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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0269

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20-1

Unsre Bilder — Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler — Preisausschreiben

Darmstadt 1823 geborene Künstler mit poetischer Nach-
empfindung ans seiner Leinwand zu bannen gewußt hat.
Paul Weber gehört seinem Studiengange nach vollständig
zur alten Schule, aber zu den wenigen Vertretern der-
selben, deren Werke auch von den jungen anerkannt zu
werden verdienen, weil auch jene die Natur als die
höchste Lehrmeisterin verehren.
Zu unsern ferneren Illustrationen im Texte wollen wir
noch erwähnen, daß die Psyche von Jakob Stolz, einem
Schüler Ruemanns, im vergangenen Jahre den ersten aka-
demischen Bildhauerpreis in München erhalten hat; was
Ciardi, O. Seih, I. Benk noch zum Heft beigetragen,
spricht für sich selbst. Die Münchener Synagoge Albert
Schmidts, jener herrliche romanische Bau ist bereits
früher von uns gewürdigt worden und das Bild Ludwig
Glötzles auf Seite 201 zeigt, daß dieser treffliche
Künstler mit großem Geschick der schwierigen Aufgabe ge-
recht geworden ist, die vor einigen Jahren vergrößerte
zopfige Heiliggeistkirche zu München durch neue, möglichst
sich den alten, ebenfalls in Zopfstil gehaltenen, Bildern
anbequemeude Kompositionen zu schmücken. L. Glötzle
hat dabei doch mehr Ernst und Innerlichkeit entwickelt
als die alten Zopfmaler, deren Werke denen Glötzles
fast gegenüber theatralisch wirken. 8.

Personal- und Meliernachrichlen
(5 Breslau. Die Südsassade unsres schönen spät-
gothischen Rathauses soll nunmehr den fehlenden bildnerischen
Schmuck erhalten. Zehn Nischen sind mit plastischen Figuren
auszustatten, für welche die für eine mittelalterliche Stadtbevöl-
kerung bezeichnenden Typen ausersehen wurden. In dem zu
diesem Zweck seitens der Stadt ausgeschriebenen beschränkten
Wettbewerb unter den Bildhauern Renard (Köln), Fuchs
(Köln), Nassau (Dresden) und Behrens (Breslau) hat Ehr.
Behrens den ersten Preis davongetragen; infolgedessen ist ihm
die Ausführung von 6, Nassau die von 4 Figuren anvertraut.
Behrens hat auch den figürlichen Schmuck über dem Eingang
zum Rathauskeller herzustellen. — Das Schlesische Museum hat
ein Blumenstück von Margarethe Roosenboom erworben.
— Berlin. Für die diesjährige Akademische Kunst-
ausstellung sind zu Mitgliedern der Kommission gewählt: seitens
des Senates der Akademie Maler Professor Karl Becker, Geh.
Regierungsrat Zöllner, die Maler und Professoren W. Gentz
und Amberg, Bildhauer Professor Encke. Der „Verein Berliner
Künstler" entsendet in die Kommission die Maler Professor Anton
von Werner, Professor Eschke und Felix Possart, den Architekten
Hoffacker und den Bildhauer länger. Alle diese Herren sind zu-
gleich Mitglieder der Jury, welche über die Zulassung der
Kunstwerke zu entscheiden hat.
— Dresden. FrauHenriette Mankiewi cz in Dresden,
deren gestickte Bilder in Paris bei der vorjährigen Ausstellung
die größte Anerkennung in Künstler- und Kunstverständigenkreisen
gefunden hatte, ist auf Bonnats und Meijsoniers Vor-
schlag zum Offizier der Akademie ernannt worden und erhielt den
Orden der akademischen Palme. Die Arbeiten „dieser Malerin
mit der Nadel" werden auf dem Gebiete der Wandstickerei bahn-
brechend wirken.
— Berlin. Der Maler Richard Eschke hat eine Reihe
von Skizzen und Studien, die er auf hoher See als Theilnehmer
der Plankton-Expedition geschaffen hat, in einer Kollektiv-Aus-
stellung im Berliner Kunstverein dem Publikum zugänglich ge-
macht. Vorher waren die Arbeiten des jungen Künstlers von
dem deutschen Kaiser eingehend besichtigt worden.
— München. Der Prinz-Regent hat Professor Albert
Keller, Professor L. Eberle und Professor I. Flüggen den
Michaelsorden und dem Redakteur der „Fliegenden Blätter"
Julius Schneider die Ludwigsmedaille für Wissenschaft und
Kunst verliehen.
— Nürnberg. Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg hat
das von dem Maler Anton Schöner in Nürnberg gemalte
humoristische Mönchsbild „Franziskaner-Liebe" für das Museum
zu Altenburg angekaust.

