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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Schmidt, Robert: Belgische Kunst in der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0212

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-9-S^> DIE AUSSTELLUNG BELGISCHER KUNST IN BERLIN <^=^

nennen, mit der Eugene Laermans seine
Menschen zeichnet. Mit Breughel, dem man
ihn so oft zur Seite stellt, hat er nichts ge-
mein als die zufällige Wahl des Sujets; was
er daraus macht, mit welcher elementaren
Wucht er redet, wie er die Linien der Land-
schaft zur Wirkung heranzieht, das ist sein
alleiniges Eigentum. Der„BIinde"(Abb.S. 182),
der „Betrunkene" sind von wahrhaft typischer
Größe; seine Abendlandschaft ist von dem-
selben mächtigen Stimmungszauber durch-
tränkt. Der „Maler" Meunier ist in Ber-
lin, besonders durch die Ausstellung bei Keller
& Reiner genugsam bekannt. In einer Revue
der neueren belgischen Kunst durfte er na-
türlich nicht fehlen; sein „Weg zum Schacht"
(Abb. S. 179) ist jedenfalls eine der bedeu-
tendsten Leistungen der Ausstellung. So sehr
er aber als Bildhauer auf die ganze jetzige
Generation gewirkt hat, als Maler hat er eigen-
tümlicherweise keine Schule gemacht. — Wir
verzichten auf eine Nennung aller der Künstler,
die sonst Beachtenswertes hergeschickt haben,
und wollen nur noch erwähnen, daß uns das
Oeuvre von Felicien Rops in ausgezeichneten

Stichproben, in Zeichnungen, Radierungen,
Aquarellen und Oelbildern vorgeführt wird.
Von besonderem Interesse dürfte die in Oel
gemalte „Frau bei der Toilette" sein, die uns
den genialen Zeichner malerisch in gewisser
Abhängigkeit von Daumier zeigt.

Die kräftig blühende belgische Bildhauer-
kunst ist — aus rein materiellen Gründen —
etwas stiefmütterlich behandelt worden; allein
die wenigen ausgestellten Werke übermitteln
doch eine gute Vorstellung von dem Wesen
dieser Kunst. Namentlich prächtige Porträt-
büsten zeugen von dem Charakterisierungs-
vermögen der belgischen Plastiker, wie Ju-
les Lagae, V. Rousseau (Abb. S. 198), Van
der Stappen (Abb. S. 181), die gern mit ein
klein wenig romanischem Pathos arbeiten, das
aber nie aufdringlich wirkt.

Von dem kürzlich verstorbenen Jef Lam-
beaux ist eine hervorragende Büste König
Leopolds II. ausgestellt, sodann der bekannte,
durch die kühne Bewegung berühmte „Kuß"
und die zu dem großen Relief der „Mensch-
lichen Leidenschaften" gehörende „Verfüh-
rung" (Abb. S. 195), die sein zum Monumen-

lf.on frederic der bach. zu beethovens pastorale

mittlerer teil eines triptychons

Belgische Ausstellung, Berlin

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