Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909
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John Lavery
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-^4^> JOHN LAVERY <^^-
JOHNLAVERY MISS MC LAREN
dementsprechend. Die Farbe sagt ihm mehr
als uns andern und wir müssen lernen, ihn in
seiner Weise zu sehen, um ihn zu verstehen.
Lavery ist, wenn man diese seine Haupt-
eigenschaft als gegeben annimmt, unbedingter
Impressionist. Seine Bilder entfalten sich,
ohne daß das Auge auf Details hängen bleibt,
das Bild entwickelt sich aus einer Farben-
symphonie heraus. Vielleicht hat er in den
letzten Jahren in seiner rapiden Entwicklung
sich mehr und mehr von seiner Ueberzeugung
hinreißen lassen, aber er hat nicht zu manie-
rieren begonnen. Er hat sich fortentwickelt von
Bild zu Bild und seine Kritiker haben mit
Interesse vor wenigen Jahren das Bild eines
englischen Kirchenfürsten gesehen, in dem der
Künstler sich auf vollkommen neuen Bahnen
bewegte. Mehr als je hat in diesem Werke die
Farbe dazu gedient, die künstlerische Idee zum
Ausdruck zu bringen. Es ist aber mehr Auf-
merksamkeit als sonst auf das Objekt selbst
verwandt worden, die Wirkung ist plastischer
als man es sonst bei den Bildern Laverys ge-
wöhnt ist, der Hintergrund weniger durchge-
führt. Lavery ist ein Künstler der Milieus. Er
schafft in seinen Porträts Milieus und er sucht
sich seine Modelle besonders gern unter den
Frauen der englischen Gesellschaft. Was
Wunder, daß die Frauen der schönen Welt
zu ihm strömen, um sich von ihm verewigen
zu lassen. Unter ihnen hat er seine besten
Typen geschaffen. Die Frauen der englischen
Gesellschaft, die schon so manchen engli-
schen Künstler vor eine schwere Aufgabe ge-
stellt haben, diese Frauen, Leben atmend und
das Leben liebend, sind seine Objekte gewor-
den, und er hat sie gemalt wie wenig andere
vor ihm. Es ist nicht das leidenschaftliche
Moment, das er in der Frau sucht und ent-
deckt, er sieht in ihnen das Ruhige, das sehn-
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JOHNLAVERY MISS MC LAREN
dementsprechend. Die Farbe sagt ihm mehr
als uns andern und wir müssen lernen, ihn in
seiner Weise zu sehen, um ihn zu verstehen.
Lavery ist, wenn man diese seine Haupt-
eigenschaft als gegeben annimmt, unbedingter
Impressionist. Seine Bilder entfalten sich,
ohne daß das Auge auf Details hängen bleibt,
das Bild entwickelt sich aus einer Farben-
symphonie heraus. Vielleicht hat er in den
letzten Jahren in seiner rapiden Entwicklung
sich mehr und mehr von seiner Ueberzeugung
hinreißen lassen, aber er hat nicht zu manie-
rieren begonnen. Er hat sich fortentwickelt von
Bild zu Bild und seine Kritiker haben mit
Interesse vor wenigen Jahren das Bild eines
englischen Kirchenfürsten gesehen, in dem der
Künstler sich auf vollkommen neuen Bahnen
bewegte. Mehr als je hat in diesem Werke die
Farbe dazu gedient, die künstlerische Idee zum
Ausdruck zu bringen. Es ist aber mehr Auf-
merksamkeit als sonst auf das Objekt selbst
verwandt worden, die Wirkung ist plastischer
als man es sonst bei den Bildern Laverys ge-
wöhnt ist, der Hintergrund weniger durchge-
führt. Lavery ist ein Künstler der Milieus. Er
schafft in seinen Porträts Milieus und er sucht
sich seine Modelle besonders gern unter den
Frauen der englischen Gesellschaft. Was
Wunder, daß die Frauen der schönen Welt
zu ihm strömen, um sich von ihm verewigen
zu lassen. Unter ihnen hat er seine besten
Typen geschaffen. Die Frauen der englischen
Gesellschaft, die schon so manchen engli-
schen Künstler vor eine schwere Aufgabe ge-
stellt haben, diese Frauen, Leben atmend und
das Leben liebend, sind seine Objekte gewor-
den, und er hat sie gemalt wie wenig andere
vor ihm. Es ist nicht das leidenschaftliche
Moment, das er in der Frau sucht und ent-
deckt, er sieht in ihnen das Ruhige, das sehn-
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