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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Barth, Hans: Moderne Kunst in Rom
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Brandes, Otto: Der Salon im Industrie-Palast, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0406

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Die moderne Kunst in Rom. von Hans Barth — Der Salon im Industrie-Palast, von Vtto Brandes z^z
Alles in allem, und wenn cs auch an „Schund" in seinen Menschenrassen re.), alles in allein bedeutet die diesjährige
manigfachsten Farmen nicht mangelt (hat man dach dafür Kunstausstellung einen ernsten Aufschwung der modernen
vorsorglicherweise eine eigene Schund-Galerie eingerichtet Kunst in Italien, von der man sich für die nächstjährige
mit umfallenden Kolosseen, räudigen Bettelkindern, Kar- allgemeine Kunstausstellung von Palermo viel Schönes
toffelphysiognomien, neuen violett- und grünfarbigen versprechen darf.

Der Salon im Industrie-Valast

von Otto Brandes.
I.


Skudirnkoxs. von L. van Hove
Münchener Iahres-Ausstellung ^890

7?k>cr alte griechische geheime Obermedizinal-
rat Hippokratcs sagt in seinen Apho-
rismen: „Kurz ist das Leben, lang ist die
Kunst". Nun! was die Kürze des Lebens
anlangt, so ist dieser verehrte Arzt ja kompe-
tent und viele seiner heutigen Berufsgenosscn
sorgen schon dafür, daß der atheniensische
Urkollege nicht Lügen gestraft werde. Ob
Hippokratcs sich aber so unbedingt für die
Länge der Kunst ausgesprochen, wenn man
ihn in den Salon der elysäischen Gefilde
— wohlverstanden nicht da unten — sondern
hier in Paris geführt hätte, das ist nur
zweifelhaft. Vermutlich würde er sich auf
die räumliche Länge der Säle herausgeredet
haben. Es wäre dann freilich sein Apho-
rismus der Deutlichkeit wegen besser in:
„Kurz ist das Leben, kilometerhaft die Kunst"
umgewandelt. Nein! ich glaube nicht, daß
man sich um den größten Teil der in dem
alten Salon ausgestellten Bilder mit Preisen
schlagen wird, wie sie in der jüngst stattge-
habtcn Versteigerung der Crabbeschen Samm-
lung für Corot, für Delacroix, Fromentin,
Dupre, Rousseau, Trohon und vor allem
für Meissvnier erzielt worden sind. Doch
lassen wir das Klagen, wenn es schon ein
wahres Unglück für den Salon ist, daß
Künstler wie Constans und Lefevbre sich
vollständig vergriffen, andre, auf die man
für die Hebung der Note des Salons rechnen
konnte, hinter sich selbst zurückgeblieben,
wieder andre wie Cormon und Jules Breton
nur mit Kleinigkeiten vertreten und noch
andre wie Delaunay und Hebert ganz weg-
geblieben sind. Von Bildern, die durch
ihre Dimensionen in die Augen springen,
müssen wir zunächst Munkacsys 100 c^m großes, für
das Wiener Kunsthistorische Hofmuseum bestimmte Decken-
gemälde »Da UeuuissLucer nennen. Es ist natürlich
unter Verhältnissen ausgestellt, die jedem gesunden Menschen-
verstände ins Gesicht schlagen, und ich möchte den Nicht-
fachmann sehen, der sich ohne Katalog über das Bild
Rechenschaft zu geben vermag. Wenn das Bild einmal
an Ort und Stelle angebracht sein und die Figuren, die
uns in der Vertikale wie betrunken erscheinen, sich in
der gehörigen Horizontal-Perspektive befinden, wird das-
selbe zweifellos von großer Wirkung, wenn auch nicht
von großer Originalität sein. Der Meister hat wohl die
Italiener, namentlich die Venezianer zum Vorbilde ge-
nommen, doch hat das Bild bezüglich des Arrangements,
Die Kunst für Alle V

in der klaren Komposition, in der kräftigen Pinselführung
seine Persönliche Note. Das Bild ist, wie dies die Auf-
gabe mit sich brachte, in Heller, fröhlicher Note gemalt,
die bituminösen Töne sind verbannt. Den Rahmen der
Allegorie bildet eine Art Rotunde mit breiten Arkaden
und einer gegen den blauen Himmel sich öffnenden Laterne.
Im Hintergrund Prüft Julius II. in einer Art Loggia
ihm vorgelegte Pläne. Links von ihm arbeitet Veronese
auf einer Leiter an seiner Hochzeit von Kana. Von den
zu diesem Platze führenden Stufen schreitet Raffael mit
Leonardi da Vinci diskutierend herab. In der Mitte
Tizian vor einem Modell den jugendlichen Schüler auf
die Natur, den Realismus verweisend, ein prächtiges Stück
Malerei, rechts Michelangelo mit dem Hammer in der
-io
 
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