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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Wielandt, E.: Erste Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in der Münchener Sezession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0514

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-^=4=ö> ERSTE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES <ö£-*-

ADOLF LEVIER BILDNIS OTTO ZU GUTENEGG

/. Künstlerbund-Ausstellung in der Münchener Sezession

neuen Mitteln des französischen Impressionis-
mus sehr vorteilhaft dokumentiert. Einen
wirklichen Flammentanz, der in der Tat sprüht
und glüht von sinnlichem Feuer, bringt Faure
(Stuttgart) in einer tanzenden Salome. Immer
entschiedener, reicher und feiner entwickelt
Julius Diez seine köstliche Begabung für das
phantastische Märchenbild. Duftig und zart
wie ein Traum ist sein „Irrgarten" gesehen
und gemalt; ein Blick durch vielverzweigte
Taxusgänge und Hecken, in denen die Stein-
figuren kleiner neckischer Gnomen einen
tollen Spuk treiben. Immer wieder erstaunt
man, wie der ausgezeichnete Illustrator, als
der sich Diez übrigens auch auf der Aus-
stellung in einem Aquarell, „Der alte Silen als
Kuppler" (s. Abb. S. 4S2) und zwei ornamen-
talen Farbstiftzeichnungen bewährt, seine eigen-
tümliche dezente und stilvolle malerische Ver-
anlagung ausbildet. Daneben bleibt der
Berliner Martin Brandenburg, der früher
so vielversprechende Ansätze eines vor-
nehmen Kolorismus zeigte, diesmal mit seiner
Schilderung eines panischen Schreckens im
Märchenwald ein wenig allzu sachlich und
trocken in der Wiedergabe des Gegenständ-
lichen.

In der graphischen Abteilung ragen unter

den schon bezeichneten Sachen namentlich
Greiner's Lithographien und die berühmten
Aquatinta-Stücke von O. Graf hervor.

Im Saal der Plastik sind es zweifellos in
erster Linie auswärtige Künstler, die domi-
nieren, unter ihnen wiederum Alexander
Oppler, der mit zwei aufs Höchste getrie-
benen Naturstudien nach einem prächtigen
Fischer und einer alten Fischersfrau aus
der Normandie beweist, daß er seine glatte
Brüssler Periode glücklich überwunden und
mit der Natur wieder auf bestem Fuße
steht. In einer äußerst subtil gearbeiteten
Marmorbüste eines jungen Mädchens von fast
japanischer Zartheit des Typus sehen wir
denselben Künstler weit über die Tonstudie
hinaus zu einer festen Form von bewunderungs-
würdiger Reinheit und Lebendigkeit gelangen.
Hiermit kann Wrba's weichliche, butterige
Marmortechnik, die er in einer weiblichen
Büste (s. Abb. S. 502) und einem Herren-
porträt anwendet, sich nicht messen, und
solche Bizarrerien wie die abstrus zugeschnit-
tene Herme des Wiener Metzner wirken
daneben lediglich gesucht. Ein kerngesundes
Stück Plastik liefert dagegen Streicher in
einer derb und groß aufgefaßten Bronzebüste
des Malers Breyer, deren energische Charak-

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