Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

DOI Artikel:
Schmidt, Robert: Aus den Berliner Kunstsalons
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-*r4sö> AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

albert ciamber lani die frauen

Belgische Ausstellung, Berlin

zuhalten. Noch im letzten Jahre überraschten seine Eugen Bracht hat bei Keller und Reiner aus-

weiträumigen italienischen Landschaften, die in be- gestellt. Motive aus den Alpen, aus der Eifel, vom
wüßtem Gegensatz stehen zu den engumgrenzten Sinai, aus Sachsen — alle aus demselben >heroi-
Ausschnitten der märkischen Seeufer. Aber jedem sehen« Grundton entstanden, selbst wenn es ein
seiner Bilder ist die Handschrift eines Künstlers schlichter Sylter Bauernhof ist. Fast nie kommt
aufgeprägt, der intuitiv erfaßte, der auf Neuland es zu einer geschlossenen Wirkung, es ist alles in
ackerte, der aber auch nicht Schule machen konnte, nervöser, oft konfuser Unruhe; selten eine einiger-
eben weil er eine zu starke Persönlichkeit war. maßen festgefügte Komposition. Bei nicht zu unter-

Eine andere, völlig in sich abgeschlos-
sene und auf fest begrenztem Gebiet zu
einem glänzenden Stilempfinden durchge-
drungene Persönlichkeit ist Ludwig von
Hofmann. Im Salon Gurlitt wird uns eine
stattliche Zahl seiner Werke vorgeführt.
Wie er den weiblichen Körper, vor allem
die Linien des tanzenden Körpers zu emi-
nentesten Ausdrucksmöglichkeiten zwingt,
das ist sein alleiniges, unnachahmliches
Eigentum. Jede Bewegung, jede Linie ist
verkörperte Musik. Wie er die Glieder
einzelner Figuren in wohllautenden Kur-
ven zusammennimmt, wie er Gruppen
faßt, durch Richtungsdivergenzen kaum
merklich die Bedeutung jeder einzelnen
Bewegung präzisiert, das zeugt von einem
heute ungewöhnlichen rhythmischen Ta-
lent. Hervorragend in ihrer dekorativen Wir-
kung wie in der Erfindung des einzelnen
Motivs sind seine Entwürfe für Wandmale-
reien im Hoftheater zu Weimar — dionysi-
sche Dithyramben —; ebenso die Wandma-
lereien für den Musiksaal einer Villa, Fries-
streifen und Zwickel, gefüllt mit wunder-
vollen Figuren in köstlichen, durch Linien
und Farben gleichwirkenden Landschaften.
Eine große Reihe Pastelle mit bewegten Ak-
ten, sowie jedes Detail ausschaltende, rein
koloristisch erfaßte Landschaften aus Grie-
chenland ergänzen das Bild seines Schaffens.
Schließlich einige unerhört schöne Zeich-
nungen der tanzenden Ruth St. Denis in
ihren zugleich weichen, geschmeidigen und
herb plastischen Bewegungen.

Es hält schwer, daneben bei den Land-
schaften von Corot, Daubigny, Diaz und
anderen Franzosen, die einen besonderen
Saal bei Gurlitt füllen, zu vollem Genuß theo van rysselberghe fräulein stoclet

ZU kommen. Belgische Ausstellung, Berlin

189
 
Annotationen