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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Die IX. nationale Kunstausstellung der Schweiz
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischtes
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-s>-4^> DIE IX. NATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER SCHWEIZ <&^~

Farbenzaubers. Balmer hat dazu vorzügliche, in
Charakterisierung und Durchführung gleich ausge-
zeichnete Porträts ausgestellt. Im Porträtfach treten
auch Fritz Burger, Ottilie Röderstein, Clara
von Rappard, Berta Bouvier, EmilCardinaux,
Paul Perrelet, Alexandre Blanchet, Max
Bucherer, Esther Mengold, Berta Züricher
und mit einem prächtig studierten Doppelbildnis von
vornehmer Farbenwirkung — Louise C. Breslau
hervor. Im Genrefach begegnen wir der jungschwei-
zerischen Hellmalerei in guten weiblichen Akten
von Hans Emmenegger und Sigismund Righini
sowie in einem »Bernischen Greis« von Frieda
Liermann; Ernst Bieler gewinnt in eigentüm-
lich flach - dekorativer Technik charakteristische
Köpfe. Voll Lebensfreude ist eine große kolorierte
Zeichnung »Erntetrunk« von Richard Schaupp;
sie wächst zum Bilde, während ein figurenreicher
»Kuhhandel« von Ernst WOrtenberger, bei vieler
Kraft im Charakterisieren, Illustration bleibt. Schöne,
stimmungsvolle Farbentiefe bei edler Ruhe im Sujet
macht ein Sabinisches Volkslied von Fritz Kunz
zu einem der bemerkenswertesten Genrebilder;
aber auch Hans Lendorff, Augusta Rossmann,
Ernst Hödel, Fritz Osswald, Martha Stett-
ler und Ernst Kreidolf treten mit hervorragenden,
inhaltlich und technisch interessanten Bildern in die
vordersten Linien.

In der Landschaft existiert neben der stark ein-
seitigen, das Schlichte etwas übertreibenden lediglich
hellmalenden jungschweizerischen Richtung eine
Kunstübung älterer Art, wenn man so will; sie ist
im Technischen aber wohl mehr als die jüngere ge-
eignet, Ausdruck und Ausdrucksnuancen für intim-
stes persönliches Empfinden zu bieten. Es braucht
da nur an die harmonisch und groß Licht, Luft
und Raum umfassende Kunst W. L. Lehmanns, an
das klare, liebe Paysage intime von C. Th. Meyer,
an das farbentiefe, großzügige Erfassen des Hoch-
gebirges durch H. B. Wieland und an die macht-
vollen, an Stäbli gemahnenden Bilder von Otto
Gampert erinnert zu werden. Auch Fritz Wid-
mann, Emil Schill, Aloys Hugonnet, Gottfried
Herzig, Otto Mähly, Jakob Wagner, als Meer-
maler von großem Können Wilh. de Goumois,
unter den Welschen auch noch der Pointiiiist Mau-
rice Baud, der klare Alfred Rehfous und
H. E. Bercher sowie eine Gruppe nach Ver-
tiefung im Dekorativ-Stimmungsvollen strebender
jüngerer Basler: Paul Barth, Numa Donze und
Eduard Niethammer, endlich als ein zarter Farben-
und Linienharmoniker von entzückender Eigenart
Edouard Vallet — finden für ihr individuelles
Schauen die entsprechende farbige und lineare Dar-
stellungsweise.

In der Tiermalerei vereinigen Adolf Thomann
und Franz Elmiger solide »Koller'sche« Körper-
lichkeit mit heller, an H. Zügel erinnernder Licht-
behandlung; auch Jacques Ruch ist ein gediegener
Tier- und Alpenmaler. — Im Stilleben waren zwei Blu-
menstücke von Else Thomann und ein >Teeservice<
von Paul KammOller farbig delikate Stücke.

Einige der bisher Genannten sind auch Graphiker,
wie denn überhaupt in der Schweiz in Radierung,
Lithographie und Holzschnitt achtenswertes geleistet
wird; Namen wie Albert Welti und C. Th. Meyer
haben auch da besten Klang. Zu ihnen tritt Emil
Anner, und treten mit Auszeichnung einige Damen,
deren Blätter sichere Zeichnung mit Farbengeschmack
glücklich vereinigen, so Marie La Roche, Gertrud
Dietschy, Martha Cunz, Marie Stiefel, in
Schwarz-Weiß Cecile Cellier und Gertrud
Escher.

