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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Roll, Alfred Philippe: Alfred Roll über das Moralische in der Kunst
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Schmidt, Robert: Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0139

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-^4^> BERLINER AUSSTELLUNGEN <ö=ä-*~

a.kampf deutsche mönche verbreiten das christentum in polen

Man beschuldigt die naturalistische Kunst BERLINER AUSSTELLUNGEN
der Gemeinheit. Aber man vergißt, daß es p.ie Aussteuung der Belgier in der Secession hat
gerade das Merkmal der Menschen mit den *-* die auf sie gesetzten Erwartungen nicht ge-
groben Sinnen ist, nur an dem Gefallen zu täuscht, ja übertroffen. (Wir werden sie an anderer
finden, was neu, sauber, rosig und von fal- Stelle ausführlich besprechen). Anders.die Aquarell-

, >, .' „ , ' ö. Ausstellung in der Akademie der Künste. Natur-
schem Glänze ist. Es braucht eine sehr ver- ljch sind ausgezeichnete Werke vorhanden, aber
feinerte Kultur, um die Schönheit der tag- das Niveau wird durch sehr viel inferiore Arbeiten
liehen Arbeit, die Größe des gemeinsamen stark gedrückt. Die Veranstaltung verdankt ihre Ent-
Daseins zu erfassen. Doch ist es nicht eine Tor- |tehung der Initiative des Kaisers, jder aus seinem
, . ... , ., , , „ Privatbesitz auch den Inhalt der drei ersten Sale

heit, sich einzubilden, der Realismus schließe hergeliehen hat. Eine bunte Reihe von sehr ver-

das Ideal aus? — Nichts ist irriger. Wenn schiedener Qualität. Im übrigen hat man getrennt

Rembrandt einen Arbeiter mit rauchgesch wärz- zwischen Werken bereits verstorbener Künstler und

tem, gefurchtem Gesicht malt, so genügt es dene" von Mitgliedern und Gästen der Akademie

.. . . . . , _ ' , . Der Spielraum also war groß. Woran liegt s, daß

ihm, einen Lichtstrahl auf die Stirn herab- dabei trotzdem nichts Bedeutendes herausgekommen

fallen zu lassen und das Auge unter der ist? Sicherlich nicht an der Geschicklichkeit der

buschigen Braue zu vertiefen, um Geheimnis Leitung; das Uebel scheint tiefer zu liegen: uns

über diesen Geringen zu senken. Nein, in fehlen die hervorragenden Aquarellisten wie sie

. , l • • « y> • etwa England in reicherem Maße besitzt. Das Aquarell

der Kunst besteht keine feste Grenze zwi- wird bei uns eben nur als Kunst zweiten Ranges

sehen dem Realen und dem Idealen. Es gibt aufgefaßt, gut zur Skizze, vortrefflich zu Reisestudien;
keinen großen Künstler, der sich nicht be- und es ist bezeichnend, daß sich in der ganzen Aus-
ständig auf die Beobachtung gestützt, der ^tellung nur verhältnismäßig wenig Werke befinden,
. , b ,, .. , . , denen man die innere Notwendigkeit ihrer Entsteh-
nicht vor allem die kraftvolle und vertraute ung in Aquarelltechnik glaubt, die nicht ebensogut
Wirklichkeit des Daseins übertragen hätte. in Oel hätten gemalt sein können. Wenn einer, so
Keinen großen Künstler auch, der bei Ge- hat diesen Unterschied der Techniken Ludwig Rich-

staltung des Sichtbaren und Fühlbaren nicht TER ri£nti8 efrfaß' u"d ™f *endHet- y°n ihm si,nd

, » . . einige herzerfrischende Bildchen da, ebenso einzelne
das rätselvoll heilige Beben zum Ausdruck köstiiche Proben der Kunst Menzels. Passini,
gebracht hätte, das alle Dinge umhüllt! Wird der glänzende Beherrscher des Aquarells, erscheint
also das Nackte ohne zweideutige Absicht in seinen frühen Werken ungleich angenehmer wie
behandelt, so gibt es nichts Schöneres auf 'cn d,en zu geleckten Bildern der Spätzeit Ein ganzer
j . . , », ... , Saal ist den dem Kaiser gehörenden Landschaften
der Welt und folglich nichts Moralischeres! Eduard Hildebrandts eingeräumt. Ein Aquarellist
- durch und durch, aber in Manier geraten; alles auf

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