Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909
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Winkler, Georg: Lenbach als Kopist und Kunstberater des Grafen Schack, [1]
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FRITZ ERLER ST. G EO R G (1904)
LENBACH ALS KOPIST UND KUNSTBERATER
DES GRAFEN SCHACK
Von Georg Winkler
Lenbach war oft in Italien. Nie aber hat liegenden Hirtenknaben, in welchem Lenbach
er mit solchem Eifer die alten Italiener 20 Jahre vor Liebermann ein kaum zu über-
studiert, als in den Jahren 1864, 65, 66, die treffendes Muster realistischer Malerei ge-
er im Auftrage des Grafen Adolf Friedrich schaffen hat. Eine sehr gute Kopie nach einem
von Schack in Rom und Florenz verbrachte, kleinen Rubens der Münchner Pinakothek, die
Damals hat er sich in die Venetianer verliebt Schack von Lenbach erwarb, brachte den Grafen
und mit ihnen den Bund fürs Leben geschlossen, zu dem Plane, die schönsten Bilder der italie-
Seine Kunstanschauungen und die Malweise nischen Renaissance von dem hochtalentierten
seiner Oelbilder basieren auf jener Zeit. Künstler für seine Galerie nachbilden zu lassen.
Die erste Bekanntschaft Lenbachs mit Schack Dieser nahm den Vorschlag sehr gerne an, in
stammt aus dem Jahre 1863. Lenbach hatte Italien gegen ein anfänglich bescheidenes, bald
eben seine Lehrtätigkeit in Weimar aufgegeben, aber wachsendes jährliches Fixum — im ersten
In seiner Werkstatt drängten sich noch nicht Jahre 1000 Gulden, im zweiten 1400, im
die Spitzen der diplomatischen und finanziellen dritten 2000 Gulden — für den Grafen zu
Welt, trotzdem er schon recht gute Porträts kopieren.
gemalt hatte. Die Frauen insbesondere zeigten Zunächst ging er nach Rom, wo bereits Hans
sich seiner Kunst abgeneigt. Seine Genrebilder von Marees mit einem Stipendium des Grafen
erregten zwar großes Aufsehen, fanden aber weilte und Feuerbach und Böcklin ihre ersten
wenig Freunde. Graf Schack kaufte den be- kostbarenBilderfürdieSchack-Galerieschufen.
kannten, im grellen Sonnenlicht auf dem Rücken Mit letzterem bezog Lenbach ein größeres
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LENBACH ALS KOPIST UND KUNSTBERATER
DES GRAFEN SCHACK
Von Georg Winkler
Lenbach war oft in Italien. Nie aber hat liegenden Hirtenknaben, in welchem Lenbach
er mit solchem Eifer die alten Italiener 20 Jahre vor Liebermann ein kaum zu über-
studiert, als in den Jahren 1864, 65, 66, die treffendes Muster realistischer Malerei ge-
er im Auftrage des Grafen Adolf Friedrich schaffen hat. Eine sehr gute Kopie nach einem
von Schack in Rom und Florenz verbrachte, kleinen Rubens der Münchner Pinakothek, die
Damals hat er sich in die Venetianer verliebt Schack von Lenbach erwarb, brachte den Grafen
und mit ihnen den Bund fürs Leben geschlossen, zu dem Plane, die schönsten Bilder der italie-
Seine Kunstanschauungen und die Malweise nischen Renaissance von dem hochtalentierten
seiner Oelbilder basieren auf jener Zeit. Künstler für seine Galerie nachbilden zu lassen.
Die erste Bekanntschaft Lenbachs mit Schack Dieser nahm den Vorschlag sehr gerne an, in
stammt aus dem Jahre 1863. Lenbach hatte Italien gegen ein anfänglich bescheidenes, bald
eben seine Lehrtätigkeit in Weimar aufgegeben, aber wachsendes jährliches Fixum — im ersten
In seiner Werkstatt drängten sich noch nicht Jahre 1000 Gulden, im zweiten 1400, im
die Spitzen der diplomatischen und finanziellen dritten 2000 Gulden — für den Grafen zu
Welt, trotzdem er schon recht gute Porträts kopieren.
gemalt hatte. Die Frauen insbesondere zeigten Zunächst ging er nach Rom, wo bereits Hans
sich seiner Kunst abgeneigt. Seine Genrebilder von Marees mit einem Stipendium des Grafen
erregten zwar großes Aufsehen, fanden aber weilte und Feuerbach und Böcklin ihre ersten
wenig Freunde. Graf Schack kaufte den be- kostbarenBilderfürdieSchack-Galerieschufen.
kannten, im grellen Sonnenlicht auf dem Rücken Mit letzterem bezog Lenbach ein größeres
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