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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen - Vermischtes - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0275

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^-^> VON AUSSTELLUNGEN

vollständigen das Bild seines Schaffens, vor allem
das ausgezeichnete Bildnis Hermann Bahrs, das eine
sprühende Frische ausstrahlt. Im Künstlerhaus stel-
len die Münchener »Wanderer« (Franz Hoch, Her-
mann Urban, C. Tooby, Fritz Kunz) eine kleine,
nicht gleichwertige, aber sympathische Auswahl ihrer
Werke aus. Für den vor wenigen Monaten verstor-
benen Alexander Schmidt-Michelsen ist eine
Gedächtnis-, resp. Nachlaßausstellung bereitet wor-
den. Hocherfreulich ist die Kollektion des Land-
schafters Richard Kaiser (München). Fast aus-
schließlich Bilder von der bayerischen Hochebene,
Wiesengelände mit Bächen, Baumgruppen und ziehen-
den Wolken. In den Arbeiten der letzten Jahre fällt
eine starke Entwicklung auf. Er wagt eine kräftigere
Akzentuierung, eine größere Modulierung zwischen
Licht und Schatten, vor allem aber macht sich eine
Tendenz zur Auflichtung, zu klaren, heiteren Far-
ben bemerkbar. Seine früheren Bilder zeigten viel-
fach eine zaghaft verschwommene Allgemeinstim-
mung, jetzt setzt er die verschiedenen Gründe fest
gegeneinander ab, zum großen Vorteil für die Wir-
kung. r. s.

FRANKFURT a. M. Im Kunstverein wird eine
* goya-Ausstellung gezeigt, bestehend aus unge-
fähr zwölf Originalgemälden, sechs Handzeichnungen,
einer bescheidenen Anzahl photographischer Repro-
duktionen und aus dem graphischen Werke des
Künstlers, den Caprichos, den Desastres de la guerra,
den Suenos und der Tauromaquia. In der graphi-
schen Abteilung liegt der Schwerpunkt dieser Aus-
stellung; wenn auch die Abdrücke der einzelnen
Blätter nicht immer einwandsfrei sind, so kann man
doch zu einem Ueberblick über Goya als Radierer
gelangen. Man schätzt ihn wohl immer noch um
des Inhaltlichen willen höher ein, als er eigentlich
auf Grund seiner Technik und künstlerischen Mache
verdient. Von den Gemälden seien drei Stücke aus
Frankfurter Privatbesitz erwähnt: Das Bildnis Arietas,
des Arztes Goyas, und das der Francisca Candado,
beide aus der Sammlung des Herrn Fritz Gans und
als drittes die »Andacht in einer Kirche«, Herrn Louis
Koch gehörig. — Der Kunstsalon Schneider Andreas
hat seine Räume dem Nachlasse Walter Leisti-
kows, der im vorigen Monat bei Cassirer in Berlin
zu sehen war, geöffnet. Der Bestand ist etwas ge-
lichtet; trotzdem kann man sich von dem Wesen
Leistikows immer noch ein klares Bild formen. Das
schönste Resultat der Ausstellung ist, daß sie wohl die
Ueberzeugung geben wird, der verstorbene Künstler
sei mehr als eine einseitig lokale Berühmtheit ge-
wesen. Technisch stehen nicht alle Leistungen auf
gleicher Höhe; daß gerade diejenigen des Jahres 1907
durch eine bewußte und saftige Tonigkeit aus der
Gesamtheit der andern erstaunlich herausspringen,
läßt den Verlust Leistikows umso beklagenswerter
erscheinen. Die letzte künstlerische Beherrschung,
zu der er gelangen durfte, stellt ihn in die unmittel-
bare Nähe Wilhelm Trübners. z.

1/"ASSEL. Arthur volkmann-Ausstellung. Im
Kasseler Kunstverein haben sich vor kurzem
Aenderungen vollzogen, die dem hiesigen beschei-
denen Kunstleben eine bemerkenswerte Förderung
gebracht haben. An die Spitze des Vereins ist Mu-
seumsdirektor Dr. Boehlau getreten und zum ersten
Male sind auch Kasseler Künstler in den Vorstand
gewählt worden. Unter dem Einfluß der neuen Ver-
einsleitung hat die Stadtverwaltung einen ausreichen-
den Zuschuß gewährt, um die Schaffung würdiger
Ausstellungsräume zu ermöglichen. Dieser Besse-
rung der Ausstellungsverhältnisse ist es zu danken,
daß in letzter Zeit eine Reihe namhafter Künstler

ihre Werke hierher gesandt haben. So haben wir
zurzeit eine Kollektivausstellung von Werken Arthur
Volkmanns, wie sie in gleicher Vollständigkeit bis-
her wohl kaum anzutreffen war. Es sind etwa dreißig
Zeichnungen, einige zwanzig Gemälde und zehn Skulp-
turen zusammengekommen, unter letzteren große,
polychrom behandelte Marmorwerke, das Relief »Or-
pheus und die Tiere< und die Einzelfiguren »Eros«
und »Sitzender Mann«. Ferner sind die bekannten
Brunnenreliefs »Jüngling mit Stier« und »Amazone
mit Pferd«, zwei kleinere Reiterfiguren in Bronze
und eine sehr lebensvolle und durchgeistigte Bild-
nisbüste des verstorbenen Geheimrats Kuntze (ge-
tönter Marmor) zur Stelle. Aus den Zeichnungen
des ehemaligen Marees- und Pidollschülers bekommt
man von seinem Naturstudium keine sonderlich hohe

j. bossard lichtträger

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