Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0356
DOI Heft:
Heft 14 (15. April 1909)
DOI Artikel:Mackowsky, Hans: Die Gottfried Schadow-Ausstellung in der Berliner Akademie
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g. schadow
quadriga auf dem brandenburger tor in berlin
DIE GOTTFRIED SCHADOW-AUSSTELLUNG IN DER
BERLINER AKADEMIE
Von Hans Mackowsky
Zwei Vorurteile widerlegt diese Ausstellung
ein für allemal: als sei der Künstler Gott-
fried Schadow lediglich eine Berliner Lokal-
größe und als hafte seinen Werken jene Un-
sicherheit der Stilempfindung an, die den
Meistern des Ueberganges eigen zu sein pflegt.
Gewiß, unter den Berliner Künstlern ist
keiner, dessen Persönlichkeit so fest und un-
berührt im heimischen Boden gewurzelt hat,
wie Gottfried Schadow. Die „schöne Fremde",
die mit romantischem Zauber so viele Künstler
seiner Zeit gelockt und nicht wenige der Heimat
dauernd entführt hat, erwies sich unwirksam
bei dieser bodenständigen Natur. Außer der
Studienfahrt nach Italien, die er seiner künst-
lerischen Ausbildung schuldig zu sein glaubte,
hat er sich nur in seltenen Fällen freiwillig von
seiner Scholle gerührt. Und da es ihm be-
schieden war, zu hohen Jahren zu kommen,
ist er hinübergegangen in das Andenken der
Nachwelt als eine Inkarnation des Berlinertums
selbst mitseinernüchternenTüchtigkeit, seinem
Sarkasmus und einem Zug ins Bureaukratisch-
Philiströse.
k. buchhorn g. schadow
Die Kunst für Alle XXIV. 14. 15. April 1909.
321
41
quadriga auf dem brandenburger tor in berlin
DIE GOTTFRIED SCHADOW-AUSSTELLUNG IN DER
BERLINER AKADEMIE
Von Hans Mackowsky
Zwei Vorurteile widerlegt diese Ausstellung
ein für allemal: als sei der Künstler Gott-
fried Schadow lediglich eine Berliner Lokal-
größe und als hafte seinen Werken jene Un-
sicherheit der Stilempfindung an, die den
Meistern des Ueberganges eigen zu sein pflegt.
Gewiß, unter den Berliner Künstlern ist
keiner, dessen Persönlichkeit so fest und un-
berührt im heimischen Boden gewurzelt hat,
wie Gottfried Schadow. Die „schöne Fremde",
die mit romantischem Zauber so viele Künstler
seiner Zeit gelockt und nicht wenige der Heimat
dauernd entführt hat, erwies sich unwirksam
bei dieser bodenständigen Natur. Außer der
Studienfahrt nach Italien, die er seiner künst-
lerischen Ausbildung schuldig zu sein glaubte,
hat er sich nur in seltenen Fällen freiwillig von
seiner Scholle gerührt. Und da es ihm be-
schieden war, zu hohen Jahren zu kommen,
ist er hinübergegangen in das Andenken der
Nachwelt als eine Inkarnation des Berlinertums
selbst mitseinernüchternenTüchtigkeit, seinem
Sarkasmus und einem Zug ins Bureaukratisch-
Philiströse.
k. buchhorn g. schadow
Die Kunst für Alle XXIV. 14. 15. April 1909.
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