ULRICH HÜBNER
AUFKLARENDES WETTER
Ausstellung der Berliner Secession
DIE ACHTZEHNTE AUSSTELLUNG DER BERLINER
SECESSION 1909
Von Robert Schmidt
"TN ie Berliner Secession blickt in diesem Früh- bewußte Weiterentwicklung konnte die Seces-
' jähr auf ein zehnjähriges Bestehen zurück. sion zu einer wirklich beachtenswerten Macht
Ein solcher Abschnitt fordert dazu heraus, den machen. An Sympathien hat's ihr wahrlich
zurückgelegten Weg zu überschauen, sich zu nicht gefehlt — (welche „Secessio" brauchte
fragen: ist die Arbeit dieser zehn Jahre eine darüber zu klagen?) —; nun aber hieß es,
segensreiche gewesen, hat die junge Jubilarin das Publikum fesseln, überzeugen. Oder, wir
ihre Daseinsberechtigung deutlich erwiesen? wollen sagen, sich ein Publikum schaffen und
Sicherlich kann man diese Fragen mit einem erziehen. Und diesen Zweck haben die Aus-
„Ja" beantworten. Auf jeden Fall ist eine Stellungen in der Kantstraße und später am
neue, frische Strömung in das Berliner Kunst- Kurfürstendamm sicher erreicht. Wir freuen
und Künstlerleben gekommen, seit 1899 sich uns auf jede neue dieser Jahresrevuen —
die Spaltung vollzog. „Kampf hält die Kräfte mehr als auf die am Lehrter Bahnhof —, weil
rege"; so wirkte die oppositionelle Absonde- uns eine große Reihe der Secessionskünstler
rung einer kleinen, fortschrittlich gesinnten eng ans Herz gewachsen ist. Wir können
Künstlerschar nicht nur auf diese selbst, son- kaum erwarten, was wir Neues von Lieber-
dern auch auf den zurückgebliebenen Koloß mann, Slevogt, Trübner und vielen anderen
anfeuernd und auffrischend. Aber mit der längst bewährten Kräften zu sehen bekommen.
Tatsache des Secessionierens selbst durfte es Und über eins brauchen wir uns nie beklagen:
nicht sein Bewenden haben; erst eine ziel- über Langweiligkeit. Hier ist eine der Wetter-
Die Kunst für Alle XXIV. 19. 1. Juli 1909 44 1 56
Published July 1909. Privilege of Copyright in the United Staigs reserved under thc Act approved March 3, 1905 by F. Bruckmann A.-G., Munich
AUFKLARENDES WETTER
Ausstellung der Berliner Secession
DIE ACHTZEHNTE AUSSTELLUNG DER BERLINER
SECESSION 1909
Von Robert Schmidt
"TN ie Berliner Secession blickt in diesem Früh- bewußte Weiterentwicklung konnte die Seces-
' jähr auf ein zehnjähriges Bestehen zurück. sion zu einer wirklich beachtenswerten Macht
Ein solcher Abschnitt fordert dazu heraus, den machen. An Sympathien hat's ihr wahrlich
zurückgelegten Weg zu überschauen, sich zu nicht gefehlt — (welche „Secessio" brauchte
fragen: ist die Arbeit dieser zehn Jahre eine darüber zu klagen?) —; nun aber hieß es,
segensreiche gewesen, hat die junge Jubilarin das Publikum fesseln, überzeugen. Oder, wir
ihre Daseinsberechtigung deutlich erwiesen? wollen sagen, sich ein Publikum schaffen und
Sicherlich kann man diese Fragen mit einem erziehen. Und diesen Zweck haben die Aus-
„Ja" beantworten. Auf jeden Fall ist eine Stellungen in der Kantstraße und später am
neue, frische Strömung in das Berliner Kunst- Kurfürstendamm sicher erreicht. Wir freuen
und Künstlerleben gekommen, seit 1899 sich uns auf jede neue dieser Jahresrevuen —
die Spaltung vollzog. „Kampf hält die Kräfte mehr als auf die am Lehrter Bahnhof —, weil
rege"; so wirkte die oppositionelle Absonde- uns eine große Reihe der Secessionskünstler
rung einer kleinen, fortschrittlich gesinnten eng ans Herz gewachsen ist. Wir können
Künstlerschar nicht nur auf diese selbst, son- kaum erwarten, was wir Neues von Lieber-
dern auch auf den zurückgebliebenen Koloß mann, Slevogt, Trübner und vielen anderen
anfeuernd und auffrischend. Aber mit der längst bewährten Kräften zu sehen bekommen.
Tatsache des Secessionierens selbst durfte es Und über eins brauchen wir uns nie beklagen:
nicht sein Bewenden haben; erst eine ziel- über Langweiligkeit. Hier ist eine der Wetter-
Die Kunst für Alle XXIV. 19. 1. Juli 1909 44 1 56
Published July 1909. Privilege of Copyright in the United Staigs reserved under thc Act approved March 3, 1905 by F. Bruckmann A.-G., Munich