Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909
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Wallsee, Heinrich Egon: Die Wandmalerei Hugo Vogels im Hamburger Rathaus
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DIE WANDMALEREIEN HUGO VOGELS
IM HAMBURGER RATHAUS
PROFESSOR HUGO VOGEL
Beim Zusammengehen von Musik und Dich-
tung ist es für gewöhnlich die Dichtung,
die mit einem blauen Auge davonkommt.
Wenn Architektur und bildende Künste Kom-
pagnieschaft machen, verfallen zumeist diese
letzteren dem Schicksal der Dichtung. In
Zeiten mit ausgesprochenem Stilcharakter
schadet das weiter nicht. Was wurde, von
Kirchen und sonstigen Sakralbauten abge-
sehen, in der Blütezeit des flandrisch-italie-
nischen, des Baustils der Regence und Lud-
wig XV. und der beiden Fischer von Erlach
in schon fertige Profan-Architekturen nach-
träglich nicht alles hineingemalt und klappte
dennoch vortrefflich. Hier stand eben alle
Kunst auf demselben Boden und konnte gar-
nicht anders als das Werk der Schwester-
kunst in deren Geist aufnehmen und weiter-
führen. In unserem von künstlerischen Evo-
lutionskämpfen und -Krämpfen arg zerzausten
Zeitalter sind die Reibungsflächen breiter und
empfindlicher. Stehen da schon die in einer und
derselben Kunstform Schaffenden wie feindliche
Brüder wider einander,wie kann man eine beson-
dere Rücksichtnahme der einen auf die Erfor-
dernisse einer anderen Kunstform verlangen?
Die KuUbt für Alle XXIV. ZI. c. August 1909
489
62
IM HAMBURGER RATHAUS
PROFESSOR HUGO VOGEL
Beim Zusammengehen von Musik und Dich-
tung ist es für gewöhnlich die Dichtung,
die mit einem blauen Auge davonkommt.
Wenn Architektur und bildende Künste Kom-
pagnieschaft machen, verfallen zumeist diese
letzteren dem Schicksal der Dichtung. In
Zeiten mit ausgesprochenem Stilcharakter
schadet das weiter nicht. Was wurde, von
Kirchen und sonstigen Sakralbauten abge-
sehen, in der Blütezeit des flandrisch-italie-
nischen, des Baustils der Regence und Lud-
wig XV. und der beiden Fischer von Erlach
in schon fertige Profan-Architekturen nach-
träglich nicht alles hineingemalt und klappte
dennoch vortrefflich. Hier stand eben alle
Kunst auf demselben Boden und konnte gar-
nicht anders als das Werk der Schwester-
kunst in deren Geist aufnehmen und weiter-
führen. In unserem von künstlerischen Evo-
lutionskämpfen und -Krämpfen arg zerzausten
Zeitalter sind die Reibungsflächen breiter und
empfindlicher. Stehen da schon die in einer und
derselben Kunstform Schaffenden wie feindliche
Brüder wider einander,wie kann man eine beson-
dere Rücksichtnahme der einen auf die Erfor-
dernisse einer anderen Kunstform verlangen?
Die KuUbt für Alle XXIV. ZI. c. August 1909
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