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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Ostini, Fritz von: Die Frühjahrausstellung der Sezession in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0406

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DIE FRÜHJAHRAUSSTELLUNG DER SEZESSION IN MÜNCHEN

RICHARD KAISER LANDSTRASSE

Friihjahrausstellung 1905 der Münchener Sezession

malt, weich und farbig und bei aller Wahr-
heit von einem poetisch-sinnlichen Reiz ohne
gleichen. Man denkt nicht mehr an ein
Modell, es ist das Weib, was Leo Putz mit
der eigenartigen Wärme seines Tempera-
ments schildert. Auch Karl Hans Schräder-
Velgen schickt Akte im Sonnenlicht (s.
Abb. S. 389), die talentvoll und mit großem
Fleiß studiert, die freilich herber und
trockener gemalt sind, als die von Leo Putz.
Wenn dieser mit der einfachen Studie uns
fesselt, wie ein anderer kaum mit dem reifsten
Bilde, so behalten die als Bilder gedachten
Arbeiten Schräders einstweilen noch mehr
den Wert braver Studien. Eine neue Er-
scheinung, wie er, ist Ida Beer-Görtz, die
sehr resolut auftritt, ihre Pinselstriche breit
und fest hinsetzt und stellenweise, nament-
lich im Stilleben, eine unglaubliche Kraft der
Farbe entwickelt. In dem „Kleinhesseloher
See" (s. Abb. S. 384) ist Größe der Anschau-
ung und ein angenehmer Zusammenklang der
Farbe. Das große Bild mit den so betrübt
vor ihren Obsttellern sitzenden Herrschaften
hat leider in der Zusammenstellung etwas

ungewollt grotesk Komisches. Philipp Klein
hat offenbar den Wunsch, sich möglichst
günstig von möglichst vielen Seiten zu zeigen
und das ist ihm auch gelungen. Nichts ist
gleichgültig an dem, was er ausstellt, vieles
gut, einiges vortrefflich. Zu den letzteren
gehört das Stilleben „Abgeräumter Teetisch"
und das Bild eines Foxterriers. An dem
übermütig kecken, fast möchte man sagen
frechen Selbstbildnis (s. Abb. S. 388) stört nur
die Ueberlebensgröße. Auch Hermann Gröber
bringt recht vielerlei; nichts ist anspruchs-
voll, das meiste aber sehr erfreulich. An
erster Stelle stehen wohl in ihrer brillanten
Malerei die „Ruten" (Fische). Eine gesunde
frische Wirklichkeitsschilderung gibt er in
den ländlichen „Kommunikantinnen" (s. Abb.
S. 385), eine zweite von heiterer schöner
Farbe ist das Bild des Kindes in der Wiege.
Ebenso vielseitig ist Kurt Ullrich, von
dessen Kollektion wohl die ausgezeichnete
Landschaft „Schwefelbach" als bestes zu
nennen ist; auch der flotte „Domino" (s. Abb.
S. 388) und eine kleine, äußerst pikant
gegebene Kopfstudie verdienen Beachtung.

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