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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten - Vermischtes - Neue Bücher
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«==^> NEUE BÜCHER <^=^

Gabe. Bei dem neu erwachten Sinn für monumen-
tale Malerei ist dem Pöppschen Buche ein größerer
Freundeskreis zu wünschen und zuzusagen, w. B.

v. Schleinitz, Otto, George Frederick Watts.
(Knackfuß' Künstlermonographien, 73. Bd). Mit Fak-
simile und 121 Abbildungen. Bielefeld 1904 (Vel-
hagen & Klasing). M. 4.—.

Die Kunst des phantasievollen Watts hat den
Markt nie zu suchen brauchen, dank den bequemen
Verhältnissen, in denen der Künstler lebte, und
außerhalb Englands ist deshalb sein Schaffen auch
nie zu großer Popularität gelangt. Im Jahre 1893
sah München eine Kollektivausstellung von Werken
des Künstlers und damals(IX.Jahrgang Heft 5)brachte
auch die »Kunst für Alle« einen längeren illustrierten
Aufsatz über ihn. Nun liegt eine ausführlichere Dar-
stellung von Watts Schaffen in der Knackfußschen
Monographien-Sammlung vor und bringt uns das Le-
benswerk dieses Mannes nahe, mit dem England, als
er am 1. Juli vorigen Jahres, 88 Jahre alt, die Augen
schloß, einen seiner besten Künstler verloren hat.

Lübke, Wilhelm,DieKunstderBarockzeit
und des Rokoko. Vollständig neu bearbeitet von
Professor Dr. Max Semrau, Privatdozent der
Kunstgeschichte an der Universität Breslau. Mit
5 farbigen Tafeln, 2 Heliogravüren und 385 Ab-
bildungen im Text. Stuttgart 1905, Paul Neff Ver-
lag (Carl Büchle). M. 6.50, geb M. 8.—.

Der Verlag führt in seinem neuen Signet den
Wahlspruch; »In arte salus« und der Spruch sollte
und dürfte wohl auch dieser Kunstgeschichte als
Leitwort dienen: Aus Kunstgeschichten, die uns
die verschiedensten Künstler und Kunstwerke schil-
dern, kommt uns kein heilsamer Trost für die Wider-
wärtigkeiten des Alltags; nur durch die Kunst selbst
kommt Heil und Freude zu uns. Je geschickter
der Kunsthistoriker zwischen Zeit und Leben der
Künsiler und uns selbst zu vermitteln weiß, um so
besser erfüllt er seine Aufgabe. Semrau hat sich
dieser Aufgabe mit
einem freudigen Ei-
fer, der bewunderns-
wert ist, unterzogen.
Durch gute Darstel-
lung, reichliches Hin-
weisen auf ausführli-
chere Werke über be-
stimmte Künstler und
Schöpfungen, über-
sichtliche Register
und durch Wahl auch
seltenerer Abbildun-
gen hat er eine Kunst-
geschichte geschrie-
ben, die ihren vorläu-
figenZweck guterfüllt.
Da das vorliegende
Werk mit beinahe 400
Illustrationen die ma-
lerisch reiche Zeit der
Rubens, Rembrandt,
Murillo, Velazquez, da
es jene Epoche uns
näherbringen will, in
der die meisten fürst-
lichen Paläste in
Deutschland erbaut
wurden, wird es von
vielen gern und ohne
Enttäuschung benutzt

werden. E. w. b. adolf Hengeler

Schottmüller F.: Donatello. Ein Beitrag zum
Verständnis seiner künstlerischen Tat. Mit 62 Ab-
bildungen. München 1904. (Verlagsanstalt F. Bruck-
mann A.-G.) Geb. M. 7.50.

Mit der Fähigkeit des künstlerischen Sehens und
einem sicheren Empfinden für das Wesen der Plastik
begabt, entwirft die Verfasserin in diesem Buche,
dessen Illustrationen übrigens ein besonderes Lob
verdienen, ein anschauliches Charakterbild Dona-
tellos, des „Myron der Renaissance": Vom ma-
lerischen Reliefstil der Gotik ausgehend, modelliert
er immer großflächiger im Sinne der Antike; beim
Schaffen der Freifiguren ringt er sich, gleichzeitig
dem Gewand selbständigen Raumwert gebend, von
der gotischen Tradition los und wird zum gewaltigen
„Eroberer der sichtbaren Welt'', zum Entdecker
bisher ungeahnter formaler und psychologischer Pro-
bleme. Diese ganze Entwicklung Donatellos machen
uns Dr. Frieda Schottmüllers kluge Analysen klar
und verständlich. Wer sie aufmerksam liest, wird
aber nicht nur einen Pfad zur strengen Kunst Do-
natellos gefunden, sondern, was mehr bedeutet, auch
gelernt haben, von welchen Gesichtspunkten aus
man Plastik betrachten müsse. e. Sch.

Stephan Beissel S. J., Fra Giovanni
A n ge 1 i c o d a F i es o 1 e. Sein Leben und seine
Werke. 2. Aufl. Mit 5 Tafeln und 89 Textbildern.
Freiburg i. B. 1905. (Herder). M. 8.50, geb. M. 11.—.

Eine Künstlerbiographie, deren reicher Inhalt
fast Satz für Satz durch Erinnerung an geschicht-
liche Tatsachen, durch Berufung auf tiefgründige,
Forschungen gefestigt wird, erschien bisher selten
in einer so schlichten Sprache und in so gut ge-
wählter illustrativer Ausstattung, wie die Neuauf-
lage von Beissels Giovanni Angelico. Eine in allen
Dingen der Kirche und der Geschichte der christ-
lichen Kunst bestvertraute Persönlichkeit, wie Stephan
Beissel, ist berufen, uns Seele und Werke des engel-
gleichen Mönches von Fiesole nahezubringen. Das
ist unserer Zeit gegenüber keine leichte Aufgabe.

Denn nicht nur dem
Durch schnitt,sondern
auch den Führern
des geistigen Lebens
unserer Zeit steht der
Geist des frommen
Mönches fremdgegen-
über, so sehr uns auch
die Lieblichkeit, die
uns nun fast etwas
romantisch berühren-
de Poesie seiner Engel
und Heiligen und
ihrer Paradiesesgär-
ten lockt und fesselt.
Das Reich beschau-
licher Frömmigkeit
bleibt freilich dem
Geiste unserer Zeit
verschlossen. Und
wenn trotzdem dies
Buch so vortrefflichen
Genuß und Erkennt-
nisnutzen bringen
wird, so liegt das da-
ran, daßBeissel besser
wie ein anderer des
Künstler-Mönches fe-
stes und sicheres Wer-
den, sein Sichselbst-
treubleiben uns ver-

DAS GESPENST folgen läßt. Bredt
Ausgabe: 16. Februar 1905

Sämtlich in München

Redaktionsschluß: 2. Februar 1905

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. —
 
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