Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

DOI Artikel:
Creutz, Max: Die " Fine Arts" auf der Weltausstellung in St. Louis
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0596

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-s^> DIE „FINE ARTS" AUF DER WELTAUSSTELLUNG IN ST. LOUIS <^^~

als solche weit entfernt von einer intimen
Kunst der Persönlichkeit.

Bei Deutschland genügt es, mit den Namen
der wichtigsten Künstler, die längst der Ver-
gangenheit angehören, allbekannte Vorstel-
lungen zu wecken und damit den künstle-
rischen Grad der Ausstellung zu charak-
terisieren. In der Fülle der einzelnen Namen
fallen heraus: Menzel, Lenbach, Leibl,
Knaus, Defregger, die Achenbachs, y. Geb-
hardt, Janssen und von den Neueren Bracht,
Engel, Firle, Herrmann, Herterich, Hoch,
Kallmorgen, Kampf, Skarbina, doch
werden sie alle in den Hintergrund gedrängt
von Anton von Werner. Die Ausstellung
Deutschlands ist eine Sonderausstellung von
Werken dieses Künstlers, eine Tatsache, die
in quantitativer Beziehung nicht wegzuleugnen
sein kann. Hinter dem ungeheuren Flächen-
inhalt von sechs großen Werken, darunter
„Der Europäische Kongreß in Berlin" und
„Moltkes 90. Geburtstag" verschwindet alles
übrige.

Selbst dieser Umstand scheint für viele
der ausgestellten Werke nicht einmal un-
günstig. Nur sehr traurig berührt es, Anselm
Feuerbach's Konzert in einer Umgebung zu
sehen, die diese feinsinnige Künstlernatur
aufs tiefste verletzt haben würde.

Wenn es außer der Ausstellung von St. Louis

keine deutsche Kunst gäbe, müßte man an-
nehmen, das Künstlertum Deutschlands sei
seit einem Vierteljahrhundert eingeschlafen.
Der erste Jahrgang dieser Zeitschrift begann
1885 mit einem Aufsatz über A. Achenbach,
der damals schon seinen 70. Geburtstag
feierte und schon damals wäre die deutsche
Kunstausstellung in St. Louis vom Jahre 1904
mit wenigen unwesentlichen Ausnahmen
möglich gewesen.

Im übrigen gewährt es einige Genugtuung,
unsere großen Künstler, die nicht im Original
vertreten sind, unter anderer Form zu rinden,
der beste Beweis, daß viele von ihnen aus
der Anschauung unserer Zeit nicht mehr
wegzudenken sind. ArnoldBöcklin's „Eremit"
und „Schweigen im Walde" dient im deutschen
Hause in Gestalt von Glasbildern zur Ver-
anschaulichung des künstlerischen Unterrichts.
Max Klinger's Radierungen können in der
Ausstellung des deutschen Buchgewerbes be-
sichtigt werden. Aehnliches gilt von der
Worpsweder Künstlergruppe und vielen
anderen. Besonders auf dem Gebiete der
Plastik wurden auf diese ungewollte Art einige
bedeutende künstlerische Erlebnisse geschaffen.
Im Leipziger Musikzimmer stehen Klinger's
wuchtige Marmorköpfe des Wagner und Liszt,
wirkungsvoll in der Herausarbeitung des
künstlerisch Wesentlichen und der organischen
 
Annotationen