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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Architektur - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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Unsre Bilder, vom Herausgeber — Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler

Meeresduft sofort wieder erkennen, ja all das Geschrei,
das dort ewig aus dem bunten Menschengewimmel heraus
ertönt, zu hören glauben. Denn gerade das, was Venedig
so unwiderstehlich macht — die herrliche, sonndurchglühte,
salzgeschwängerte Luft über der stillen blauen Flut und
das lärmende ameisenartige, aber durch seine Natürlichkeit
anziehende Treiben am Strande daneben gibt Dill in
seinem in zwei gründlich verschiedene Hälften zerfallenden
Bilde trefflich wieder.
Von dem bald zärtlichen, bald streitenden, in allen
Ländern der Erde immer aber von tiefer Sympathie für
einander getragenen Verhältnisse zwischen den Köchinnen
und den Vertretern des Wehrstandes führt uns der Ita-
liener Guzzardi eine lustige Probe vor, in der sich beim
Vergleich mit Defreggers eben besprochenem Bilde der
beiderseitige Nationalcharakter sehr charakteristisch aus-
spricht. Weit entfernt, so überzeugend wahr und er-
quicklich gesund zu sein wie unser Landsmann, ist doch
des Italieners „Ungleicher Kampf" malerisch reizender und
bestechender, weil es da weder Ecken noch Härten gibt
wie bei dem Bilde des Tirolers. Die größere Ge-
wandtheit und Feinheit des Menschenschlags spricht sich
eben auch hier aus, wie seine geringere Ehrlichkeit und
Wahrhaftigkeit.

Line Verachtete
um Wettbewerb rief jüngst in unfern Tagen
Der Genius der Kunst die schönsten Frauen,
Und setzte die Gelehrsamkeit zum Richter. —
Da sah man Bildungen jedweder Schönheit:
Ulildfreundliche und hoheitsvolle, üxp'ge,
Asketische und edelstrenge Züge,
Gestalten: machtvoll, reinsten Ebenmaßes,
Berückend, sinnbethörend, keusch und innig —
Und alle fanden vor den Richtern Gnade,
Mit Preisen wurden alle ausgezeichnet.
Nur eine nicht: ein feingeformtes Wesen,
Mit Füßchen, zierlich wie die Aschenbrödels,
Doch nicht wie jene demutsvoll gebückt,
Nein fest, ja trotzig auf den Füßchen stehend.
Mutwillig-keck das luft'ge Kleid geschürzt,
Lin übermütig Lächeln auf den Lippen,
Die Augen strahlend groß von Witz und Geist,
Das leicht geschwung'ne Näschen spöttisch rümpfend —
So stand sie da, ein Bild reizvoller Anmut,
Den Richtern, die sie streng zurückgewiesen,
Unmutig halb den Rücken zugewandt.
Da nahte sich der Genius der Kunst
Der Ausgeschlossenen. Freundlich frug er sie:
„wer bist du, feines Kind? Die Bildung deutet
Auf edles Blut, wenn schwerlich auch die Litern
Auf Gräcia's holden Fluren dir gelebt.
Ich sehe Geist und Grazie dich umspielen,
Und wie ein Märchen mutest du mich an,
Lin schillernd buntes, zart und spinnwebfein.
Tritt näher Kind! Was auch die Richter sagen,
Und ob sie dich in lehrhaft-mürrischem Lrnst
Bekritteln und, des Preises würdig nicht,
verwerfen: in dem vollen Kranz der Kunst
Darf solche selt'ne Blüte nimmer fehlenI
Tritt näher Kind, geselle dich zu uns.
Und deinen Namen sag! Wie heißt du, sprich?
Sprich ohne Scheu!" —
„Man nennt mich „Rokkoko".

