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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0506

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-5=^> NEUE KUNSTLITERATUR — PERSONAL-NACHRICHTEN <ö^-

Pastor, das sind die beiden Konstanten seiner Indi- nicht nötig, einen Führer zu sich selbst zu geben,
vidualität; aber der dürfte schlecht beraten sein, der Trotzdem lesen wir die Aufsätze dieses Künstlers,
damit diese Persönlichkeit erschöpft glaubte. Gleich- dessen gewandte und geistreiche Essays uns aus man-
wohl: etwas vom Politiker und etwas vom Pastor ist chem Ausstellungskatalog, aus manchem Feuilleton
auch in dieses Kunstbüchlein hereingeraten. Das bekannt sind, aufs neue mit Genuß. Namentlich
macht: Naumann sieht alles viel stofflicher als wir. gilt das von seinen »Biographischen Notizen und Er-
Unsere Kunstschlagworte und unsere festen kriti- innerungen«, die das Bändchen einleiten und uns in-
schen Formeln schätzt er gering. Er tritt als ge- teressante Aufschlüsse über den künstlerischen und
bildeter Laie mit gutem Geschmack vor ein Kunst- menschlichen Entwicklungsgang des Künstler-Autors
werk und zergliedert es fein und sorgsam wie ein darbieten, den, was wohl nicht allgemein bekannt ist
Chirurg . . . Das Entscheidende ist aber nicht, daß und heute fast etwas verwunderlich erscheint, kein
Naumann überhaupt Kunstkritik betreibt, sondern anderer als Anselm Feuerbach der Kunst zugeführt
wie er sie betreibt. Man darf mich nicht mißver- hat. Von den sonstigen Aufsätzen ist der bereits
stehen, wenn ich sage, daß mich Naumanns Kunst- früher publizierte Essay > Die Verwirrrung der Kunst-
kritiken ein wenig an Kerrs Theaterkritiken erinnern, begriffe* der bedeutendste.— Hat Trübners Kunst,
Natürlich weder im Ton noch in der Situierung der wie ich bemerkte, auch keine literarische Interpre-
Weltanschauung. Das Gemeinsame ist vielmehr: tierung nötig, so trägt ein Blick in seine geistige
Hinauswachsen über den kritischen Gegenstand, Werkstatt, wie sie uns dieses Buch vermittelt, immer-
produktive Kritik, Aufreißen eines Kulturhorizonts hin nicht unwesentlich zum tieferen Verständnis von
von ungeahnter Weite, Einordnung des kleinsten Kunst und Künstler bei. g.j. w.
Kulturdokuments in ein Kulturganzes. Naumann er-
geht es nicht wie der kritischen Fliege Carlyles, die
den Säulenknauf, auf dem sie sich niedergelassen, in

PERSONAL - NACHRICHTEN

allen Einzelheiten sieht, aber den Blick fürs Ganze LJAMBURG. Dem Maler und Radierer John Phi-
nimmer haben kann; er besitzt Großzügigkeit und lipp ist der Professortitel verliehen worden,

sieht die Kulturzusammenhänge. Gegenüber solchen liyfÜNCHEN. Professor Adolf Hengeler in Mün-

Vorzügen ist es kleinlich, an Einzelheiten zu nörgeln. 1V1 chen ist mit der Ausführung von vier Bildern

Was, das heißt worüber Naumann schreibt, ist ja fur die wände des Rathaussaales in Freising beauf-

gleichgültig, das Wie bleibt bei ihm die Hauptsache. tragt worden. Hierfür und für die Professor Karl

g.J.w. Wähler von der Münchener Kunstgewerbeschule

Trübner, Wilhelm. Personalien und übertragenen dekorativen Bemalungen sind aus den

Prinzipien, brosch. M. 3.-, geb. M. 4.—. Berlin, budgetmäßigen Mitteln des Fonds zur Pflege und

Bruno Cassirer. Förderung der Kunst durch den Staat M. 13000.—

Mehr und mehr lernen unsere bildenden Künstler zur Verfügung gestellt worden,
die Feder führen und die Gedanken, von denen ihre w _ .... . ,, ,
Kunst getragen wird, auch schriftlich fixieren. R°.M- Dem in Leipzig geborenen Maler_und Ra-
Mancher komplizierte Künstlercharakter wird uns *V d.erer Otto Greiner wurde vom Konig von
durch solche Selbstanalysierung erst verständlich Sachsen der Professortitel verliehen,
und zugänglich, und man ist geneigt, aus solchen DOM. Der diesjährige Mullerpreis von 11000 Lire
Gründen dem Goethewort >Bilde Künstler, rede wurde dem Maler Aristide Sartorio für dessen
nicht!« seine Bedeutung in dieser Zeit abzuerkennen. großes Gemälde »Monte Circeo« zugesprochen.
— Trübner braucht seine klare und selbstverständ-
liche Kunst nun freilich nicht literarisch zu um-
schreiben oder gar zu rechtfertigen und er hat es Hähnel.

^ESTORBEN: In Schmiedeberg bei Dresden im
Alter von 85 Jahren der Tierbildhauer H. J.

SALOME

NIKOLAUS FRIEDRICH

Aasstellung der Berliner Secession

Redaktionsschluß: 25. Mai 1909 Ausgabe: 10. Juni 1909

Herausgeber: F.Schwartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

Sämtlich in München
 
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