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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Winkler, Georg: Lenbach als Kopist und Kunstberater des Grafen Schack, [1]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0045

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-^4=ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN Kör-

ben und für Sie zu arbeiten. Ende Mai denke Badestrand. Das andere, >Im Atelier<: Aus dem

ich dann über Venedig nach München zu rei- du"k,eln Raum ?,ff"et s^h ein großes Fenster in den

, „ • , o j i-i p • tierblauen abendlichen Himmel, vor dem sich, ereil

sen und freue mich außerordentlich auf eine beieuchtet, ein junger Mann goldigbraun abhebt. Hier

Besprechung mit Ihnen und ich hoffe, daß Sie zeigt sich wiederum die ganz virtuose Beherrschung

mich noch weiter verwenden können." Die der Technik und der Zug ins Monumentale, der alles

Sorgfalt, welche Lenbach seinen Kopien wid- *leia<? Störende wegläßt der sich auf zwei, drei

. . . , . . , , , Hauptrarben beschrankt, dort blau und weiß, hier

mete, erstreckte sich auch auf die Auswahl schwFarZi blau und goldgelb. Neben Frischauf fallen

der Rahmen. Sein Vorschlag, geschnitzte Flo- die andern merklich ab. Nikola sucht durch wilde

rentiner Rahmen für die fünf letzten Kopien Farbenkontraste seine Bilder zu beleben. Aber die

zu verwenden, fand Schacks Beifall. Farben sind weder durch Form noch durch Auf'

fassung gebändigt, sie erzeugen kein geschlossenes

(Ein zweiter [Schluß] Teil folgt) Bild, geben keine Illusion von Wirklichkeiten, sie blei-

ben bunte Oelflecke auf Lein-
wand. Benkhard gibt in dieser
Beziehung mehr, wenn er auch
weniger originell ist. Es sind
recht tüchtige Bilder von ihm
da, wie die >Sonnenblumen«,
aber er bringt keine neue Auf-
fassung. Von dem verstorbenen
Gundel ist ein sehr gutes
Selbstporträt in Sepia zu sehen,
sowie ein eigenartiges Bild, das
er >Märchen< genannt hat:
Knallig bunt gekleidete Mäd-
chen und ein brauner Kerl in
weißem Hemd, von der Sonne
scharf von vorn beleuchtet, auf
einer dunkelschattigen Wiese.
Im Hintergrund öffnet sich der
Raum; man blickt zwischen den
Bäumen durch auf einen hellen
Fluß, der sich über die ganze
Bildbreite hinzieht. Zuletzt zwei
Gegensätze: Lohwag, zart, fast
feminin, mit einem Stich ins
Süße. Ein sonnenheller Wald-
rand, ein weites Stoppelfeld mit
darüber ziehender Schafherde,
einige etwas flaue Porträte.
Remsey, brutal, unglaublich
hart in den Konturen und düster
in der Farbe. Er verzichtet auf
den Zauber virtuoser Technik.
Für ihn ist die Kunst ein Ex-
periment in Kurzschrift, eine
Art Bilderrätsel. Vier dicke
schwarze Striche kreuz und
quer über die Bildfläche, diese
geteilt in grau oben und braun
unten, ein Männlein, fast kind-
fritz erler fritze, des künstlers sohn (1s07) lieh gemalt, mit gebogenen Bei-

nen, die Hände in den Hosen-
taschen: Das ist der Frühling.

VON AUSSTELLUNGEN Eine alte Frau, ohne Ausdruck und Leben, grau in grau,

pah...! nurpu die Mutter des Künstlers. Und doch, so abstoßend

UND SAMMLUNüLN die Bilder sind, so unkünstlerisch sie anmuten, es ist

etwas drin, eine Suggestionskraft, der man sich nicht

BERLIN. Die Galerie Eduard. Schulte läßt diesen leicht entziehen kann. Diese Experimente bringen
Monateineeigenartige KünstlergruppezurSprache uns weiter, nicht die gefälligen Bildchen. Aber sie
kommen:>Keve«,eineVereinigungungarischerKünst- dürfen nicht als fertige Kunstwerke ausgeschrien
ler. Das Gemeinsame ist eine jugendlich frische Auf- werden, sondern man muß sie, wie jene, nehmen als
fassung, Härte in Form und Farbe, wilde Geberden, das, was sie sind: Studien, Bausteine aus neuen Brü-
die nicht immer die innere Notwendigkeit verraten. chen, erste tastende Entdeckungsreisen in neue Län-
Der Bedeutendste ist Frischauf, von dem zwei der der Kunst, Länder, neuer, reicher Möglichkeiten,
größere Bilder ein glänzendes Zeugnis geben: Das — Von Siegfried Berndt sind 14 Landschafts-
eine, vor hellblauem Meer, das mit dem zittrig-heißen skizzen ausgestellt, kleine Bilder mit großen Maß-
Himmel verschwimmt, ein älterer, braungebrannter Stäben, einige recht gut, andere ungenießbar. Trotz
Herr im Strandanzug; ein blendend beleuchteter Steg reichlicher Verwendung von Blau fühlt man bei ihm
führt zu dem Badehäuschen im Mittelgrund zurück. keine Luft, trotz dem Goldgelb keinen Sonnenschein.
Das ist wirkliche Sonne, brütende Sommerhitze am Aber das kann alles noch kommen, wenn er von

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