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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Schmidt, Robert: Die grosse Berliner Kunstausstellung 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0508

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DIE JURY DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1909
Sitzend von links nach rechts: Prof. F. Skarbina, Prof. G. Koch, Rad. Krostewitz, Maler Engelhardt, Prof. Hans Meyer, Maler L. Sandrock,
Prof. H. Looschen. Stehend: Prof. M. Unger, Maler Hochhaus, Baurat Seeling, Prof. Baumbach, Prof. O. Frenzel, Bildhauer Boeltzig,

Baurat Wolffenstein, Prof. Conr. Kiesel, I. Vorsitzender.

DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1909

Von Robert Schmidt

Jedes Jahr von neuem erfordert es einen
schweren Entschluß, sich zum Besuche des
riesigen Ausstellungspalastes am Lehrter Bahn-
hof aufzuraffen. Man stöhnt bei dem Gedan-
ken an die endlosen Säle, an das stunden-
lange Wälzen des Kataloges, man fühlt im
Geiste die müden Beine und schmerzenden
Augen, mit denen man sich aufatmend unter
dem Stadtbahnbogen hindurch zur wohlverdien-
ten Erquickung im Restaurationspark schleppt.
Denn der Berichterstatter hat nicht die Zeit,
wochenlang seine Tage hier zu verbringen,
er kann nicht in Muße mal hier mal da an
einer künstlerischen Delikatesse nippen; bei
allem Wohlwollen, das er von Natur besitzt,
bei allem Verantwortlichkeitsgefühl, das ihm
von Berufs wegen immer wieder das Gewissen
peinigt: es ist ihm einfach unmöglich, alle
diese Kunstwerke so in sein Gedächtnis auf-

zunehmen, daß er sich dann zu Haus an den
Schreibtisch setzen und mit völliger Objek-
tivität seinen Bericht verfassen könnte. Kleinere
Ausstellungen, wie etwa die der Secession,
ermöglichen es, sich das Bild jedes Kunst-
werkes im Geiste leidlich klar zu reprodu-
zieren ; am Lehrter Bahnhof ist diese Mög-
lichkeit von vornherein ausgeschlossen. Und
so möge man dem Referenten nachfühlend
verzeihen, wenn er bekennt, an Hunderten
von Bildern nach kurzem Blick vorbeigegan-
gen zu sein und nur da länger verweilt zu
haben, wo er an Stil, an Zeichnung, an Farbe
alte, bewährte Bekannte antraf, oder wo ein
interessantes Motiv darauf deutete, daß hier
vielleicht eine wertvolle neue Bekanntschaft
zu machen sei. Nie wird der Besuch der
Großen Berliner erfreulich sein können, wenn
nicht die Aufnahme-Kommission sich dazu ent-

Die Kunst für Alle XXIV. 20. 15. Juli 1909

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