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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Roessler, Arthur: F. G. Waldmüller und J. Danhauser
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0244

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^s£> F. G. WALDMÜLLER UND J. DANHAUSER <S^-

wie es in einer alten Notiz heißt, unter ver-
wandten Geistern, schlürfte heimische Luft,
überbrückte auf tausend zwanglosen Anknüp-
fungspunkten die Vergangenheit mit derGegen-
wart, sah, daß das Genre, wenngleich nicht
mit der tiefsinnigsten Poesieundin der größten
Manier, so doch auch eine Welt lebendig
machen kann; daß es neben dem Reichtum
seines oft winzigen Details die feinsten Auf-
gaben der Psychologie gelöst hat — und daß
es, künstlerisch behandelt, eine Kunst ist.
Aus Holland heimgekehrt, rief er den ver-
sammelten Freunden freudig zu: „Nun weiß
ich, was ich will und soll." Er hatte recht,
und die Arbeiten dieser letzten Phase seiner
künstlerischen Entwicklung sind es, die auch
dem verfeinerten Geschmack der künstlerisch
bis zur Perversität kultivierten Nachwelt stand-
halten. Sein von jeher brillantes Kolorit, seine
eminente Zeichensicherheit gewannen eine
ungemeine Schönheit, Wahrheit und Prägnanz.
Sein Vortrag der Farbe wuchs mit dem Ding-
lichen so innig zusammen, daß es lauteres

Ergötzen ist, ihre Harmonie wahrzunehmen.
Wie von selbst die schwer hangende Frucht
reift und abfällt, so wuchsen ihm unter der
Hand nun in rascher Folge die kostbarsten
Bildwerke. Da, urplötzlich, trat der Tod hinter
ihn. Es gab ein grausiges Ringen. In der
Vollkraft der besten Mannesjahre, wollte Dan-
hauser, der die Kunst und das Leben und
die Menschen liebte, sich nicht feigmütig er-
geben. Der erbitterte Kampf, den er focht,
war eben so schmerzlich wie vergebens. Am
4. Mai 1845, im noch nicht vollendeten
40. Lebensjahr, unterlag er dem Typhus. Wie
Waldmüller, neben und mit ihm, steht er in
seinem Werke nun wieder auf.

Die Kunst kann nur blühen und gedeihen, wenn sie
begeisternd auf alle Klassen der Gesellschaft zu wirken
vermag. Diese Stellung erringt aber nur die freie,
originelle, ihrer Würdesich bewußte Kunst. In diesem
Verhältnis stand sie zum Altertum, auf diesem Boden
wurzeln die klassischen Meisterwerke der Antike, wo
die Kunst, frei jedes Lehrzwanges, aus dem Urquell
der Natur und des Lebens schöpfend wirkte und schuf.

F. C. Waldmüller

FERD. GEORG WALDMÜLLER RÖMISCHE RUINE IM PARK ZU SCHÖNBRUNN

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