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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Heft 14 (15. April 1909)
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Vogel, Julius: Max Klinger, [2]: ein Rückblick und ein Ausblick
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0378

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-^ö> MAX KLINGER <^s^-

die uns sein Genie schenkt, wohl auf eine
breitere Basis gestellt werden, nie aber grund-
sätzlich eine Umgestaltung erfahren kann. Der
titanenhafte Zug seiner leidenschaftlichen
Natur, die ringend und kämpfend sich von
Jahr zu Jahr gefestigt und zu höheren Zielen
hindurchgearbeitet hat, gibt uns die Hoffnung,
daß sein Genius sieghaft seiner Vollendung
entgegengeht, trotz der Mahnung des Sängers
der göttlichen Komödie, daß kein Künstler je
sein letztes Ziel errang. Was er für die deutsche

der seine Berechtigung hat. Was ist es aber
anders, als ein Herzenserguß, wenn man persön-
lich das Glück genießt, zwanzigjahre lang Zeuge
zu sein, wie große Dinge in einer stillen Künst-
lerwerkstatt sich vorbereiten und vollendet wer-
den, wie das Genie die ihm zugewiesenen Bah-
nen durchläuft und verschwenderisch seine
Gaben über uns ausbreitet? Ist es verwegen,
unter solchen Umständen sich einmal von der
Seele zu schreiben, was das Herz tatsächlich
als einen Gewinn des eigenen Lebens empfindet?

g. schadow grabmal a. f. büsching

Georgenkirchhof za Berlin

Kunst bedeutet, was er unserem Volke im
Laufe der letzten zehn Jahre geworden ist,
das ist schon jetzt in festen Umrissen fixiert
trotz aller Anfeindungen, die ihn nie berührt
haben, aber auch ohne Hilfe der glühenden
Ergüsse in Lobpreisungen, die er bestenfalles
als eine Liebenswürdigkeit mitfühlender Seelen
empfindet. Was er unserem Volke sein wird,
auch darüber können wir das Urteil getrost
der Zukunft überlassen. Wenn ich so Klingers
Bedeutungmir vergegenwärtige, so können wohl
diese Zeilen als ein Herzenserguß passieren,

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

T5ERLIN. Zu Franz Skarbinas sechzigstem Ge-
" burtstage hat Caspers Kunst-Salon eine umfang-
reiche Ausstellung von Werken des Künstlers ver-
anstaltet. Meist Bilder kleinen Formates, die alle
Qualitäten des feinen Malers erkennen lassen. Ohne
Menzel ist Skarbina nicht möglich; sicher wird ihm
vielfach daraus ein Vorwurf gemacht. Daß ein Ver-
gleich mit dem Großen ihm nicht zum Vorteil ge-
reichen kann, ist klar, — aber ist es denn unum-
gänglich nötig, jegiiche Tradition auszuschalten? Daß
man trotz der Anlehnung an einen Größeren ein

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