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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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-*4^> VON AUSSTELLUNGEN <^v~

max kruse büste walter leist1kows

Ausstellung der Berliner Secession

FRANKFURT a. M. Im Kunstverein bekam man
* leider nur etwa zehn Tage die neuesten Schöp-
fungen Rudolf Guddens zu sehen. Gudden, der
für die Erscheinungen von Sonne und Licht starke
Reaktionen besitzt, fühlt sich wohl triebmäßig zu den
scharfen Gegensätzen, wie sie die Natur des Südens
bildet, hingezogen. Es ist daher meist Spanien, das
ihm die Vorwürfe für seine Landschaften und figürli-
chen Szenen gibt, in all diesen Bildern zeigterin reifer
breiter Technik die scharfe Scheidung von hellstem
Licht neben kräftigem Schatten. Als eines der besten
Bilder sei die >Straße in Imenac genannt. — Der
Kunstsalon Schneider bringt eine kleine Kollektion
französischer Bilder, unter denen Gustave Cour-
bet am reichhaltigsten vertreten ist. Stets von neuem
erkennt man, wie sehr die moderne Malerei gerade
diesem herben Meister Grundlegendes verdankt, und
so wird das Betrachten eines jeden Werkes seiner Hand
ein Anlaß zu erneuter Anregung. Unter den Por-
träts das bekannte Bildnis von Bördel und in doppelter
Vertretung >La belle Irlandaise«. Neben Courbet
noch Fantin Latour und einige kleinere Bilder
von Monet, worunter >Vernon im Nebel< wegen
des Reichtums an zarten Nuancen erwähnt zu wer-
den verdient. — Bei Rudolf Bangel fordern einige
Bilder des Münchners C. Paass Aufmerksamkeit.
Seine besten Eigenschaften liegen auf dem Gebiete
der Zeichnung, während ihm das modern Malerische
ferne steht. Daher auch die Tendenz zum dekorativ
Monumentalen, die sich an fast allen Werken beob-
achten läßt. Als beste Bestätigung mag des Künst-
lers >Nacht< genannt sein. Einem Tondo fügt sich

ein überlebensgroßes Weib ein, in absichtlicher Sym-
metrie der gehobenen Arme und des schematisch ge-
haltenen Gewandes. Ein männlicher Akt gegen den
Himmel sich abhebend, gibt uns die beste Anschau-
ung von der harten, aber klaren Formenwelt des
Künstlers. Selbst beim Porträt muß die Zeitkleidung
um der ruhigen Wirkung willen sich eine Umwand-
lung ins Dekorative gefallen lassen. z.

UAMBURG. In den permanenten Ausstellungs-
* räumen des Kunstvereins befindet sich jetzt eine
Sammelausstellung vonWerken des Prof. Friedrich
Kallmorgen. Dieser Künstler ist bei uns ein sel-
tener Gast. Obwohl in Altona geboren, also zu neun-
zehn Zwanzigsteln Hamburger, und obwohl in seinen
Adern derselbe dänisch-holländische Bluts ropfen
rumort, der die niedersächsische Kunst im allge-
meinen und die Hamburger im besonderen beein-
flußte, ist hier nicht recht seines Bleibens. In Münch-
ner und Berliner Ausstellungsverzeichnissen ist
sein Name häufiger zu lesen als in solchen Ham-
burgs. Das macht es entbehrlich, über das Allge-
meine seiner Kunst weiter auszuholen. Es ist eine
gesunde, realistische Männerkunst, kräftig in der
Zeichnung und nicht ohne Strenge in Struktur und
Farbe. Daß er Hamburg in seines Herzens Klause
einen heimlichen Liebesaltar aufgerichtet hat, auch
wenn er öffentlich davon nichts merken läßt, zeigen
die mit großem malerischen Schmiß entworfenen
Zeichnungen aus dem alten Hamburg und die Elb-
und Hafenbilder, die im Gegenstande die Ausstellung
beherrschen. Wer sonst nie von der Kraft der zur

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