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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0285

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sierungsversuchender Bewegung, welche die schwedi-
sche Kunst neuerdings verfolgt. Seine Absichten
werden in dieser Ausstellung um so klarer, als
er auch einige kunstgewerbliche Arbeiten sehen
läßt, einen kleinen Gobelin, der ein von oben ge-
sehenes Wasser, über das sich grüne Zweige breiten,
mit den leisen Reflexen des nahenden Abends zeigt
und zwei aus mächtigen Stämmen geschnitzte Rund-
sessel, deren Dekor Kiefernzweige mit Früchten
bilden. Es ist selbstverständlich Sache der Schweden,
wie sie malen wollen, aber es sieht nicht so aus,
als ob sie auf diesem Wege die Malerei an sich
viel weiter bringen werden. Dieses um jeden Preis
nationale Kunsttreibenwollen erscheint ebenso un-
fruchtbar wie das Zurückgreifen mancher deutscher
Zeichner und Maler auf die Kunst des Mittelalters.
Die Malerei hat schließlich doch noch andere Auf-
gaben zu erfüllen, als nur Wanddekorationen zu
liefern. Es gibt ohnehin genug Kunstgewerbler unter
den Malern wie die Ausstellung der Künstlergruppe
^Jagd und Sporti in Schultes Salon beweist. Für die
daran beteiligten Künstler ist die Malerei lediglich das
Mittel, um eine Sache zurAnschauung zu bringen, deren
Wesen durch künstlerische Reize nicht ins Unklare
gesetzt werden soll. Hier ist alles Konvention:
Die Form des Tieres, die Bewegung, die Farbe, die
Beleuchtung. Und was wäre der Kunst mehr ent-
gegen als diese Art! Für das, was die Gruppe
>Jagd und Sport« leistet, wird die Farbenphotographie
dereinst vollkommenen und genügenden Ersatz bieten.
Der übrige Inhalt des Salons reiht sich dieser allein
für des Weidmanns Herz erfreulichen Vorführung

leider würdig an. Höchstens wäre noch eine Porträt-
gruppe von Alfred Hamacher auszunehmen, eine
exotische Kinderfrau mit einem blonden Baby dar-
stellend. Hans Rosenhagen.

JVflÜNCHEN — Nun ist es doch noch im letzten
Augenblick gelungen, eine Schwind-Ausstellung
zustande zu bringen, die, wenn auch nicht gerade
die Hauptwerke im Original, so doch neben dem
berühmten Märcheneyklus > Aschenbrödel < noch
vieles andere von Schwind vorführt, Werke, die
zum größten Teile, wie z. B. die köstliche Lachner-
Rolle, das Schwind-Album und das aus Beethovens
Besitz stammende Album mit Federzeichnungen
zu Figaro, zahlreiche und wenig bekannte Arbeiten
aus der frühen Schaffenszeit in Wien, entweder in
Privatbesitz oder in schwer zugänglichen Samm-
lungen sich befinden. Jedenfalls trägt die Ausstel-
lung dazu bei, die Eigenart, den Reichtum und die
Originalität der Schwindschen Muse immer mehr
kennen, schätzen und lieben zu lernen. Der Be-
such der Ausstellung ist ein so reger, daß sie
neuerdings um acht Tage verlängert werden mußte.

Die Münchener Künstlervereinigung Phalanx hat
nunmehr ihre IX. Ausstellung eröffnet. Eine Gruppe
jüngerer Maler, wie Michael Linder, Eduard
Muenke, Karl Palme, H. Pampel, Hans
Schräder, Rudolf Sick und H. J. Wagner ziehen
sozusagen in ihren Arbeiten die letzten Konse-
quenzen aus den Problemen des Impressionismus.
Man beginnt nach und nach das Interesse an sol-
chen Werken zu verlieren. Es kann ja auch einmal

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