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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Heilbut, Emil: Ferdinand Heilbuth
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0222

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Ferdinand kicilbnth


Sxirlrnde Lähchrn. von Julius Adam

realistisch gesinnt, sind Ideale — die in der Luft schweben — von der Pariserin, die an der Seine im weißen
Kleide sitzt... und etwas schärfere Züge hat, als der Maler bemerken wollte, welcher in seiner Jugend
Romantiker gewesen war, und blond blieb, und für zarte Töne schwärmte. Man kann sagen, seine Frauen,
Heilbuths Frauengestalten, wären wie Corotsche Bäume gewesen — nämlich nicht substantiell, nur hingehaucht
— ... aber Corot war ein größerer Künstler.
Nun soll man nie einen Künstler auf Kosten seiner ihm eigentümlichen Bedeutung mit einem um-
fassenderen vergleichen: ich wählte Corot nur aus, weil der Gedanke an Corotsche Landschaften das Bild
von Heilbuthschen Frauen dem Leser nahe führt,. .. sobald ich voraussetze, daß er Corotsche Landschaften kennt,
daß er weiß, wie diese zart, wie diese charmant sind. Die Worte „Charme" und „charmant" und „Charmeur"
kommen einem in die Feder, wenn man über einen dieser Künstler schreibt. Alles was sie sehen, gewinnt
durch ihr Sehen, die prosaische Gegend wird elegisch, die Frau von vierzig Jahren erlebt eine zweite Jugend:
beide Meister haben dieses der parisischen Luft — so möchte man sagen — eigene Talent, Jugend zu heucheln.
Sehen die Pariser Frauen nicht alle entzückend aus? Ist ihr Teint nicht . . . charmant (ich kann das
Wort schon wieder nicht vermeiden) in seiner nicht ungesund aussehenden, reizenden Blässe? Dekoloriert —
aber nicht grau, parfümiert mehr als gepudert, so sehen beide die Landschaft und die Frauen ... Heilbuth hat
die Frauen mit guter Meinung gesehen.
Es wird Zeit, daß ich einige Bilder schildere. Ich will hauptsächlich von seiner Aquarelle ausgehen:
in der Zartheit der Aquarelle noch besser als im Ölbilde hat der sensible Maler den Duft der Atmosphäre
mil dem keuschen Weiß der Kleidungen wiedergegeben. So beugt sich eine junge Frau (und das wesentliche
ihres Zaubers ist, in allem Ernste, der weiße Hut auf ihrem Kopfe, der als lachende „Note" — wie die Maler
sagen — in der prangenden Landschaft steht...) im Grase an der Seine sitzend, auf ihren rechten Arm und
lächelt für sich hin, während das Kind dabei (welches eine Beobachtung ist, deren Richtigkeit man sich nicht
verschließen wird) ungerührter von den Reizen der Szenerie bleibt. (Abb. S. 164.) Kinder, wie junge Völker,
haben noch nicht den Sinn für die landschaftliche Schönheit entwickelt. Am berühmtesten unter Heilbuths
Bildern ist das »Lean Isirips« betitelte, zwei junge Frauen, im Kahn auf der Mitte des lachenden Flusses
fahrend, mit Schwänen, Villen, und leichten weißen Streifen des Wassers. (Abb. S. 163.)
 
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