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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler
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-^4sö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

des Generals von Alvensleben. Les extremes se
touchent.

T EIPZIG. Der Leipziger Kunstverein hat aus der
kürzlich von ihm veranstalteten F. A.von Kaul-
bach - Ausstellung das Bildnis der Tochter des
Dichters Ganghofer für das Städtische Museum er-
worben.

MÜNCHEN. K. Kupferstich-Kabinett. Die Aus-
Stellung, die am 1. März neu eröffnet wurde,
gilt wieder der älteren Kunst des 19. Jahrhunderts;
und zwar sind es Arbeiten von sechs Meistern,
deren Geburtstag etwa hundert Jahre zurückliegt. Den
eigentlich ;n Anstoß dazu gab Franz Hanfstaengl,
der am 1. März tß04 geboren ist; er umfaßt wohl
die Hälfte der Ausstellung. Fast durchweg sind
Bildnisse ausgestellt; nur zwei Blätter aus der
Dresdener Galerie und zwei Kunstvereins-Blätter
zeigen ihn als Kopisten. Seine Porträts sind haupt-
sächlich von gegenständlichem Interesse, aber es
sind einige darunter, so das Senefelders, Frhr. von
Franckensteins, General Chasses und zwei namen-
lose, die auch künstlerisch hervorragen und zeigen,
daß Hanfstaengl mit der Lithographie flottere
Wirkungen und feiner abgestufte Töne hervorzu-
bringen vermochte, als die meisten anderen Deut-
schen. Im gleichen Jahre wie Hanfstaengl sind
Bodmer und Gail geboren. Gottlieb Bodmer
ist in seinem Schaffen dem erstbesprochenen sehr
verwandt; auch er hat in Bildnislithographien sein
Bestes geleistet; jedoch ist er steifer und im Ton
dunkler und schwerer als Hanfstaengl. Wilhelm
Gail hat von seinen ersten Studien als Archi-
tekt die Vorliebe für Städteansichten und Architektur
behalten; seine mit Kreide leicht und zart gezeich-
neten Ansichten aus Italien und Spanien erreichen
nicht selten einen Duft und lichten Schimmer, der
damals selten ist. Die Volksszenen, von denen auch
einige ausgestellt sind, wirken dagegen viel steifer
und härter. 1803 ist das Geburtsjahr von Hein-
LEiNund Kaiser,beide Landschafter. Von Heinrich
Heinlein sind zehn ausgeführte Zeichnungen aus-
gestellt, meist Hochgebirgslandschaften. Nicht nur
Größe der Auffassung zeichnet sie aus, sondern
auch die treffliche Beobachtung der Lufterscheinung.
Gletscher, die durch leichte Wolken hindurch-
schimmern, fern aufleuchtende Gipfel, während die
Nähe im Schatten liegt — das weiß er meisterhaft
dazustellen. Anders geartet ist Ernst Kaiser.
Nicht Größe sondern Feinheit ist für ihn bezeichnend.
Seine Aquarelle sind bald duftige Fernsichten in
zarten Tönen, bald Einzelstudien von einer für da-
mals merkwürdigen Schlichtheit und Treue. Der
unbedeutendste von allen ist der 1805 geborene
Historienmaler Philipp Foltz, ein Mann der klassi-
zistischen Richtung. Trotzdem zeigen seine Zeich-
nungen und Oelstudien, daß ihm einfaches Natur-
empfinden nicht völlig fremd war, daß er sogar ein
gewisses beschränktes Verständnis für koloristiche
Aufgaben besaß.

DOM. Von Villa Aurora — der amerikanischen
**■ Akademie — bis zum Janikulus mit der spani-
schen ist es eine kleine Reise — und eine Reise,
aber eine große, ist es von der Kunst der Ameri-
kaner bis zu der der Spanier. Wie neulich die
künstlernden Yankees in der ewigen Stadt, so haben
jetzt auch die Söhne der stolzen Hispania ihre
Jahresleistungen ausgestellt, und zwar mit viel
weniger Tamtam, als jene — aber siehe da, die
Sieger von Cavite können es auf diesem Gebiete
wenigstens mit den armen Hidalgos nicht aufnehmen.

