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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen und Sammlungen – Neue Denkmäler und Brunnen - Neue Kunstliteratur - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0169

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st*S&> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <§2~v

PETER STACH IEWICZ ZEICHNUNG

zu schleimig und quallig malte, jetzt aber hat er lers sind malerisch zweifellos wertvoller als seine
auch für seine Akte den rechten Ausdruck ge- heutigen, obwohl ihm auch jetzt noch ein Bild, wie
funden; das Straffe, Muskulöse und Sehnige, aber das des alten Fritz, der umgeben von seinen Ge-
auch das Mollige, Weiche, Zitternde eines Frauen- neralen in die Schlacht reitet, mit gutem Gelingen
körpers bringt er vorzüglich heraus — täusche ich und verhältnismäßig tiefer Eindrucksfähigkeit leicht
mich nicht, so hat er in dieser Hinsicht manches vom Pinsel geht. Doch erreicht er nicht mehr die
von Besnard gelernt. Auch von seinem Freunde warme, saftige Leuchtkraft der Farbe, die z. B. seinen
Walter Püttner kam ihm vielleicht manche Anregung >Hellebardier«, ein ganz wundervolles Bildchen vom
in den letzten Jahren, aber wohl weniger mit Be- Jahre 1876, auszeichnet. Hervorragendes legt er uns
ziehung auf die Fleischmalerei als auf die Stoff- auch in seinem sehr reichen Studienmaterial vor.
maierei und die allgemeine Farbenkomposition. Von Ich denke dabei weniger an die etwas matten, sonnen-
besonderer Art sind Putzens neuere Stilleben: zu- armen Landschaften als an die warmtönigen, trau-
meist ein Kaffeetisch mit Weiß und Gold als domi- lieh dämmerigen Interieurs aus Tirol und aus lieben
nierenden Farben ist vors Laubgrün des Gartens bayerischen Nestern, aus Bauernstuben, Werkstätten,
gestellt und von zuckenden, lustigen Sonnenflecken Klosterbibliotheken, Zopfkirchen und Barockschlös-
übergossen. Die eminente Meisterschaft des Kunst- sern. Die Interieurmalerei stand, wie uns verschie-
lers in der Abwandlung von Weiß kommt hier in dene Kollektionen der letzten Jahre lehrten, indem
ganz hervorragender Weise zum Ausdruck. Einige München der sechziger und siebziger Jahre auf einer
Bildnisse junger Frauen und Mädchen, ein vorzüg- außerordentlich hohen Stufe und wurde mit einer Leb-
liches Freilichtstück eines blonden Halbakts in der haftigkeit kultiviert, die an den Eifer der Modernen ge-
Morgensonne, märchenhafte Grotesken etc. vervoll- mahnt, wenn sie die Landschaft und das Freilicht in
ständigen die schöne Kollektion, die einen Künstler, temperamentvollen Ausschnitten für ihre Studienmap-
auf den wir von jeher große Stücke gehalten, auf pentfesthalten. — Seiler wählte sich die Motive seiner
den besten Wegen zeigt. — Die Ausstellung von Bilder mit Vorliebe aus der Geschichte des alten
Bildern und Studien Karl Seilers im Kunstverein Fritz; wenn er ihn auch nicht mit dem weltgeschicht-
vermittelte uns die Bekanntschaft mit einer früheren lieh weiten Blick Menzels auffaßte, so erkannte er
Arbeitsperiode dieses Künstlers, der uns seit einem doch seine Größe und wußte sie mit Bedeutungfim
Jahrzehnt etwa als spitzpinseliger Feinmaler, der Bilde wiederzugeben: so ist z.B. eine Szene, die
über eine zwar delikate, doch etwas sparsame Palette den großen König an ein Wachfeuer tretend darstellt,
verfügt, bekannt ist. Diese früheren Arbeiten Sei- mit begeisterndem Temperament hingeschrieben.

Die Kunst für Alle XXIV.

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