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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Die erste Kunstausstellung in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0548

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«^4^> DIE ERSTE KUNSTAUSSTELLUNG IN WIESBADEN <^^~

DIE ERSTE KUNSTAUSSTELLUNG Ueberlieferungen zu brechen und ein Verhältnis zu

im \a/ircn ar\CM moderneren Problemen zu gewinnen. Schon nach
IN WILobAUtli einer kurzen Zeitspanne bemerkte man auch hier
A ls in den letzten Jahrzehnten des vergangenen überall neues und kräftiges Leben. An der einen
Jahrhunderts sich das Interesse für bildende Stelle reorganisierte man von oben her die Kunst-
Kunst wieder zu regen begann, konnte es dem auf- akademien, an einer anderen erleichterten kunst-
merksamen Beobachter nicht entgehen, daß sich der sinnige private Liebhaber den Uebergang in neue
Schwerpunkt deutschen Kunstlebens nach den öst- Bahnen, an einem anderen Orte war es ein kunst-
lichen Teilen des Reiches verschoben habe. Den verständiger Fürst, der sich in vornehmster Weise
älteren namhaften Kunststädten, wie München und den Schutz und die Förderung moderner Kunst-
Berlin, traten nunmehr Dresden, Leipzig und Harn- bestrebungen angelegen sein ließ. So wurde Jahr
bürg als ebenbürtig an die Seite. An diesen Stellen für Jahr Terrain gewonnen; auch in den Bürger-
vornehmlich wurden die modernen Kunstkämpfe schaffen brach sich das Bewußtsein durch, daß für

WILHELM VOLZ f GRABESENGEL

Secessionsgalerie, München

ausgefochten, hier walteten Galeriedirektoren mit
reichen Mitteln und mit weitem Blick, hier erschienen
die zahlreichsten Kunstzeitschriften, hier wurde die
öffentliche Meinung unseres Vaterlandes über Kunst
und Künstler gemacht. Das alte Kulturland am
Rhein hingegen, das noch in den Zeiten der Ro-
mantik führend gewesen war, schien demgegenüber
bescheiden zurückstehen zu sollen. Wie Frankfurts
Bedeutung, so war auch die Düsseldorfs gesunken,
und nicht wenige der besten Söhne des Westens
suchten in den neuen Kunstmetropolen sich ihren
Wirkungskreis. Diese Ermattung aber unseres We-
stens war doch zum Glück nur eine scheinbare. Da
wo der Strom der Tradition mächtiger fließt, bedarf
es eben einer längeren Frist, um mit alten guten

die neue Kunst etwas geschehen müsse; daher folgte,
nachdem einmal der Anfang gemacht, bald eine Stadt
der anderen in der Veranstaltung geschmackvoller
Ausstellungen meist mittleren Umfangs. Einen Mittel-
punkt aber fanden diese aussichtsreichen und mit
frischem Mut begonnenen Bemühungen sozusagen
in dem vor nunmehr sechs Jahren begründeten
»Verband der Kunstfreunde in den Ländern am
Rhein«, dessen ausgesprochene Absicht es war, von
der Schweiz und dem Elsaß am Rhein hinunter
bis zu den Niederlanden die Vertreter tüchtiger west-
deutscher Kunst zusammenzuschließen und wenig-
stens in loser Form zu organisieren.

In diesen Zusammenhang will auch die Wies-
badener Kunstausstellung eingereiht sein, deren all-

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