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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Hugo von Tschudi
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0214

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-^4^> HUGO VON TSCHUDI

akmand rassenfosse tanz

Belgische Ausstellung, Berlin

HUGO VON TSCHUDI allgemein als ein Zeichen wiederkehrenden Vertrauens

und der Gesundung begrüßt worden, eben weil sie
Cr bleibt! — Die Umstände, die es dahin gebracht, ein erstes Ergebnis dieser Krise darstellt.
" geben uns recht: Wir haben uns nicht getäuscht, Auch in München, wo man in künstlerischer Hin-
ais wir beim Ausbruch der TsCHUDl-Krise behaup- sieht durchaus nicht allgemein mit Tschudis An-
teten, daß dieser »Fall< eine über das Persönliche schauung übereinstimmt, ist doch diese Wendung
und Künstlerische hinausgreifende Bedeutung habe, der Dinge allgemein mit aufrichtiger Genugtuung be-
daß eine Verjagung Tschudi's aus der Nationalgalerie grüßt worden. Was hat Tschudi nicht geleistet für die
nicht allein ein künstlerisches Unglück sondern auch Aufklärung der Entwicklungsgeschichte der modernen
ein politisches gewesen wäre, insofern es die ganze Münchener Kunst und damit selbstverständlich auch
Oberschicht der Intelligenz in einen heftigen Gegen- für die Anerkennung der großen Bedeutung der Mün-
satz zur Krone gedrängt hätte, ganz abgesehen von chener Kunst. Daß wichtige Epochen der Münchener
der Verletzung alles ethischen Empfindens, die uns Malerei,diejahrzehnte lang imDunkeln lagen,weiteren
durchzuckt, wenn eine bedeutende Persönlichkeit von Kreisen der Kunstfreunde des In- und Auslandes über-
ihrem Persönlichsten, ihrem eigensten, schöpferi- haupt näher bekannt wurden, das ist nicht zum wenig-
schen Werke weggerissen wird. Selbst ein sachlicher sten sein Verdienst. Er war stets bemüht, in der
Gegner Tschudis hätte wohl bei solchem Unrecht Nationalgalerie eine möglichst lückenlose Repräsen-
so etwas wie Empörung fühlen müssen. Und wie tation dieser Münchener Entwicklung von Kobell
bitter pflegt es sich jedesmal zu rächen, wenn so bis Leibl und Uhde vor Augen zu stellen. Was das
das ethische Empfinden im Innersten getroffen wird, für München wert ist, wird wohl erst in Zukunft voll
noch zumal in den Herzen der Leute, die nun ein- ermessen werden können, vorzüglich auch, was es
mal in kulturellen und geistigen Dingen die Führer für die Kunst der Lebenden, der heute Schaffenden
der Nation sind. bedeutet! Ihr Wollen und Streben, ihr Stil wird da-
So geht es denn wie ein Aufatmen durch die durch als auf einer sicher begründeten, großen Tra-
Welt der Kunst und des geistigen Schaffens, daß dition beruhend legitimiert. Mit welcher Sorgfalt
uns das alles nun doch noch erspart geblieben ist! Tschudi dieser Aufgabe sich widmet, hat er ja noch
Wir freuen uns dessen nicht nur um der National- durch sein tatkräftiges Interesse für die Diez-Schule
galerie willen, die Tschudi dem deutschen Volke zu klar erwiesen. Aber lassen wir allen Sonder-Patriotis-
einem seiner köstlichsten Kleinode gewandelt hat, mus aus dem Spiele! DasDeutsche Reich,die deutsche
nicht nur um der Kunst willen, die Tschudi auch Kunst dankt Tschudi eine moderne Galerie, die eben-
sonst so viel verdankt, sondern vor allem auch des- bürtig neben den ersten Sammlungen der Welt da-
halb, weil unser nationales Leben vor einer nicht steht! Als Chef der Nationalgalerie ist er der rechte
unbedenklichenVerstimmung bewahrt blieb. In diesen Mann am rechten Platze. Wohl uns, daß er's nun
Tagen ernster Krise ist die Rehabilitation Tschudis bleibt! c <*.

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