tt. Straß bürg. Die durch das Ableben von Architekt
Härtel erledigte Stelle eines Dombaumeisters unsers Münsters
ist durch Berufung von Franz Schmiß, dem seitherigen Bau-
meister der Erzdiözese Köln, wieder neu besetzt worden.
— München. Zur Berichtigung unsrer Notiz in Heft
1l, die Jury der Münchener Jahresausstellung 1890 betreffend,
bemerken wir, daß Professor W. Rümann in die Jury aller-
dings gewählt war, jedoch die Wahl noch vor der Konstituierung
der Jury ablehnte.
— Berlin. Der Kaiser erwarb bei einem Besuch der
Kunstausstellung von Eduard Schulte in Berlin das Haupt-
bild der daselbst vereinigten Kollektion Hans v. Bartelsscher
Aquarelle, einen „Sturm auf Bornholm".
— Zürich. Professor A. Böcklin ist das Ehren-
bürgerrecht der Stadt Zürich verliehen worden.
Gestorben. Am 22. Februar zu Madrid der Maler
Professor Jose Casanova. — Am 8. März zu Bremen dxr
Architekt Heinrich Müller im Alter von 71 Jahren.

Denkmäler ekr.
' Das Erstlingswerk des Verschönerungsvereins zu Ham-
burg, der Kaiser Karl-Brunnen auf dem Fischmarkt, sieht
seiner Vollendung entgegen. Bis auf eine Plankenumfricdigung
ist das Bauwerk dem Auge des Vorübergehenden bloßgestellt
und schon kann der Beschauer die Wirkung des srischfarbigen
Monumentes verspüren. Nachdem der gotische Stil für den
Brunnen erwählt war, empfand man, so viel uns bekannt, eine
gewisse Scheu gegen die Lebendigkeit der vorgefchriebenen Farben.
Der ganze Bau erscheint als ein Gefüge einzelner Kunstwerke,
von denen jedes sowohl als integrierender Teil des ganzen,
sowie auch als einzelnes Kunstwerk Begutachtung und Beur-
teilung erheischt. Der Körper, in gebrannten Formensteinen und
Glasursteinen, die Mosaikbilder und die Statue Karl des Großen
— aus diesen drei Hauptteilen setzt sich der Brunnen zusammen.
Auf einer vierseitigen Grundlage erhebt sich der Brunnenbau,
aus dessen Mittelkörper eine achteckige Säule als Trägerin der
Kaiser Karl-Statue emporwächst. An den Unterbau schließen
sich aus Granit vier Schalen, die das aus Löwenköpfen fließende
Wasser aufnehmen und bei erhofftem reichlichen Lauf das Wasser
dem untern Becken abgeben sollen. Die vier Schalen lehnen sich
an längliche Flächen, welche für die Mosaikbilder Raum geben,
sich dann stilgcmäß weinbergartig gestalten, aber statt der üb-
lichen Kreuzblume an der Statue schildhaltende Löwen tragen.
Der Brunnen ist von Johannes Vollmer, Dozent an der königl.
technischen Hochschule zu Berlin, entworfen. Derselbe ist aus
einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen. Die Seiten-
bilder, Erzbischof Adalbert (1043—1072), Adolf IV. von Schauen-
burg (1213—1263), Albert Kranz (f1517),DitmarKoll(1525—63)
darstellend, wurden von dem jüngst verstorbenen Hamburger
Maler Herm. Schmidt entworfen und in Venedig von vr.
Salviati in Mosaik gesetzt. Eine unbedingte Haltbarkeit wurde
durch die Einsetzung des Mosaiksteine in kupferne Becken erzielt,
so daß dem Einflüsse der wechselnden Witterung vorgebcugt
wurde. Die vorerwähnten wappenhaltenden Löwen werden in
Kupfer getrieben und sind bei Joseph Bauer in Hamburg in
Arbeit. Die Fertigstellung des Bauwerkes steht nahe bevor, die
Übergabe an die Stadt wird aber erst im Frühling nächsten
Jahres erfolgen, wenn dem Brunnen das Wasser zugeführt
werden kann.

Preisausschreiben
— New-Dork. In der Preisbewerbung für die Ent-
würfe zum Denkmal für General Grant in New-Aork ist, nach-
dem das Schicksal der zu diesem Wettbewerb eingelaufenen Ent-
würfe lange Zeit hindurch zweifelhaft gewesen ist, nunmehr in
der Jahresversammlung des zur Errichtung des Denkmals zu-
sammengetretenen Vereins beschlossen worden, zwar keinen der
Entwürfe zur Ausführung anzunehmen, jedoch die ausgesetzten
fünf Preise auszufolgen. Demzufolge wurden die fünf Preise
in der Reihenfolge: Architekt Cluß und Schulze in Washing-
ton, I. PH. Rinn in Boston, Härtel und Neckelmann in
Leipzig, I. A. Schweinfurth in Boston und Herbert A.
Geible in London zur Verteilung gebracht.
— Augsburg. Die Verlagsbuchhandlung der Gebrüder
Reichel hat ein Preisausschreiben erlassen zur Erlangung eines
„Deutschen Preisbilderbogens", welcher nach Art der „Münchener
Bilderbogen" ein Beispiel deutschen Volkshumors in Bild und
 
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