ausstellungen der meisten Vereine Deutschlands
durch den Hochdruck der vielen inländischen und auswärtigen
großen Kunstausstellungen wesentlich beschränkt wird und mancher-
orts das Mittelmäßige und Schlechte sich breit macht, weil die
starken Gegner auf einen, andern Kampfplätze um Ehre und
Ruhm ringen, hat Hamburg die erfreuliche Tbatsache zu verzeichnen,
daß sein Kunstverein in hervorragender Weise den Einheimischen
und Fremden wahren Kunstgenuß zu bieten imstande ist. Zunächst
fesselt den Besucher eine Kollektion von ca. 60 Zeichnungen und
Aquarellen des hamburgischen Künstlers Karl Gehrts. Die Fülle
des Gebotenen läßt den Beschauer über den Reichtum der Gedanken
sowie der Ausdruckfähigkeit des Malers erstaunen. Einfache wie
sigurenreiche Kompositionen tragen den Stempel origineller Schaffens-
kraft. Die Farbe, die in verschiedenen Techniken den meisterhaft
gezeichneten Blätter hoben Reiz verleiht, ist mit sicheren, Ver-
ständnis und zarter Empfindung angewandt. Besondere Beachtung
verdienen die Gouache-Bilder, deren Farbenpracht an Menzels
Pinsel erinnert. Von ausgestellten Ölbildern bebe» wir eine große
Marine von X. W. Mesdag hervor Seit Jahren gehört dieser
Meister zu den regelmäßig wiederkehrende» Gästen der Hamburger
Vereinsausstellungen, wie auch seine Landsleute, wir nenne» nur
Artz, Sande-Bakhuyzen, Roosenboom, Gabriel, Destree, Makken,
Henkes, Offermans, W. B. Tholen, van der Flier, van Borselen,
Adr. la Riviöre rc., in dankenswerter Bereitwilligkeit den Ein-
ladungen des Kunstvereins Folge leisten. Sein zur Zeit ausge-
stelltes Bild wirkt wie vornehmlich die modernen Holländer durch
die meisterhafte Wiedergabe der Perspektive und durch die Behand-
lung der Luft. Der Beschauer sieht auf bewegt anlaufendes
Wasser, das einige Fahrzeuge trägt, Himmel, Wasser und Luft
treten in harmonischer Wirkung entgegen. Ferner sind zur Zeit
in der Ausstellung zu betrachten Pros. W. Riefstahl: „Begräbnis
in Passeier", ein Gemälde, weiches schon seinerzeit in Berlin auf
der Jubiläums-Ausstellung berechtigtes Aussehen ,nachte: ferner
ein Genrebild des beliebte» Düsseldorfer Malers Otto Kirberg:
„Trauliche Unterhaltung": „Holländische Fischauktiou" von Hans
Herrmann; zwei Landschaften von Ribarz, Paris: ein norwegischer
Fjord von Karl Österley, Hamburg, eine Landschast von van
Sande-Bakhuyzen: Marinen von Th. von Eckenbrecher.

* In Dresden ist am 15. Juli das Schilling-
Museum oder, wie es der Künstler bescheidener nennt, die Modell-
sammlung seiner Bildwerke den, öffentlichen Besuche übergeben
worden. Dresden erhält dadurch ein Sciicnstück zu dem Berliner
Rauch-Museum oder dem Münchener Schwanthaler-Museum (das
bisherige Nietschel-Mnseun, in Dresden wird künftig in der königl.
Sammlung der Gipsabgüsse aufgehen). Das Gebäude, in welchem
die Schillingschen Bildwerke unlergebracht sind, hat der Dresdener
Architekt Rudolf Schilling, der Sohn Johannes Schillings, ent-
worfen und gebaut. Es entspricht seinen, Zwecke im ganzen
recht gut. Die Kunstwerke sind so aufgestellt, daß jedes für sich
gut zur Geltung kommt; nur in, ersten Saale hat man einiger-
maßen das Gefühl des Zuviel, wie es iu den meisten Gipsabguß-
Museen allerdings in weit höherem Grade der Fall ist. Man
erblickt hier als Hauptwerk Bacchus und Ariadne auf dem von
vier Panthern gezogenen Wagen (dieses anmutige Werk krönt
bekanntlich den Vorbau des Dresdener Hoftheaters). Zur Linken
folgt das Wiener Schiller-Denkmal, welches mit seinen Postament-
figuren das Lebensalter und seinen Flachbildern den mehr auf
sinnige Anmut als aus charakteristische Kraft gerichteten Grundzug
Schillingschcr Kunst besonders erkennen läßt. Zur Rechten folgen
Büsten des sächsischen Köuigspaares und des Königs Johann,
dann das Rietscbel-Denkmal von der Brühlschen Terasse in Dresden,
bestehend aus Rietschels Büste und drei Gruppen, die in etwas
schüchternem Realismus die bildhauerische Thätigkeit schildern. Die
Eingangswand schmücken die nicht völlig gelungenen Arbeiten für
das neue Leipziger Gewandhaus. Zuerst ein Giebelfeld, darstellend
Apollo unter den Hirten: der Gedanke, die Wirkung der Musik
zu schildern, ist sinnig genug entwickelt, die Ausführung aber
bietet mancherlei Mängel. Bon den krönenden Figuren, Instrumental-
musik, Gesang und Örgelmusik, leidet gerade die oberste an ziem-
licher Plumpheit, die beiden seitlichen sind anmutiger. Dazu
kommen weiter die Standbilder Mozarts und ^Beethovens, die
weder zu hohem Lobe, noch zu entschiedenem Tadel Anlaß geben.
Ein Fries, darstellend die Sinfonie, harrt noch der Ausführung.
Ein paar Jugendarbeiten Schillings, in Rietschels Werkstatt ge-
fertigt, und der sterbende Achilles haben ebenfalls im ersten
Saale Platz gefunden. Rechtwinklig an diesen ersten Saal stößt
 
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