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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0352

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^t-4s£> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^

von Paul Peterich (Florenz). Neben der bekannten Blick erfaßt und in malerischem Reiz. Sterl hat
Medea ist eine sehr reizvoll bewegte Brunnenfigur jetzt den Auftrag erhalten, für das neue Rathaus
(Knabe mit Fisch) ausgestellt, die ihre berühmten das Bildnis des Stadtverordnetenvorstehers Justizrat
florentinischen Ahnen nicht verkennen läßt. Die Por- Dr. Stockei zu malen,
trätbüsten sind nicht alle gleichmäßig gelungen. Da-
gegen fallen durch gute Stilisierung mehrere fein TAUSSELDORF. Die Vereinigung >Niederrhein<,
modellierte Bronzen auf. Die große Marmorfigur *-* die im vorigen Frühjahr zum ersten Male in die
der >Schönheit«, eine nackte Mädchengestalt von Oeffentlichkeit trat, hat in der städtischen Kunsthalle
feinem Linienrhythmus, dürfte durch die dazu ge- eine Ausstellung eröffnet, die zu den wirklich er-
plante Brunnenarchitektur in ihrer Wirkung schwer- freulichen Erscheinungen des hiesigen Kunstlebens
lieh gesteigert werden. Schlimm sind die farbigen gehört. Sie gibt Zeugnis von dem frischen Wage-
Plastiken. Hier zeigt Peterich, daß er das Wesen mut, der in dem jüngeren Düsseldorfer Nachwuchs
der bunten Robbia-Plastik, der er unverkennbar seine lebendig ist. Eine Reihe neuer Talente treten auf
Anregungen verdankt, absolut nicht verstanden hat. den Plan und verblüffen durch die Selbständigkeit

R. Schm. ihrer künstlerischen Ideen. Unter den Landschaftern
P\RESDEN. Der Maler Robert Sterl, Professor sind W. Ophey und J. Kohlschein die stärksten,
an der k. Kunstakademie, ist zum Mitglied der zu denen als tüchtige Tiermaler die beiden Oester-
Berliner Sezession gewählt worden. In einer Sonder- reicher E. Paul und Alb. Reibmayr treten. Jos.
ausstellung in Emil Richters Kunstsalon zeigte Sterl Lindemann entwickelt sich zu einem Figurenmaler
kürzlich eine Reihe von Bildnissen, die seine Kunst, von delikatem, etwas ins Münchnerische gehenden
Persönlichkeiten mit kräftiger Charakteristik und in Farbensinn und einem lockeren, dabei breiten und
lebendiger Auffassung sowie malerisch geschmack- kräftigen Vortrag, während Heinz May mit seinen
voll im modernen Sinne darzustellen, von neuem zarten, opalisierenden Tönen poetische Wirkungen
bekundeten. Dazu kamen eine große Reihe von hervorbringt, wie man sie bisher bei ihm nicht
Aquarellen und Zeichnungen mit Darstellungen von kannte. K. PlüCkebaum kultiviert weiter seine
Land und Leuten in Rußland, das Sterl auf einer liebenswürdige, halb verträumte, halb kindlich naive
Reise dahin im vorigen Jahre kennen gelernt hat. Märchenkunst und findet in Hub. Ritzenhofen einen
Er schildert teils die elegante Welt beim Rennen freilich mit anderen Mitteln arbeitenden Gesinnungs-
in Petersburg, beim Derby in Moskau, in der Isaaks- genossen. Besonders vielversprechend erscheint der
kirche, in der Eremitage usw., teils Bauern, Bettler, junge Schmitz-Pleis, sowohl auf dem Gebiete des
Handelsleute und Arbeiter — alles in kräftigem, ra- Figurenbildes, wie dem der Phantasie-Landschaft,
schem Erhaschen des Augenblicksbildes mit sicherem Auch Jos. Hansen und Medard Kruchen sind gut

vertreten, letzterer mit einer Reihe aus-
serordentlich farbenschöner Stilleben.

g. howe

FRANKFURT a. M. Eines der be-
* deutendsten Tafelbilder Giovanni
Battista Tiepolos >Die Heiligen
der Familie Grotta« wurde vom Stae-
delschen Kunstinstitut durch die Mittel
der Karl Schaubschen Stiftung erwor-
ben.—Der Staedelsche Museumsverein
erwarb Daubignys prächtiges Bild
»Le verger« von 1876. Die monumen-
tal gemalte Apfelernte zeichnet sich
vorab durch den Reichtum der ver-
schiedenen grünen Töne aus und durch
den frischen Kontrast der dichtge-
drängten Bäume und Sträucher mit
dem von Wolkenfetzen belebten blauen
Himmel. Ferner gelangte ein Glad-
stone-Porträt von Lenbach als Ge-
schenk des Herrn Rudolf von Gold-
schmidt-Rothschild in den Besitz der
Galerie. — Im Kunstverein finden wir
neben einer schon gelegentlich ihrer
Vorführung in München besprochenen
(Seite 292) Kollektion von Willi Gei-
ger, ein Frauenbildnis von Otto
Scholderer in einer an Anselm
Feuerbach gemahnenden Feinheit der
grausilbrigen Stimmung und Strenge
der Auffassung; dann noch von Schol-
derer >Knabe im Grünen« und ein spä-
tes Selbstbildnis. Ferner zwei Land-
schaften von Anton Burger und
zwei Landschaften von Peter Bur-
nitz. Den Beschluß der diesmaligen
Kunstvereins-Schau bildet dann Wil-
helm Steinhausen mit ungefähr 30
Bildern meist kleineren Formats, die
m. klinger diana fast alle den siebenzigerbis achtziger

Photographieverlag E. A. Seemann, Leipzig Jahren des vergangenen Jahrhunderts

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