Plastisches war sehr viel da, jedoch nur wenig
Gutes: von Charles A. Angst eine lebendige
Gruppe »Mutterliebe« und eine ausgezeichnete Holz-
skulptur »Handwerker«, von Eduard Zimmermann
eine fein und ohne jede Gelecktheit gearbeitete »Eva«,
sowie Büsten von großer Anschauung. Solche gab
es auch von August Heer und R. de Nieder-
häusern, dazu lebendige, echt plastisch empfun-
dene nackte weibliche Figuren von Hermann Peter
und Walther Mettler und eine glücklich archai-
sierende männliche Bronzefigur von Paul Osswald.

Im Kunstgewerblichen ragten Plaketten, Münzen
und getriebene Metallarbeiten von Hans Frei, ge-
schmackvolle große Metallvasen von John Dunant,
zwei riesige, stilvolle Bernhardinerhunde (blaugrünes
Steingut) von Louis Gallet und ein außergewöhn-
lich geschickter Entwurf zu einem Glasgemälde von
Hermann Meyer hervor. g.

PERSONAL- UND

ATELIER-NACHRICHTEN

DERLIN. Geheimrat Dr. v. Tschudi hat sich
auf eine halbjährige Studienreise nach Japan
begeben. Er hat die Vertretung in der Herausgabe
des Repertoriums für Kunstwissenschaft dem Direktor
des Berliner Kupferstich-Kabinetts Dr. Max J. Fried-
länder übertragen.

DERLIN. Der Kaiser hat aus Anlaß der dies-
jährigen Großen Berliner Kunstausstellung die
Große goldene Medaille für Kunst den Malern Pro-
fessoren Friedrich Kallmorgen und Otto H.
Engel in Berlin, die Goldene Medaille für Kunst
dem Maler Hermann Fenner-Behmer in Berlin,
dem Bildhauer Hermann Hosaeus in Grunewald
bei Berlin, dem Maler Alfred Scherres in Char-
lottenburg, dem Maler Professor Hans Looschen
in Berlin, dem Hofzeichner Wilhelm Kimbel in
Berlin und dem Bildhauer Otto Stichling in
Altona verliehen.

DERLIN. Die Königliche Nationalgalerie hat aus
"derGroßen Berliner Ausstellung 1908eine Bronze-
Statue »Junges Weib« von Otto Stichling, der
kürzlich mit der Golde nen Medaille für Kunst aus-
gezeichnet wurde, angekauft.

OERLIN. Professor Artur Kampf, der Präsident
" der Berliner Akademie der Künste, arbeitet zur-
zeit an zwei Bildnissen des Kaisers. Das eine ist
für den Kaiserlichen Automobil-Klub bestimmt, das
andere für die Deutsch-amerikanische Ausstellung.
r\ÜSSELDORF. Die Regierung in Düsseldorf sen-
det für dieses Jahr wieder drei Künstler in die
Florentiner Villa Marmagliano, Stiftung des Herrn
Prof. F. Klein-Chevalier-Berlin. Es sind dies die Maler
Wolfgang Pagenstecher, Emil Frische, Hans
Deiker-Sartorius; diese Herren treten in diesen
Tagen die Reise an.

pvÜSSELDORF. Am 29. August starb hier 63 jährig
*-* der Maler Carl Sohn. Er war ein Mitglied
jener bekannten Künstlerfamilie, die nun schon durch
drei Generationen eine bemerkenswerte und wichtige
Rolle in der Entwicklungsgeschichte der Düssel-
dorfer Malerei spielt. Carl Sohn verdankte übrigens
seine Ausbildung nicht sowohl seinem Vater als viel-
mehr seinem künstlerisch weit bedeutenderen Vetter
und Schwager Wilhelm Sohn. Von diesem übernahm
er jene an der Hand der alten Meister erworbene,
auf feinste koloristische Wirkungen ausgehende Mal-
weise, welche als Gipfelleistung der historisch-aka-
demischen Richtung in Düsseldorf angesehen werden

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