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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Wielandt, E.: Erste Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in der Münchener Sezession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0512

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-*=4^> ERSTE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES

Noch erwähnen wir in zwangloser
Folge das schöne Interieur von Ph.
Frank (s. Abb. S. 500), eine präch-
tige, lichte und luftige Schilderung
eines Familienzimmers, dem die ver-
schiedenfarbigen hellen und bunten
Blusen der Insassen, sowie das Ma-
hagonirot und die Messingbeschläge
der Möbel eine besonders starke Note
geben. Man könnte diese echte und
biderbe Malerei für ein typisches
Beispiel der guten „sezessionisti-
schen" Manier hinstellen; notabene
eine Berliner Arbeit, der München
in dieser Art kaum etwas ganz
Ebenbürtiges an die Seite zu stellen
hat. An Fein-Malereien bleiben wieder
Borchardt (s. Abb. S. 466) und dies-
mal besonders auch Strobentz, beide
mit sehr appart staffierten Interieurs
unübertroffen.

Zügel und die Seinen sind voll-
gültig vertreten. Der Meister mit
einem ungleichfarbigen Ochsenpaar,
das vielleicht nicht ganz so plastisch
dasteht wie früher, dagegen Hegen-
bart mit einer kranken Dogge (s. Abb.
S. 496) und Ochsen am Brunnen karl piepho am wehr

junghanns mit einer Abendstimmung Künstlerbund-Ausstellang in der Münchener Sezession

am Brunnen (s. Abb. S. 496), Hayek

mit heimkehrenden Feldarbeitern, nicht zu wild so prächtig zusammengearbeitet ist, bietet
vergessen auch Schramm mit glänzendem dem geschulten Auge edelsten Genuß, im
weißen Federvieh auf blauem Wasser (s. Abb. ganzen zeigt das Bild in seiner höchst über-
S. 494), ganz auf der alten Höhe. — Gar legten raumgestaltenden Anordnung die voll-
nicht bunt, sondern sehr vornehm gestimmt endete Meisterschaft des Künstlers. Eine
ist die ,,Bunte Versammlung" von nachdenk- derb und entschieden hingesetzte Landschaft,
liehen Marabus, die Neuenborn ausstellt deren Titel „Wind und Sonne" das wildbe-
(s. Abb. S. 478); auch in einer weich und wegte Motiv sehr charakteristisch bezeichnet,
sicher hingesetzten Originallithographie be- stellt Tooby von einer ganz anderen und
handelt der ausgezeichnete Tierschilderer nicht weniger vorteilhaften Seite dar. Eine
dieses sein Lieblingsthema, der außerdem kleine Enttäuschung bereitet in diesem Jahr
in saftigen Kreidestudien, Borstenvieh in den H. v. Heyden mit einer großen, aber ein
lieblichsten Stellungen darstellend, seinen wenig allzu genremäßig behandelten Scene
brillanten freien Strich bewährt. vom Hühnerhof, Federvieh und Hühnerhund
Die nobelste Leistung auf dem Gebiet des beim Futter, bei der das eigentlich malerische
Tierbildes hat indes auch diesmal Tooby zu Moment auffallenderweise sehr in den Hinter-
verzeichnen. „Die Strecke" betitelt sich sein grund tritt, zumal das Bild auf der furchtbar
umfangreiches Jagdstilleben, dem ein philo- blauen Wand des letzten Saales ziemlich tot
sophisch dreinblickender Vorstehhund beige- gehängt ist.

seilt ist. Fast nur in Braun und grauen Der Vollständigkeit halber erwähnen wir
Tönen gemalt, bezeugt das Bild in hervor- noch Ludwig von Hofmann, dem die Wei-
ragendstem Maße die alte Kunst Toobys, den maraner Luft nicht eben gut bekommt; man
schlichtesten Dingen ungeahnt malerische glaubt ihm seine luministischen Visionen, wie
Qualitäten abzugewinnen, die er in seiner „Flammentanz" u. dgl. nicht mehr recht,
soliden, allem Virtuosen abholden, dabei doch während er in einer reizenden Badeidylle
breiten und angenehmen Technik herrlich zur mit zwei nackten Mädchengestalten, „Wald-
Geltung bringt. Allein der schäbige Ruck- bach" betitelt (s. Abb. S. 461), seine alte Kunst,
sack im Vordergrund, der mit einigem Feder- Akte im Freien reizvoll zu behandeln, mit den

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