Personal- und Nkrlirrnachrichlen
c? Breslau. Der Provinzialausschuß hat dem Historien-
maler H. Prell die Ausführung der Wandgemälde im Treppen-
haus des Schlesischen Museums aus Grund der vorgelegten
Skizzen endgültig übertragen. In der Grundidee werden sich
diese Gemälde der vorhandenen von Schalter (st) herrührendcn
Dekoration anschließen. Während dort in den Bildern der
Kuppel und deren Zwickel die Uranfänge aller Kultur im Walten
Amors und der Parzen und dem Prometheusmythus sym-
bolisiert sind, wird Prell die antike und die christliche Welt in
ähnlicher Weise darzustellen haben. Seine Entwürfe vereinigen
je drei Bogenfelder zu einem Gesamtbild, der „Jugend des
Menschengeschlechts" auf der einen, dem „Reich Christi" auf der
andern Seite.
— Der Kunstmaler Fritz Muth ist zur Zeit mit der
Ausführung eines Auftrages für die Kirche in Gernsheim be-
schäftigt. Derselbe besteht in einem 3 Meter hohen und 4 Meter
breiten Bilde, Moses und Aron im Vordergründe darstellend,
indeß im Hintergründe die Israeliten von dem soeben dem
Felsen durch Moses' Berührung entlockten Wasser schöpfen.
— Berlin. Professor H. v. Angeli begibt sich im Mai
von Berlin nach Windsor, um die Königin von England zu
malen. Das Porträt ist als Geschenk für ihr preußisches Garde-
Dragonerregiment bestimmt.
O. >V. Berlin. Se. Majestät der Kaiser und König haben
bei Gelegenheit des diesjährigen Ordensfestes die Landschafts-
maler Professoren Oswald Achenbach-Düsseldorf und Max
Schmidt-Königsberg i. Pr. durch den Kronenorden zweiter
Klasse und den Maler Professor Albert Hertel-Berlin durch
Verleihung des Roten Adler-Ordens ausgezeichnet.
— New-Dork. Der Holzschneider Friedrich Jüng-
ling ist in New-Dork gestorben. Der Verstorbene halte auf der
Münchener Jubiläums-Ausstellung 1888 eine Reihe von Holz-
schnitten ausgestellt, die zu den besten der ausgestellten Schnitte
gehörten.
O. ^V. Berlin. Der Kupferstecher Paul Siegmund
Habelmann, am 17. Juli 1823 zu Berlin geboren, welcher
seine Kunst auf der hiesigen Akademie der Künste unter Buch-
horn und Mandel erlernt, ist am 20. März Hierselbst verstorben.
Seine vorzüglichsten Stiche sind: „Der große Kurfürst bei Fehr-
bellin", nach Adolf Eybel (1849); „Friedrich der Große bei der
Huldigung der Stände Schlesiens 1741", nach Adolf Menzel;
„Der Hauslehrer", nach B. Vautier; „Die Schützlinge", nach
Julius Schräder; „Shakespeare wegen Wildsrevels vor dem
Friedensrichter Sir Thomas Luch", nach demselben; „Der Gang
nach Emmaus", nach B. Plockhorst; „Das Kinderfest; „Wie die
Alten sungen, so zwitschern die Jungen", nach L. Knaus. Er
war Inhaber zahlreicher Medaillen für Kunst und seit 1874
ordentliches Mitglied der Akademie der Künste. Leider
hatte ein schweres Augenleiden den verdienten Künstler in den
letzten Jahren in der Ausübung seiner Kunst gehindert.
— Erstorben. Am 8. März zu Düsseldorf der Maler
Mathias Rademacher im Alter von 86 Jahren. — Am
17. März zu London der englische Historienmaler John
Rogers Herbert im Alter von 80 Jahren. — Am 19. März
zu Mainz der Historienmaler Joseph Settegast im Alter
von 77 Jahren. — Am 29. März zu Düsseldorf der Maler
Professor Andreas Müller im Alter von 79 Jahren.

Denkmäler eie.
V. V. Wien. Wien besitzt noch kein Goethe-Denkmal.
Dank den Bemühungen der kunstsinnigen Fürstin Marie zu
Hohenlohe und des unter dem Vorsitze des gewesenen Kultus-
ministers v. Stremayr stehenden Goethe-Vereins wird nunmehr
diese empfindliche Denkmallücke ausgefüllt werden. Aus An-
regung der Fürstin und des Vereins haben eine Anzahl Bild-
hauer Skizzen zu einem Goethe-Monumente angefertigt, aus
welchen die vom Bereinsausschuß einzusetzende Jury den zur
Ausführung geeigneten Entwurf zu wählen haben wird. Die
Platzfrage, welche allemal so viel Verlegenheiten Hervorrust, ist
diesmal von vornehercin eine beschränkte, da von den meisten
Wettbewerbern der Volksgarten, welchem bereits das Grillparzer-
Denkmal zum Schmucke gereicht, auch für die Aufstellung des
Goethe-Monumentes in Aussicht genommen ist. Unter den acht
eingefendetcn Entwürfen, welche gegenwärtig im Künstlerhaufe
ausgestellt sind, rühren sieben von Wiener Bildhauern (Kund-
mann, Tilgner, Weyr, Hellmer, König, Bitterlich, Hedley) und
einer von einem Münchener (Echteler) her. Kundmann und
 
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