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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0203

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t^€> PERSONAL-NACHRICHTEN

dieses Vorwort durch die fesselnde Grazie der in seinen alten Tagen zum Vorläufer des Impressio-

Diktion auch nach der formalen Richtung als selb- nismus geworden ist.

ständiges Kunstwerk auszugestalten, hat er sich im Man mochte mit Recht bedauern, daß durch das
großen Ganzen dankenswerterweise von der Er- splendid ausgestattete, in 500 handschriftlich nu-
wägung leiten lassen, daß Waldmüller ein besserer merierten Exemplaren herausgegebene Prachtwerk
Dienst erwiesen wird, indem man ihn von den Toten Waldmüllers künstlerische Persönlichkeit doch nur
erweckt als durch die Errichtung eines modernen einem kleinen Kreise nahegerückt werden konnte.
Monumentes. Das Lebenswerk des Altmeisters ist Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat sich der
in den mehr als 300 Nummern umfassenden, von wagemutige Verlag vor kurzem zur Herausgabe
Chwala, dem Drucker der Wiener Werkstätte, muster- einer billigen Volksausgabe entschlossen, die nebst
gültig hergestellten Reproduktionen erschöpfend Vorwort von Rössler 136 ganzseitige Reproduktionen
wiedergegeben. Die chronologische Anordnung der in erstklassiger Ausführung enthält. Diese Leistung
Arbeiten führt uns höchst anschaulich vor Augen, wurde allerdings nur durch die Munifizenz des k. k.
wie der Künstler, anfangs noch im Banne nieder- Ministeriums für Kultus und Unterricht ermöglicht,
ländischer und anderer Vorbilder und später öfters welches dem Unternehmen in voller Würdigung
durch die Forderungen des praktischen Lebens von seiner Bedeutung für die österreichische Kunst eine
seinem Wege abgelenkt, in der rückhaltlos wahr- namhafte Subvention zuwandte. Aber auch außer-
haften, unmittelbaren Naturwiedergabe seine Haupt- halb des Vaterlandes F. G. Waldmüllers muß aner-
stärke entdeckt. Die reichhaltige Porträtgalerie ent- kannt werden, daß durch die künstlerisch vornehm
hält — abgesehen von einzelnen Landschaften — gehaltene Wiedergabe des Lebenswerkes eines Bahn-
den wertvollsten Teil des Illustrationsmaterials, ein- brechers moderner Malerei die Ergebnisse mühe-
mal weil die Gesamtheit dieser verblüffend echten voller Vorstudien mit seltenem Takt und Geschick
physiognomischen Einzeldarstellungen eine einzig- der Oeffentlichkeit erschlossen worden sind,
artige Charakteristik der Wiener Biedermeierepoche Erich Felder
bildet, dann auch, weil gar manches Porträt von

der Qualität jener Bildnisse die in der Berliner PERSONAL-NACHRICHTEN

Jahrhundertausstellung Aufsehen erregten, im Privat-
besitz von Sammlern der Oeffentlichkeit entrückt DERLIN. Den letzten, sehr bestimmt auftretenden
ist. Erst in zweiter Linie interessieren die be- Preßnachrichten zufolge soll Geheimrat von
kannteren, meist im Geiste der Zeit anekdotisch zu- Tschudi nun doch der Nationalgalerie erhalten
gespitzten Genrebilder, zumal ja auch die beste bleiben und nach Ablauf seines Urlaubs auf den
Wiedergabe nur einen schwachen Begriff von der früheren Posten zurückkehren,
koloristischen Feinheit der landschaftlichen Hinter- DERLIN. Dem Maler Franz Hoffmann von
gründe und der modern anmutenden Lösung der Fallersleben ist vom Großherzog von Olden-
Beleuchtungsprobleme gibt, durch die Waldmüller bürg der Professortitel verliehen worden.

CASPAR RITTER IN SEINEM ATELIER

Redaktionsschluß: 17. November 1908 Ausgabe: 3. Dezember 1908

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwärtz. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G. — Beide in München
 
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