So wenig, als wohl irgend eine andere Künstler-
schaft Roms. Denn, was die jungen Spanier unter
ihrem neuen Direktor, Jose Benlüure, geschaffen,
zeugt von einer künstlerischen Reife und Vollendung,
die Staunen erregt. Nur drei Maler und zwei Bild-
hauer stellen aus: die Maler Benedito, Chicarro,
Alvarez di Sotomayor, und die Bildhauer Marin
und Garnelo. Der hervorragendste von allen ist
zweifellos Benedito, der eine Reihe glänzender
Freilichtstudien aus Italien und Holland und
einige geradezu grandiose Marinebilder bringt. Es
ist Sommer, zur Mittagsstunde, und in all ihrer
versengenden Pracht strahlt die Sonne auf das tief-
blaue Meer, die orangegelben Segel und die jungen
Fischer im kleinen Boot herab — hinten der weiße,
leuchtende Strand mit den goldigen Häuschen, am
Himmel keine Wolke und die Gesichter derjungen
in glühendes Rot getaucht. Ferner ist auch ein
holländisches Bildchen mit rotrockigem Karrebauer
und Windmühle — auch hier alles sonnübergossen.
Mit derselben glühenden Technik arbeiten Chi-
carro und Alvarez. Beide haben Landschaften
voll Licht und Farbe, Alvarez flotte Studien aus
Athen und Konstantinopel, ein wundervolles süd-
liches Garten-Interieur mit Cypresse und Marmor-
fontäne und schöne Akte. Alle drei Künstler end-
lich versuchen sich auch mit Glück im historischen,
bezw. mythologischen Genre. Alvarez di Sotomayor
mit einem von den Mänaden verfolgten Orpheus,
Chicarro mit einem Triptychon >Armida und Ri-
naldo<, Benedito mit einem gewaltig aufgefaßten
und wirkenden Motiv aus Dantes Hölle. Etwas
weniger zur Geltung kommen die Bildhauer, die
immerhin weit über dem Mittelmaß stehen. Alles
in allem eine Ausstellung, auf die Alt-Spanien stolz
sein kann und die seinen jungen Künstlern ein
glänzendes Reifezeugnis ausstellt. bth.

All ÜNCHEN. Im Kunstsalon Heinemann ist gegen-
wärtig eine unter dem Protektorat von Carolus
Duran und Robert Fleury durch M. Adolphe Chudant
und Paul Pattinger arrangierte Kollektivausstellung
französischer Werke zu sehen. Die Bilder sind so
gehängt, daß man immer die Werke eines Meisters
für sich betrachten kann. Die Ausstellung gibt uns
weniger einen Begriff von französischer Kunst über-
haupt, als vielmehr von der Individualität und dem
Schaffen einzelner Künstler. Man findet einzelne
sehr gute Werke bekannter Meister, so z. B. von
Alfr. Philipp Roll zwei feinabgestimmte Frei-
lichtbilder >Die Amme« und >Dame mit Mohn«,
von Duran einen seiner formvollendeten Akte, ge-
nannt >Andromeda«, von Fleury »Arn Kamin«,
ein Bild mit lauter zartgetönten gobelinartigen Farben,
von Chartran >Papst Leo XIII. im Gebet«. Ferner
unserem Geschmacke zusagende Genres von Henri
Royer, Interieurs aus Tunis und Algier von Saint-
Germier, Landschaften von Chudant, Courtois,
Demont, Guignard, Isenbart, Pointelin. Die
Plastik ist nicht besonders glücklich ausgewählt.
Armand Bloch lernt man nur ungenügend und
Fix Masseau nur durch einige Büsten, außer diesen
noch Roche mit Bronzen und einer originellen
Wärmeflasche in Zinn, Vernier mit Plaketten und
Medaillen kennen. Doch gebührt Heinemann und
den Arrangeuren der Ausstellung das Verdienst,
uns einmal französische Künstler näher gebracht
zu haben. Wir hoffen, daß wir sie von nun an
häufiger mit immer ausgewählteren Werken bei uns
zu sehen bekommen.

DERLIN. Durch die Wiederwahl des Geh. Baurat
" Kayser, der infolge eines Antrags der inner-

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