Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0458
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John Lavery
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JOHN LAVERY • AN DER SEE
JOHN LAVERY
Von H. S.
Lavery ist nicht der Maler der großen Menge; bindet. Aber trotz alledem ist er ein typischer
nicht an ihren Geschmack appelliert seine Vertreter von Englands Kunst; seine Gestalten
Kunst und selten hat man daher auch auf sind englisch oder besser gesagt keltisch, nicht
den englischen „Season"-Ausstellungen seine nur der äußere Typus, auch der Geist,
Bilder gesehen. Aber trotzdem ist er kein die Seele dieser Rasse hat in ihm einen Dar-
Unbekannter geblieben; in der Stille wirkend, steller ohne gleichen gefunden,
hat er sich einen großen Kreis von Freunden Eine innige Freundschaft mit Whistler hat
erworben, und die Tatsache, daß er jahrelang ihm in frühen Jahren seinen Weg gezeigt und
die Geschicke der International Society in unbewußt ist er von ihm beeinflußt worden;
England geleitet hat, zeigt, welch hoher Wert- Whistler und der Altmeister Velazquez haben
Schätzung er sich besonders in englischen seiner Kunst, im besonderen seiner Bildnis-
Künstlerkreisen erfreut. Ich glaube fast, daß kunst, Paten gestanden; doch ist er, der in
man, trotz des nationalen Elements in seiner England so ganz seine eigenen Wege geht,
Kunst, ihm im Auslande, auf dem Kontinent den Vorbildern nicht blind gefolgt, selbständig
allgemeineres Verständnis entgegenbringt als hat er das bei ihnen Geschaute verarbeitet
in England selbst; auf dem Kontinent auch und in seine eigene Welt übertragen,
hat er, der geborene Irländer, der die erste Wunderbar ist es, wie die retizente Natur des
künstlerische Ausbildung in Schottland er- Künstlers, das fast Scheue in seiner Persön-
fuhr, sich sein „Finish" geholt, in Deutschland lichkeit überall vernehmlich aus seinen
sind seine besten Bilder entstanden und das, Schöpfungen spricht.
was ihn in England fast ganz abseits der Laverys Begabung ist eine vielseitige; nicht
großen Heerstraße stehen läßt, die Auffassung im Porträt allein, das in erster Linie seinen
und im besonderen die Art seiner Farben- künstlerischen Ruf begründet hat, leistet er
gebung ist es, was ihn mit den Kunstan- Außerordentliches; sein dekoratives Wand-
schauungen des Kontinents aufs innigste ver- gemälde im Stadthaus zu Glasgow, „Musik,
Die Kunst für Alle XXIV. 18. 15. Juni 1909.
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JOHN LAVERY
Von H. S.
Lavery ist nicht der Maler der großen Menge; bindet. Aber trotz alledem ist er ein typischer
nicht an ihren Geschmack appelliert seine Vertreter von Englands Kunst; seine Gestalten
Kunst und selten hat man daher auch auf sind englisch oder besser gesagt keltisch, nicht
den englischen „Season"-Ausstellungen seine nur der äußere Typus, auch der Geist,
Bilder gesehen. Aber trotzdem ist er kein die Seele dieser Rasse hat in ihm einen Dar-
Unbekannter geblieben; in der Stille wirkend, steller ohne gleichen gefunden,
hat er sich einen großen Kreis von Freunden Eine innige Freundschaft mit Whistler hat
erworben, und die Tatsache, daß er jahrelang ihm in frühen Jahren seinen Weg gezeigt und
die Geschicke der International Society in unbewußt ist er von ihm beeinflußt worden;
England geleitet hat, zeigt, welch hoher Wert- Whistler und der Altmeister Velazquez haben
Schätzung er sich besonders in englischen seiner Kunst, im besonderen seiner Bildnis-
Künstlerkreisen erfreut. Ich glaube fast, daß kunst, Paten gestanden; doch ist er, der in
man, trotz des nationalen Elements in seiner England so ganz seine eigenen Wege geht,
Kunst, ihm im Auslande, auf dem Kontinent den Vorbildern nicht blind gefolgt, selbständig
allgemeineres Verständnis entgegenbringt als hat er das bei ihnen Geschaute verarbeitet
in England selbst; auf dem Kontinent auch und in seine eigene Welt übertragen,
hat er, der geborene Irländer, der die erste Wunderbar ist es, wie die retizente Natur des
künstlerische Ausbildung in Schottland er- Künstlers, das fast Scheue in seiner Persön-
fuhr, sich sein „Finish" geholt, in Deutschland lichkeit überall vernehmlich aus seinen
sind seine besten Bilder entstanden und das, Schöpfungen spricht.
was ihn in England fast ganz abseits der Laverys Begabung ist eine vielseitige; nicht
großen Heerstraße stehen läßt, die Auffassung im Porträt allein, das in erster Linie seinen
und im besonderen die Art seiner Farben- künstlerischen Ruf begründet hat, leistet er
gebung ist es, was ihn mit den Kunstan- Außerordentliches; sein dekoratives Wand-
schauungen des Kontinents aufs innigste ver- gemälde im Stadthaus zu Glasgow, „Musik,
Die Kunst für Alle XXIV. 18. 15. Juni 1909.
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